Ein Kraftwerksdinosaurier in einem neuen Energiezeitalter
(Quelle: wikipedia)
Heute betreibt die GDF-SUEZ das Kraftwerk, das bei einer Nettoleistung von 350 MW Nettoleistung jährlich mehr als 2,2 Milliarden Kilowattstunden Strom aus importierter Steinkohle erzeugt. Nach den Angaben des Unternehmens konnten durch den Einbau modernster Brenner- und Feuerungstechniken und einer dreistufigen Rauchgasreinigung die Emissionen in den letzten Jahren deutlich verringert werden.
Die Reststoffe aus der Kohleverbrennung werden in Baumaterialien umgewandelt, wobei der Transport wie bis vor Kurzem bei der Steinkohle über eine Schiffsverladestation an der Weser erfolgt. Zur Zwischenlagerung der Flugasche wurde 1999 ein Saisonsilo gebaut, um die Bauindustrie unabhängig von den Jahreszeiten beliefern zu können. Neben dem 150 m hohen Kamin ist dieses farbige Silo ein Erkennungszeichen des Kraftwerks. Ein Unternehmensfilm geht vor allem auf diese Umweltaspekte der Stromerzeugung in Farge ein.
Seit 2001 wird auch Klärschlamm aus der benachbarten Kläranlage im Kohlekessel verbrannt.
Kraftwerk von der Weser aus gesehen
Die Schadstoffbelastung durch das Kraftwerk Farge, das der Eigentümer, der französische Konzern GDF Suez, nach einem Bericht des Weser-Kuriers erst 2024 schließen will, lässt sich durch zwei Vergleiche veranschaulichen:Nach den vorgeschriebenen Unternehmensmeldungen ergibt sich für den Zeitraum 2001-2010 folgende Entwicklung:
Meldepflichtiger Schadstoffausstoß in kg/Jahr
Danach konnte in Farge der Feinstoffaustausch so stark reduziert werden, dass er unter dem Schwellenwert liegt, der eine Meldepflicht zur Folge hat.
Angestiegen sind hingegen die Mengen an Chlor und Quecksilber.
Anfang 2010 hat ein Anwohner die Umweltbelastungen durch das Kraftwerk problematisiert, der wegen der Kohlelagerung und der Aschedeponie Petitionen an die Bremische Bürgerschaft richtete. Außerdem stellte er zur Unterstützung seiner Petition einen Vergleich des Kraftwerks in Farge mit
dem hessischen Kraftwerk Staudinger Großkrotzenburg ins Netz. Daraus folgerte er, dass „das Problem Kohlelagerung in Kraftwerken in einem CDU/FDP regierten Bundesland für die Umwelt, für die Bürger und für die Bevölkerung optimaler gelöst wurde als vergleichsweise im SPD/Grüne/Bündnis90 geführten Bundesland Bremen“
Inzwischen ist bei diesem Kraftwerk nach der Stilllegung von zwei älteren Steinkohleblöcken Ende 2012 nur noch ein Steinkohleblock in Betrieb, der 1992 ans Netz gegangen ist.
Aktuell werden in Vegesack und Blumenthal Lärmbelastungen durch eine Umstellung der Logistik befürchtet, da aus Kostengründen das Kraftwerk ab April nicht mehr direkt von Frachtschiffen, sondern durch täglich vier Kohlezüge vom Jade-Weser-Port aus Wilhelmshaven beliefert werden soll.
Kraftwerk vom Fährhaus Farge aus gesehen
dem hessischen Kraftwerk Staudinger Großkrotzenburg ins Netz. Daraus folgerte er, dass „das Problem Kohlelagerung in Kraftwerken in einem CDU/FDP regierten Bundesland für die Umwelt, für die Bürger und für die Bevölkerung optimaler gelöst wurde als vergleichsweise im SPD/Grüne/Bündnis90 geführten Bundesland Bremen“
Inzwischen ist bei diesem Kraftwerk nach der Stilllegung von zwei älteren Steinkohleblöcken Ende 2012 nur noch ein Steinkohleblock in Betrieb, der 1992 ans Netz gegangen ist.
Aktuell werden in Vegesack und Blumenthal Lärmbelastungen durch eine Umstellung der Logistik befürchtet, da aus Kostengründen das Kraftwerk ab April nicht mehr direkt von Frachtschiffen, sondern durch täglich vier Kohlezüge vom Jade-Weser-Port aus Wilhelmshaven beliefert werden soll.
Kraftwerk vom Fährhaus Farge aus gesehen
Umweltbelaster Kraftwerk Farge im Vergleich
Die Schadstoffbelastung durch das Kraftwerk Farge, das der Eigentümer, der französische Konzern GDF Suez, nach einem Bericht des Weser-Kuriers erst 2024 schließen will, lässt sich durch zwei Vergleiche veranschaulichen:Nach den vorgeschriebenen Unternehmensmeldungen ergibt sich für den Zeitraum 2001-2010 folgende Entwicklung:
Meldepflichtiger Schadstoffausstoß in kg/Jahr
Schadstoff
|
Schwellenwert
|
2001
|
2004
|
2010
|
Arsen
|
20,0
|
36,8
|
33,2
|
33,4
|
Chlor
|
10.000,0
|
29.400,0
|
26.500,0
|
36.500,0
|
Quecksilber
|
10,0
|
78,6
|
70,6
|
106,0
|
Stickoxide
|
110.000
|
1.070.000,0
|
956.000,0
|
697.000,0
|
Schwefeloxide
|
150.000
|
808.000,0
|
726.000,0
|
585.000,0
|
Danach konnte in Farge der Feinstoffaustausch so stark reduziert werden, dass er unter dem Schwellenwert liegt, der eine Meldepflicht zur Folge hat.
Angestiegen sind hingegen die Mengen an Chlor und Quecksilber.
Kraftwerk vom Parkplatz aus gesehen
Noch aufschlussreicher ist ein Vergleich mit dem Kraftwerk Staudinger, das e.on größtenteils erheblich früher stilllegen will und schon früher als Beispiel herangezogen wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Berichtsjahr 2010 beim hessischen Kraftwerk vier Steinkohleblöcke mit Nettoleistungen zwischen 249 MW und 510 MW sowie ein Erdgas/Heizöl-Block mit 622 MW, d.h. insgesamt damit 1.923 MW, in Betrieb waren, während der Vergleichswert für Farge nur 350 MW betrug.
Der Ausstoß an Kohlendioxid ist also weitgehend eine Folge der unterschiedlichen Leistung, die aus einer unterschiedlich großen Mengen an verbrannter Kohle resultiert.
Schadstoffausstoß der Kraftwerke Farge und Staudinger 2010 in kg/Jahr
-: nicht meldepflichtig, da unter dem Schwellenwert; es bedeutet also nicht 0!
Wie diese Zahlen zeigen, kann man der Aussage des Kraftwerks Farge, dass es „konsequent auf Technologien“ gesetzt hat, „die helfen, die Umwelt wirksam zu entlasten“ nur teilweise zustimmen. Es konnten zwar vermutlich „durch den Einbau modernster Brenner- und Feuerungstechniken und einer dreistufigen Rauchgasreinigung“ „Reststoffe aus der Kohleverbrennung in hochwertige Baumaterialien umgewandelt“ werden, wie die Reduktion der Feinstaubmenge belegt.
Mehr als fraglich ist es jedoch, ob es sich tatsächlich um „alle anfallenden Reststoffe aus der Kohleverbrennung“ handelt, wie auf der Webseite behauptet wird. Die hohen Werte für Distickoxide, Chlor und Quecksilber stellen diese Aussage jedenfalls sehr deutlich infrage.
Noch fragwürdiger wird das ökologische Eigenlob, wenn man die unterschiedliche Leistung der beiden Kraftwerke berücksichtigt und die Zahlen für Farge mit dem Faktor 6 oder zumindest 3 multipliziert, wie es die MW-Zahlen und die Kohlendioxidmenge nahe legen.
Eingang zum Kraftwerk
Quelle:
www.eper.de und www.thru.de
Noch aufschlussreicher ist ein Vergleich mit dem Kraftwerk Staudinger, das e.on größtenteils erheblich früher stilllegen will und schon früher als Beispiel herangezogen wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Berichtsjahr 2010 beim hessischen Kraftwerk vier Steinkohleblöcke mit Nettoleistungen zwischen 249 MW und 510 MW sowie ein Erdgas/Heizöl-Block mit 622 MW, d.h. insgesamt damit 1.923 MW, in Betrieb waren, während der Vergleichswert für Farge nur 350 MW betrug.
Der Ausstoß an Kohlendioxid ist also weitgehend eine Folge der unterschiedlichen Leistung, die aus einer unterschiedlich großen Mengen an verbrannter Kohle resultiert.
Schadstoff
|
Schwellenwert
|
KW Staudinger
|
KW Farge
|
Kohlendioxid
|
100.000.000
|
4.480.000.000
|
1.560.000.000
|
Kohlenmonoxid
|
500.000
|
-
|
783.000
|
Stickoxide
|
100.000
|
2.770.000
|
497.000
|
Schwefeloxide
|
150.000
|
665.00
|
585.000
|
Feinstaub
|
50.000
|
69.900
|
-
|
Distickoxide
|
10.000
|
48.400
|
200.000
|
Methan
|
100.000
|
-
|
140.000
|
Fluor
|
5.000
|
20.300
|
-
|
Chlor
|
10.000
|
11.900
|
36.500
|
Ammoniak
|
10.000
|
-
|
11.500
|
Chrom
|
100
|
192
|
-
|
Nickel
|
50
|
131
|
57,4
|
Arsen
|
20
|
113
|
33,4
|
Quecksilber
|
10
|
45,6
|
106,0
|
Cadmium
|
10,0
|
19,1
|
-
|
Wie diese Zahlen zeigen, kann man der Aussage des Kraftwerks Farge, dass es „konsequent auf Technologien“ gesetzt hat, „die helfen, die Umwelt wirksam zu entlasten“ nur teilweise zustimmen. Es konnten zwar vermutlich „durch den Einbau modernster Brenner- und Feuerungstechniken und einer dreistufigen Rauchgasreinigung“ „Reststoffe aus der Kohleverbrennung in hochwertige Baumaterialien umgewandelt“ werden, wie die Reduktion der Feinstaubmenge belegt.
Mehr als fraglich ist es jedoch, ob es sich tatsächlich um „alle anfallenden Reststoffe aus der Kohleverbrennung“ handelt, wie auf der Webseite behauptet wird. Die hohen Werte für Distickoxide, Chlor und Quecksilber stellen diese Aussage jedenfalls sehr deutlich infrage.
Noch fragwürdiger wird das ökologische Eigenlob, wenn man die unterschiedliche Leistung der beiden Kraftwerke berücksichtigt und die Zahlen für Farge mit dem Faktor 6 oder zumindest 3 multipliziert, wie es die MW-Zahlen und die Kohlendioxidmenge nahe legen.
Eingang zum Kraftwerk
Aber es gibt noch weitere
interessante Vergleiche, so mit einem ähnlichen Kohlekraftwerk, das 2012
geschlossen werden soll, und mit einem modernen Gas- und Dampfkraftwerk. Dabei
stoßen das Kohlekraftwerk in Kiel und das moderne, erheblich leistungsstärkere
Kraftwerk im westfälischen Hamm-Uentrup außer Kohlendioxid kaum noch andere
Schadstoffe aus. Das ist zumindest für die Anwohner sehr erfreulich, da
Kohlendioxid ja für den menschlichen Körper kein Gift ist, sondern nur zur
Erderwärmung beiträgt.
Gesundheitlich bedenklich
sind daher nur noch Stickoxide und beim Kohlekraftwerk in Kiel auch eine
allerdings geringere Menge von Schwefeloxiden.
Für beide
Vergleichskraftwerke liegen hingegen die Werte für Methan, Chlor, Ammoniak,
Nickel, Arsen und Quecksilber anders als beim Kraftwerk Farge unterhalb der
Schwellewerte. Sie müssen also nicht gemeldet werden.
Obwohl das
Gemeinschaftkraftwerk Kiel damit die Umwelt erheblich weniger belastet als das
Kraftwerk Farge soll es 2015 abgebaut und durch ein modernes Gaskraftwerk
ersetzt werden. Den Grund liefern die Zahlen für das Trianel Gas-und Dampfkraftwerk, das im Jahr 2007
nach zweijähriger Bauphase Ende 2007 ans Netz ging. Hier wird die Atmosphäre
neben deutlich weniger Kohlendioxid, wenn man die Leistung berücksichtigt, nur
noch durch Stickoxide in nennenswertem Ausmaß belastet.
Gleichzeitig liegt der Wirkungsgrad um über ein Drittel über dem
des Kraftwerks in Farge. Oder anders ausgedrückt: Die Kohlemenge, die man in
Farge für drei Jahre benötigt, würde bei der in Hamm-Uentrup erreichten
Effizienz vier Jahre reichen. Dank der modernen Technik werden also deutlich
weniger Energieträger verbraucht, die auf der Erde nur in begrenzter Menge
vorhanden sind, und außerdem ist der Schadstoffaustausch erheblich niedriger.
Zudem führt der Transport von Gas zu keiner Lärmbelästigung.
Schadstoffbelastungen
durch das KW Farge, das GK Kiel und das KW Hamm-Uentrup im Jahr 2010.
Schadstoff
|
KW Farge
|
GK Kiel
|
KW Hamm-Uentrup
|
Kohlendioxid, nicht biogen
|
1.560.000.000
|
1.830.000.000
|
1.380.000.000
|
Kohlendioxid, Gesamt
|
1.560.000.000
|
1.830.000.000
|
1.380.000.000
|
Kohlenmonoxid
|
783.000
|
-
|
-
|
Stickoxide
|
497.000
|
1.250.000
|
800.000
|
Schwefeloxide
|
585.000
|
416.000
|
-
|
Feinstaub
|
-
|
-
|
-
|
Distickoxide
|
200.000
|
-
|
-
|
Methan
|
140.000
|
-
|
-
|
Fluor
|
-
|
-
|
-
|
Chlor
|
36.500
|
-
|
-
|
Ammoniak
|
11.500
|
-
|
-
|
Chrom
|
-
|
-
|
-
|
Nickel
|
57,4
|
-
|
-
|
Arsen
|
33,4
|
-
|
-
|
Quecksilber
|
106,0
|
-
|
-
|
Cadmium
|
-
|
-
|
-
|
Baujahr
|
1924/1969
|
1970
|
2007
|
Energieträger
|
Steinkohle/ Klärschlamm
|
Steinkohle
|
Erdgas
|
Bruttoleistung
|
343 MW
|
354 MW
|
850 MW
|
Wirkungsgrad
|
42,5 %
|
39,6 %
|
57,5 %
|
Quelle:
www.eper.de und www.thru.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen