Mittwoch, 15. Juli 2015

BWK: Museum, virtuell


Vorüberlegungen zu einem virtuellen BWK-Museum:




Ein digitaler Lernort mit sozialer Bodenhaftung 


Der Förderverein Kämmereimuseum plant ein „digitales“ Museum, das ein „außerschulischer Lernort“ sein soll. Diese Begriffe sind inhaltlich bisher wenig festgelegt. Daher sollen hier mögliche Konkretisierungen aufgezeigt werden, wie auf der Grundlage der digitalisierten Materialien des Vereins Fragen aus dem Bereich „Schafe – Wolle – Mode“ erarbeitet und beanwortet werden können.

Ein weiterer Vorschlag bezieht sich auf ein ergänzendes Mitmach-Museum, in dem die Besucher selbst sinnliche Erfahrungen mit der Verarbeitung von Rohwolle machen und Einblicke in das Schaffen von Kunsthandwerkern gewinnen können, die das Material Wolle verwenden.




Damit könnte das BWK-Museum in Blumenthal eine Einheit aus einem Erinnerungs-, einem virtuellen und einem Mitmach-Bereich werden, die sich gegenseitig ergänzen und den Erwartungen zahlreicher potenzieller Besucher entsprechen.



                                        BWK-Sortiergebäude 43/44 (Quelle: Förderverein)



Museen als Räume für lebenslanges Lernen


Sammlungen „materieller Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt“, die „beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt gemacht und ausgestellt“ werden, also die Institutionen, die man üblicherweise Museen nennt, sind einem erheblichen Legitimationsdruck ausgesetzt, wenn sie nicht über einen großzügigen Sponsor oder Mäzen verfügen.

In Zeiten leerer öffentlicher Kassen und einer Vielzahl anderer Aufgaben, die ebenfalls Steuergelder erfordern, können sie sich nicht auf die Patina oder auch den Staub einer langen Tradition verlassen, sondern müssen ihre Ausgaben für die Gebäude, das Personal sowie aktuelle Ausstellungen und ein modernes Marketing rechtfertigen und begründen. Dazu ist es erforderlich, ihre Leistungen für die Gesellschaft herauszustellen. Dabei können sie sich nicht mehr ausschließlich auf die Highlights einmaliger Sammlungen verlassen, die einem bekannten Museum früher bereits eine Bestandsgarantie verschaffen. Auch die positiven Urteile von Museumsfachleuten sind nicht vorrangig gefragt, sondern mehr und mehr werden die Besucherzahlen herangezogen. Museen müssen sich daher darum bemühen, die Erwartungen und Wünsche potenzieller Besucher zu erkennen und ihre Sammlung, vor allem jedoch die Vermittlungsarbeit entsprechend auszurichten. Es reicht daher nicht mehr, sich auf die eigene Tradition oder die Einmaligkeit einzelner Exponate zu verlassen.

Daher erhält zumindest aus der Sicht der Öffentlichkeit seit den 1970_er Jahren die Museumspädagogik einen wachsenden Stellenwert, da die „Aura des historischen und künstlerischen Originals“ (Paatsch) in der Regel nicht für sich selbst spricht, sondern die meisten Museumsbesucher eine didaktische Unterstützung benötigen, um Exponate beurteilen und einordnen zu können.

Damit wurde das Museum als Lernort entdeckt, für den nach und nach eine Reihe von didaktischen Methoden entwickelt wurden, die sich mehr oder weniger eng an die Schul- und Erwachsenenpädagogik anlehnen. Das zeigt exemplarisch der Versuch, die klassische Museumsführung als ‘Frontalunterricht im Gehen’ zu kennzeichnen und durch neue interaktive Formen der Vermittlung zu ergänzen und zu ersetzen. Das führte auch zu einer veränderten Sicht der Exponate, die nicht mehr als einmalige Kunstwerke oder Raritäten verehrt wurden, sondern von ihrem hohen Podest gerückt und sich einer Diskussion mit den Besuchern stellen mussten, die nicht in jedem Fall besonders sachkundig ist. Die Museumsmitarbeiter konnten bei dieser Entwicklung der Museen von Musentempeln zu profanen Lernorten nicht selten erstaunt feststellen, dass der Durchschnittsbesucher eine Reihe grundlegender Lernsequenzen benötigt.


Um diese Defizite zu schließen, wird daher beispielsweise im Bremer Focke-Museum (Hohlfeld) ein Mediaguide zur Verfügung gestellt, über den die Besucher entsprechend ihren Vorkenntnissen und Interessen Zusatzinformationen abrufen können. Auch hat man Eigenaktivitäten der Besucher in das Vermittlungsprogramm aufgenommen. Daher kann man etwa im Anschluss an das Thema „Bremen im Mittelalter“ auf Wachstafeln schreiben, Stadtsiegel gießen und Pilgerzeichen herstellen.



                                            Focke-Museum in Bremen


Speziell für Kinder und Jugendliche wird seit 2003 mit „Fockes Labor“ ein Experimentierraum angeboten, in dem selbständig und spielerisch an Originalen wie mittelalterlichen Keramikfragmenten, archäologischen Knochenfunden, historische Münzen und typischen Möbelhölzern ge

forscht werden kann. Dabei gilt die für Museen nicht gerade selbstverständliche Aufforderung: Bitte berühren! Die Ergebnisse dieser praktischen Untersuchungsarbeiten, also etwa restaurierte Keramikscherben oder mit Stempel und Hammer geprägte Münzen können anschließend mitgenommen werden.

Ein weiterer eigener Aktionsraum steht mit dem Studio Focke zur Verfügung, in dem man Puppen basteln und Puppenspiele aufführen, technische Anlagen mit Stabilbaukästen oder Legosteinen konstruieren, mit Sichttelegraphen und Morseapparaten kommunizieren und selbstkonstruierte und programmierte Roboter einsetzen kann.

Damit ist das Museum also heute nicht mehr eine Ausstellungsfläche für einmalige Exponate, sondern ein Raum, in dem die Besucher entsprechend ihren jeweiligen Präferenzen forschen und lernen können
.


Die Herausforderungen des Internetzeitalters



Mehr und mehr haben die Museen inzwischen sogar das Monopol für einen Blick auf ihre Exponate verloren. Zumindest im Bereich der Kunstmuseen zeigt das google-Unternehmen „Art Project“ die Möglichkeiten des Internets im musealen Bereich. Dieses Internetangebot stellt seit dem 1. Februar 2011 die Exponate bekannter Kunstmuseen ins Netz. Inzwischen beteiligen sich daran der 325 Museen vom Akropolis-Museum in Athen bis zum Museum of Modern Art (MoMa) in New York.




                                                                Art Project

Auf diese Weise kann man heute beispielsweise Rembrandts „Nachtwache“,
Botticellis „Geburt der Venus“ oder Raphaels „Sixtinische Madonna“ in aller Ruhe auf einem Monitor überall dort betrachten, wo man dazu Muße und Lust hat. Und das alles ist ohne lange Anreise und ein störendes Gedränge vor den Gemälden möglich, ja, man kann sogar die Werke desselben Künstlers oder eines Themenbereichs vergleichen, auch wenn sie sich in Museen befinden, die Tausende Kilometer von einander entfernt sind. Man muss also auf diese Möglichkeiten nicht mehr warten, bis vielleicht ein einziges Mal während des eigenen Lebens eine lange vorbereitete Sonderausstellung eine solche Synopse ermöglicht.


Diese Euphorie über das virtuelle Museum ist dabei durchaus gerechtfertigt, auch wenn Bücher oder Videos prinzipiell ähnliche Vergleiche ermöglichen. In diesen Fällen hat jedoch die google-Webseite mit ihrem virtuellen Angebot zumindest rein technische Vorteile, da aufgrund der Zoomfunktion die Maltechnik erheblich besser analysiert werden kann als beim Original. So hat der Direktor der eingeräumt, dass auf diese Weise sogar bisher unbekannte Details eines Gemäldes entdecken lassen.

Virtuelle Gemäldesammlungen bieten zudem noch einen Vorteil, dass sie jedem Kunstfreund eine Freude machen können, die sich sonst nicht einmal Milliardäre erfüllen kann. Man kann seine Lieblingsbilder in einem eigenen virtuellen Museum aufhängen und sie sich immer dann ansehen, wann man es gerade möchte. Und das ohne Anschaffungs- und Versicherungskosten und vor allem die Ängste vor Kunsträubern. Auch kann man diese Privatsammlungen anderen zeigen und damit etwas über die eigenen Kunstpräferenzen preisgeben

Diese virtuellen Kunstmuseen haben verständlicherweise zu einer breiten Diskussion der Vor- und Nachteile der klassischen Museen geführt, die voller Stolz bisher auf ihre einmaligen Schätze geführt. Die Vertreter der Kunstmuseen haben daher zwar die Qualität der extrem hochauflösenden Reproduktionen bewundert, aber gleichzeitig darauf verwiesen, dass das direkte, dreidimensionale Erleben der Kunstwerke damit nicht vergleichbar sei.


So sehen es die Fachleute. Für viele Besucher realer Museen können jedoch virtuelle Ausstellungen ebenfalls das Erleben realer Kunstsammlungen nicht ersetzen, wobei hier auch die Vorbereitung und der Gang durch die Ausstellungen mit allem Drum und Dran als Einheit gesehen und beurteilt wird. Das ist etwas anderes und für viele ein wichtiges Mehr gegenüber einem komfortablen Blick auf einen Monitor, der die detaillierte Betrachtung einmaliger Kunstwerke rasch jederzeit ermöglicht und damit zu einem beliebigen Alltagsereignis macht.

Diese Beurteilung lässt sich auch durchaus erklären, wenn man den Besuch eines Museums als in besonderes Event sieht. Dann handelt es sich um eine „einzigartige Mischung aus Bilden und Genießen“, wobei sich in einem Museum „Wissen und Vergnügen“ besonders nahekommen. Das kann dann kein „flüchtiger Elektroimpuls“ ersetzen, weil er „die Sehnsucht nach Orten des Bleibens, nach Orten“ nicht stillen kann, „an denen die Dinge noch als Dinge zu besichtigen sind, ganz handfest, real und authentisch.“ (Rauterberg)

Dieses Aussage über das Erleben von realer Kunst gilt, wenn auch vermutlich weniger ausgeprägt, für andere Museen, wie in einer Untersuchung über Freilichtmuseen festgestellt wurde. Hier erlebt das Publikum seinen Besuch als eine eine ausgesprochene Freizeitaktivität und möchte „Einen schönen Tag verbringen!“ (Paatsch)

Für die Besucher ist daher der Gedanke der lebenslangen Lebens, wie es die Museumspädagogik versteht, ein Motiv, das nicht an erster Stelle steht. Museen, die ihren Besuchern etwas bieten wollen, müssen daher Lernorte sein, an denen die Besucher nicht nur Fragen beantwortet erhalten und sich in Themenbereiche einarbeiten können, sondern auch etwas Besonderes und Erzählenswertes erleben. Dabei dürfte sich die Art des eindrucksvollen Erlebnisses von den jeweiligen Erwartungen der einzelnen Besucher abhängen. So kann es für den einen die durch Fotos aufgefrischte Erinnerung an das vergangene Arbeitsleben, für andere die Lösung spannender offener Fragen über die aktuelle Entwicklung auf dem Wollmarkt sein die kreative Arbeit mit Wolle sein und für wieder andere ein gelungenes Gesamtangebot verschiedener musealer Teilbereiche .



Das Kämmereimuseum Blumenthal: eine Einheit aus drei musealen Zugängen


Eine Neugründung wie sie ein Blumenthaler Kämmereimuseum darstellt, hat einen großen Vorteil. Sie kann ohne den Ballast einer musealen Vergangenheit starten und ein Konzept entwickeln und umsetzen, das den aktuellen Überlegungen zu Museen im medialen Zeitalter gerecht wird.

Dabei muss man sich auch nicht von einem Fundus leiten lassen, der allein aufgrund seiner Einzigartigkeit eine herausragende Präsentation verlangt und damit alle weiteren Detailentscheidungen beeinflusst.

Das ist in Blumenthal nicht der Fall, wo man zwar auch von den vorhandenen Exponaten ausgehen muss, die sich allerdings ohne große Einbußen bei ihrer Authentizität digitalisieren lassen, was auch bereits größtenteils Geschehen ist. Das Museum kann sich daher vor allem im Hinblick auf zukünftige Besucher und deren Interessen orientieren.

Dabei lassen aufgrund der bisherigen Arbeit des Fördervereins und den empirischen Ergebnissen von Untersuchungen über die Präferenzen heutiger Museumsbesucher drei unterschiedliche Zugänge herausstellen, die jedoch keineswegs isoliert nebeneinander stehen, sondern sich vielmehr sinnvoll ergänzen.

Die bisherigen Besucher der Sonderausstellungen und Präsentationen, die der Förderverein Kämmereimuseum bereits veranstaltet hat, wollten vor allem ihre Erinnerung an die BWK-Zeit auffrischen und sich darüber informieren, was aus alten Gebäudeteilen inzwischen geworden ist. Man kann daher von einem Erinnerungsmuseum sprechen, dessen Adressaten man vor allem in der Region Bremen Nord, aber auch auf der gegenüberliegenden Seite der Weser findet. Dabei steht die Beschreibung einzelner Ereignisse und ehemaliger BWK-Mitarbeiter im Mittelpunkt des Interesses.


Diese Deskription von Details begrenzt damit das Angebot. Generelle Zusammenhänge, die damit auch die Erinnerungen in einem allgemeineren Hintergrund sehen, kann ein virtuelles Museum herausstellen, das auf dem digitalisierten Fundus aus der BWK-Geschichte aufbaut, aber gleichzeitig die vielfältigen Möglichkeiten des Internets nutzt. Dadurch lassen sich, wie hier im Einzelnen dargestellt werden sollen, Themenbereiche erarbeiten, die einerseits für das Verständnis der Geschichte und des Endes der Bremer Woll-Kämmerei von Bedeutung sind, andererseits jedoch auch so allgemein sein können, dass sie für einen erheblich weiteren Nutzerkreis von Interesse sein können.

Die Leistung eines derartigen virtuellen Museums besteht in seinem einzigartigen Informationsangebot, die allerdings auch deutliche Grenzen besitzt. Der Nutzer kann sich zwar viel Wissen über Schafe, Wolle und Mode dank der Unterstützung durch das Museum erarbeiten, aber er kann damit noch nicht mit allen seinen Sinnen erleben, wie Rohwolle gewaschen, kardiert und gekämmt wird bzw. wie man aus Rohwolle Gebrauchsgegenstände oder auch kleine Kunstwerke herstellen kann. Dazu ist ein Mitmach-Museum als dritter Teil des Kämmereimuseums erforderlich, indem die Besucher die einzelnen Arbeitsschritte mit dem entsprechenden Handwerkszeug, das vom Museum zur Verfügung gestellt wird, selbst ausführen können.

Auf diese Weise kann ein Museumsbesuch zu einem Erlebnis werden, wenn man sich selbst ein kleines Souvenir als Erinnerung herstellen kann.

Ähnlich wie die beiden anderen Teile des Museums muss es sich dabei jedoch nicht um eine eher einmalige Möglichkeit handeln. So wie man im virtuellen Bereich nach und nach verschiedene Themenfelde bearbeiten kann, ist auch der Beginn eines kunsthandwerklichen Hobbys denkbar. Dazu können beispielsweise Kurse beitragen, in denen Interessierte verschiedene Formen der Wollbearbeitung erlernen und kreativ anwenden.

Einen Überblick über diese drei Teilbereiche eines Kämmereimuseums, das dem vorhandenen Fundus und den Anforderungen des Medienzeitalter gerecht wird, bietet die folgende tabellarische Darstellung. Darin stehen die unterschiedlichen Zielsetzungen der drei Zugänge im Vordergrund. Die gemeinsame Klamme ist dabei das Themenfeld Wolle und Wollverarbeitung, während die drei Tätigkeiten „erinnern“, „informieren“ und „bearbeiten“ die notwendige Ergänzung innerhalb eines einzigen Museums herausstellen.


Teilbereiche und Funktionen eines Blumenthaler Kämmereimuseums

Merkmale
Erinnerungs-
museum
Virtuelles
Museum
Mitmach-
museum
ExponateOriginale und Kopien und aus der BWK-ZeitDigitalisierte Exponate des Erinnerungs-museumsWerkzeuge und Maschinen für die Bearbeitung von Wolle
Umfang der SammlungVorhandener BestandErgänzung durch InternetangeboteVorhandener Bestand
Zentraler
Adressatenkreis
Ehemalige BWK-Mitarbeiter und ihre AngehörigenSchüler und Studenten, die sich mit den Themen Schafe, Wolle und Mode beschäftigenHandwerklich und künstlerisch am Arbeiten mit Wolle Interessierte
BesuchsmotivationAuffrischen von ErinnerungenRascher Zugang zu InformationenKreatives Arbeiten, soziale Kontakte
LernzieleWiedererkennen und Verstehen des eingetretenen WandelsAnalyse und Beurteilung von Zusammenhäng-en und ProblemenAnwenden der Werkzeuge bei der Wollbearbeitung



Teilbereiche und Funktionen eines Blumenthaler Kämmereimuseums



Das vom Förderverein Kämmereimuseum für Bumenthal geplante Museum will und kann keine Konkurrenz zu dem Industriemuseum im benachbarten Delmenhorst werden. Dafür fehlen allein bei den Exponaten die Voraussetzungen, da in Blumenthal keine größeren Maschinen der geschlossenen Kämmerei mehr vorhanden sind. Die modernen wurden nach China verkauft und transportiert, einige ältere dem Bremer Focke-Museum übergeben und einige alte Loks hat bereits die BWK-Geschäftsleitung, die ja keine spätere museale Nutzung im Auge haben konnte, an einige Interessenten verschenkt.

Das muss jedoch kein Nachteil sein, wenn anstelle eines klassischen Industriemuseums, das sich in Delmenhorst auf die Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei oder kürzer die Nordwolle konzentriert, ein alternatives Konzept tritt, das weniger auf imposante Objekte setzt, sondern moderne Medien intelligent nutzen will, um gezielt ein breiteres Publikum anzusprechen. Das gilt nicht nur für das ganz reale Industriemuseum in Delmenhorst, sondern auch für dessen ausführlichen Internetauftritt, für den ein Arbeitskreis Fabrikmuseum verantwortlich ist.


Der digitale Fundus 


Inzwischen verfügt der Förderverein bereits über einen Grundfundus an digitalen Angeboten, der stetig erweitert wird. Hierzu zählen:


- eine Sammlung von Fotos, zu denen teilweise Erläuterungen der Fotografen vorliegen
sowie von ca. 500 Schriftstücken, bei denen es sich vor allem um Zeitungsartikel handelt, 


- eine hochauflösende ScanDatei von 50 historischen Lageplänen, die der Verein als Gegenleistung vom Staatsarchiv erhalten hat, nachdem er die Originale dem Archiv zur sicheren Verwahrung übergeben hat,


Zeitzeugenbefragungen in Form narrativer Interviews, in denen vor allem ehemalige Beschäftigte von ihrem Arbeitsleben in der BWK erzählen, 



- eine vollständige Sammlung aller 62 Ausgaben der Werkszeitung "Sir Charles", die zwischen Ende 1986 und Mai 2005 erschienen sind, für die seit Ende 2012 auch ein Register vorliegt, das die Suche nach einzelnen Artikel bzw. Themen erleichtert 



- eine Sammlung von Geschäftsberichten der BWK, die gegenwärtig vervollständigt und digitalisiert wird. Diese Arbeit soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein.


Diese Angebote sind bisher nur auf Anfrage zugänglich und könnten sowohl intern in einem virtuellen Museum benutzt werden als auch über das Internet abrufbar werden.

Dabei stellt sich die Frage der Kostenfreiheit, die vermutlich mit einem staatlichen Finanzier des Museums abgeklärt werden muss. Immerhin wird sogar von einer Aktionärsschutzvereinigung wie der SdK neben einem Mitgliedsbeitrag für den Abruf alter Geschäftsberichte, sofern sie nach 1999 veröffentlicht wurden, eine Gebühr von ca. 30 € für einen Monat erhoben.

Weiterhin liegen für die BWK zwei externe Archive vor, und zwar für Auszüge aus Geschäftsberichten und Artikeln der Wirtschaftspresse
 für den Zeitraum 1911 bis 1944 bei der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften sowie für die Versionen der alten Webseiten des Unternehmens beim Internet Archive.

Daneben besteht ein kostenfreier Internetzugang zu einer Sammlung von Artikeln zur BWK, in denen verschiedene Themenbereiche angesprochen werden. Dadurch wird auch versucht, einige umfangreiche und nicht immer ganz leicht lesbare Dokumente aus den Archiven für ein breiteres Publikum aufzuarbeiten.


Die Geschichte der BWK



01 Die Bremer Woll-Kämmerei (BWK). Gründung, Aufstieg und Siechtum eines weltumspannenden Wollkonzerns. Ein Überblick


02 Die BWK im Kaiserreich: Gute Dividenden, aber wenig publizierte Informationen 

03 Vor, in und zwischen den Weltkriegen: Die BWK im Kampf gegen Inflation, volatile Preise, Devisenmangel und Kriegsfolgen 

04 Die BWK in den Jahren des Wirtschaftswunders und der Rationalisierung. Die Jahre zwischen der Währungsreform und der ersten Nachkriegsrezession

05 Erfreuliche Erträge trotz DM-Aufwertungen, geringeren Lohnaufträgen und Konsumentenzurückhaltung. De BWK in den 70_er und 80_er Jahren

06 Die BWK in der globalisierten Wollwirtschaft: Vom Blumenthaler Stammwerk zur BWK-Gruppe (1993 – 2000)

07 Schwarzer oder weißer Ritter? Die Elders-Jahre der BWK


08 Lieb, teuer und gefährlich: der Kämmereistandort Blumenthal. Kritische Fakten und die Sicht der Werkszeitung „Sir Charles“


Wirkung und Nachlass der BWK 



09 Blumenthal – ein fast siamesischer Zwilling der BWK

10 Innovative Sondermüllentsorger: Pfiffige Ideen oder Problemkinder der BWK?

11 Eine Herausforderung für die Städtebaukunst: Die Zukunft des Betriebsgeländes und der Gebäude der BWK


12 Die Werkszeitung Sir CharlesEin lebendiger Rückblick auf zwanzig Jahre BWK-Geschichte (1986-2005)

13  www.bwk-bremen: Vom Leben und Sterben der Bremer Woll-Kämmerei in den Weiten des Internets

Die museale Aufarbeitung der BWK-Geschichte


14 Die BWK und die Geschichte der Wollindustrie: real und museal 


15 „Dem Werk ein Denkmal setzen!“ Die ersten Jahre des Fördervereins Kämmereimuseum Blumenthal e. V.

16 Vorüberlegungen zu einem virtuellen BWK-Museum: Ein digitaler Lernort mit sozialer Bodenhaftung


Davon konnten die Beiträge 02, 04, 05 und 08 bisher noch nicht abgeschlossen werden, da zusätzliche notwendige Quellen fehlen. Dazu gehören vor allem einige weitere Geschäftsberichte.



Der Raumbedarf eines virtuellen BWK-Museums


Auch wenn heute riesige Mengen von Informationen auf fast unsichtbar kleinen Speichermedien Platz finden, benötigt auch ein virtuelles Museum Platz und Räume, denn schließlich sollen die Daten nicht nur archiviert werden. Vielmehr will und muss ein Kämmereimuseum an einem historischen Standort mehr sein als ein Server an einem beliebigen Standort irgendwo auf dem Globus. Es soll daher speziell die Bremer Woll-Kämmerei und die Schritte der Wollverarbeitung, durch die aus Rohwolle Kammzüge und anschließend Garn und Stoffe werden, auch erlebbar machen. Dafür reichen Monitior, auch wenn wenn sie qualitativ noch so gut ist, allein zumindest bisher noch nicht aus. Das Museum braucht daher eine ganz reale Ergänzung, um ihm zusätzlich eine lokale Bodenhaftung und einen praktischen Erfahrungsbereich zu geben.

Ergänzend zu den bisherigen Räumen, die vor allem für die Exponate aus der BWK-Zeit erforderlich sind, wie sie für ein klassisches Museum typisch sind, benötigt ein virtuelles Museum mit einem festen räumlichen Standort, wie es hier vorgeschlagen wird, einige zusätzliche Räumlichkeiten, die hier kurz beschrieben werden sollen.


Der BWK-Treffpunkt: Ein Platz für Erinnerungen und Gespräche


Eine gute Verbindung zwischen den Erwartungen, die vor allem die ehemaligen Mitarbeiter der BWK und ihre Kinder und Enkelkinder an ein Kämmereimuseum in Blumenthal richten, und neuen Besuchersegmenten, die durch die hier vorgestellte Ausrichtung des Museums zusätzlich angesprochen werden sollen, kann ein Eingangsbereich leisten, der als Treffpunkt gestaltet ist und möglicherweise vom Mobiliar her an das alte Betriebsrestaurant erinnert.

Denkbar ist eine offene Museums-Stube, in der sich noch lebende Mitarbeiter und andere Interessierte austauschen können und in der historische Geräte und Bilder an Blumenthals industrielle Vergangenheit erinnern. Auf diese Weise kann ohne Schwellenängste bei einem Kaffee oder Tee die Erinnerung im Kreis der Ehemaligen aufgefrischt und zugleich von den anwesenden BWK-Experten eine Einführung für neue Besucher übernommen werden.




                               Modell der Bremer Innenstadt im Focke-Museum


Dieser Eingangsbereich könnte auch ein guter Standort für ein Modell der BWK und zumindest der Teile Blumenthals sein, in der die Wollkämmerei ihre Werkswohnungen errichtet hatte. Besucher könnten dadurch vor ihrem Gang durch das Museum einen visuellen Überblick über die hier thematisierte Fabrikstadt an der Unterweser gewinnen.


                        BWK-Betriebsrestaurant 1998 (Quelle: Sir Charles (Förderverein))


Das Herz: Monitore für das digitales 
Recherchieren


Anders als in herkömmlichen Museen, wo Monitore mit einem breiten Datenfunds oder gar einem Zugang zum Internet eher ein Mauerblümchendasein fristen, stehen sie in einem virtuellen Museum im Mittelpunkt, da sie als wichtiges Angebot an Schulen, Arbeitsgruppen der Erwachsenenbildung und einzelne Interessierte gedacht sind. Hier sollen der digitalisierte Fundus des Vereins sowie ausgewählte Internetangebote leicht zugänglich sein und sich daher thematisch in einer angemessen Zeit aufarbeiten lassen.

Von der Größe her müsste daher Platz für Monitore sein, die es den Schülerinnen und Schülern eines Kurse der einer Kasse, die in einer Arbeitsgruppe ein Thema bearbeiten, zur Verfügung stehen. Wenn man von Gruppen von 3-5 Schülerinnen bzw. Schülern ausgeht, dürften daher etwa 7 bis 10 Monitore erforderlich sein.


              Monitore im Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn (Quelle: youtube)


Mediale Verbindungen: ein Raum für Vorträge, Videos und Filme 


Wie es inzwischen fast jedes Museum kennt, muss ein weiterer Raum für ganz reale Vorträge und die Vorführung von Filmen und Videos zur Verfügung stehen. Dieser Bedarf beginnt bereits bei der Begrüßung von Schulklassen, die eine kurze Einweisung benötigen, bevor sie ihre digitale Arbeit beginnen.



Eine ganz reale Ergänzung: konkrete Erfahrungen mit der Wollbearbeitung


Digitale Informationen können jedoch nicht die ganze Wirklichkeit einfangen. Sie müssen daher durch andere sinnliche Erfahrungen ergänzt werden, die weniger über die Augen laufen, sondern an denen stärker die Hände und der Tastsinn beteiligt sind. Die Wolle und ihre Verarbeitung ist schließlich auch ein Prozess, den Menschen seit Jahrtausenden als ein Handwerk erfahren haben.

De ganz realen Einblicke können Modelle von traditionellen Maschinen, wie man sie in einigen Textilmuseen findet, oder die eher handwerklich eingesetzte Geräte liefern, die einige Schaf- und Wollfreunde für ihre Hobbys verwenden, also Waschmaschinen und spezielle Wollkämme und Kardiergeräte.

                              
                        Handwerkliche Wollverarbeitung (Quelle: youtube)


Wichtiges Anschauungsmaterial sind vor allem die Maschinen, die erst die industrielle Wollverarbeitung, wie sie nicht zuletzt de Bremer Woll-Kämmerei betrieben hat. Hierzu gehören der Leviathan als spezielle Wollwaschmaschine und die verschiedenen Versionen von Kammstühlen, wie sie u.a. von Cartwright, Lister und Holden entwickelt worden sind.

In einem stärker handwerklich ausgerichteter Bereich, in dem die tatsächliche Benutzung der Geräte im Vordergrund steht, können nach dem Waschen der Wolle das Kardieren und Kämmen erprob
t werden. Dabei dürften rasch der Zeitaufwand und die Mühe erkennbar werden, die eine handwerkliche Kammzugherstellung erfordert. Das kann einerseits zur Freude über die eigene handwerkliche Leistung, andererseits zu viel Verständnis für die Bedeutung einer industriellen Wollbearbetung führen.



Herstellung eines Kammzugs (Quelle: youtube)



Da gekämmte Wolle ein Zwischenprodukt darstellt, empfiehlt sich eine Ergänzung durch Werkzeuge bzw. Maschinen, die eine Weiterbearbeitung ermöglichen. Auf diese Weise können attraktive Souvenirs entstehen, die an einen Besuch in dem nicht nur virtuellen Museum erinnern.

Daher sollte man im Museum möglichst nicht nur färben, sondern auch spinnen und weben können.

Eine weitere Ergänzung können die Hilfsmittel für eine alternative Verarbeitung von Wolle darstellen, wie sie etwa beim Filzen erfolgt; denn gerade mit dieser Technik entsteht eine praktische Gebrauchskunst, die beispielsweise Schals, Hüte, Hausschuhe und bildliche Darstellung umfasst.



                                          Filzen von Wolle (Quelle: youtube)


Aufgrund der großen historischen Bedeutung sollte auch die Tuchmacherei, also das Walken von Wollstoffen, nicht vergessen werden.

Da inzwischen viele Hobbyschafhalter Schwierigkeiten haben, die in jedem Jahr anfallende Wolle zu verwerten, sollte sich Rohwolle relativ preiswert in der Nähe beschaffen lassen. Das dürfte für viele Zwecke ausreichen, auch wenn sich daraus keine besonders feinen Kammzüge herstellen lassen.




Ein virtuelles Kämmereimuseum als Lernort für die Themenfelder Schafe, Wolle und Mode



Was kann man von einem virtuellen Kämmereimuseum erwarten und was kann es wem bieten? 
Diese Fragen besitzen eine gewisse Brisanz, da sich das klassische Verständnis eines Museums nur schwer mit einer Reduktion von Exponaten auf deren Bilder auf einem Monitor verbinden lässt. 


Museen im Medienzeitalter



Museen sind zu Recht stolz darauf, wenn sie einzigartige Originale präsentieren können, die man nur in diesem Museum in ihrer richtigen Größe und Farbe wahrnehmen kann, während in dieser Hinsicht Bilder immer auch lügen oder zumindest falsche Eindrücke vermitteln können. Beispiels sind etwa die Enttäuschungen einiger Besucher, wenn sie die wahren Ausmaße berühmter Gemälde erstmals real vor sich sehen. Hier will ein virtuelles Kämmereimuseum nicht so etwas wie eine Gemäldegalerei sein, die nur Reproduktionen anbietet.

Diese Eindrücke und Erlebnisse sind zweifellos durch keine Übertragung im Internet zu ersetzen. Aber wie die Trends bei den Museen zeigen, genügt das Anschauen einzigartiger Exponate nicht jedem potenziellen Besucher. Sie wollen im heutigen Medienzeitalter, wenn man den Entwicklungen sogar in großen anerkannten Museen folgt, Videos sehen, in denen Zusammenhänge aufgezeigt werden. Auch möchten sie im klassischen Museum selbst oder in einer ähnlichen Einrichtung, die inzwischen auch häufig einen anderen Namen führt wie das Universum in Bremen, mithilfe von von Mitmach-Exponate selbst zum Forscher oder Anwender werden. Dazu reichen dann Demonstrationen alter Maschinen nicht aus, wie sie in vielen Textilmuseen bei Führungen angeboten werden. Vor allem jüngere Museumsbesucher wollen sich aktiv an einer musealen Wissenaneignung beteiligen und selbst etwas erproben, wie sie es vom heimischen Computer aus kennen.

Ein modernes Museum darf daher, wenn es neue und vor allem jüngere Besuchergruppen ansprechen will, den Gedanken eines Edutainments, also eines spielerischen und unterhaltsamen Lernens, nicht vernachlässigen.


Klassische und virtuelle Museen: ein Vergleich


Ein virtuelles Museum kann diesen Trend fortsetzen, in dem es weniger Gewicht auf imposante und einprägsame Originale legt, wie man sie etwa im Industriemuseum Delmenhorst mit dem Turbinenhaus findet.

Auch lässt sich bei einem großen Teil der Exponate, die zum Fundus des Fördervereins zählen, nur schwer die Grenze zwischen einem Original und Kopien ziehen, da es sich generell um Objekte handelt, die bereits ursprünglich in einer größeren Auflage erschienen sind. Das gilt etwa für die Ausgaben der Werkszeitung „Sir Charles“ und für die Geschäftsberichte, aber auch für die Fotos. In diesen Fällen dürfte der Unterschied zu digitalen Daten daher deutlich kleiner sein als der zwischen einer Bilddatei und der realen Mona Lisa im Louvre.

Im digitalen Museum soll wegen dieser relativen Bedeutungslosigkeit klassischer Originale der Informationswert im Vordergrund stehen. Das ist relativ leicht zu leisten, da in der Regel bei Geschäftsdokumenten und Zeitungsartikeln gute Kopien von der Lesbarkeit her zumindest gleichwertig mit einem Original sind. Ja, sie besitzen sogar einige Vorzüge, da man sie nicht nur vom Gilb befreien und aufhellen kann, sondern jeder Nutzer sie auch entsprechend seinen Wünschen ausdrucken, teilweise für Zitate kopieren und im Text beliebig nach seinem eigenen Schema Markierungen vornehmen kann. Der Text rückt damit erheblich näher an seinen Leser heran, der über ihn verfügen kann.

Das virtuelle Angebot macht so ein Museum von einer Einrichtung, in der sich Originale ansehen und bewundern lassen, zu einer geordneten Datensammlung, mit der man arbeiten kann. Dabei helfen die im Internet üblichen Suchmaschinen dabei, schnell das zu finden, was man sucht. Das virtuelle Angebot ist also fast ideal, wenn ein Nutzer rasch Fragen beantwortet haben möchte.

Aber nicht nur das. Das breite und tiefe Datenangebot, das die Vorzüge der heutigen Datenspeicherung nutzt, hat den Vorteil, das es nicht an die Grenzen der Museumsräumlichkeit gebunden ist. Daher steht neben der Geschwindigkeit beim Suchen der Umfang des Materials als weiterer Vorteil. So eignet sich ein virtuelles Museum auch für die breitere Beschäftigung mit einer Thematik aus dem Bereich, auf den das Museum zwar im Prinzip ausgerichtet ist, aber eben nur innerhalb der Grenzen seiner Sammlung. Ein virtuelles Museum, das die Chancen des Internets nutzt und ohne Skrupel auch mit Links zu fremden Webseiten arbeitet, kann daher wichtige Hilfestellungen bei Hausarbeiten, Referaten bis hin zu Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen liefern.

Daneben kann selbstverständlich auch jeder davon profitieren, der sich für eine Thematik nur einfach interessiert.


Eine sinnliche Ergänzung: die Mitmach-Abteilung


Trotzdem fehlt diesem Typ von Museum eindeutig eine sinnliche Komponente, auch wenn klassische Museen auf diesem Gebiet auch nicht unbedingt viel zu bieten haben, da sich die teuren Exponate häufig hinter Glas befinden, durch Sperrzonen geschützt sind und so gut wie nie angefasst werden dürfen.

Das lässt sich jedoch grade in einem Bereich, dessen Objekt die Wolle ist, leicht ändern, da ihre Bearbeitung nicht nur in hoch modernen Industrieanlagen möglich ist, sondern daneben Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker mit relativ einfachen Geräten arbeiten, deren Funktionsweise sich relativ einfach nachvollziehen lässt. Ein Besucher kann so mit relativ einfachen und preiswerten Werkzeugen zu einem Wollbearbeiter werden, der damit die Wolle wirklich kennenlernt. 

Auch dürfte dieser Bereich andere Besuchersegmente ansprechen als die technischen Details der Wollbearbeitung oder ökonomische Fakten. Wie die Sozialdaten aus dem Bereich des Wollkunsthandwerks zeigen, findet man hier vor allem Künstlerinnen, die die Ergebnisse ihres Schaffens auf Woll- der Kunstgewerbemärkten an ein fast ausschließlich weibliches Publikum verkaufen. Man könnte so durch diese Museumsabteilung nicht nur zusätzliche Besucherinnen ansprechen. Vielmehr stellen die vorhandenen Werkzeuge auch eine Grundlage für die Durchführung entsprechende Kurse etwa im Rahmen der Volkshochschule dar; denn es muss schließlich nicht immer nur getöpfert werden.


Von der virtuellen Theorie zur praktischen Umsetzung


Damit sind wichtig Rahmenbedingungen für ein virtuelles Museum abgesteckt. Die Möglichkeiten des Kernbereichs, also der digitalen Datensammlung, sollen exemplarisch an einigen Themenbereichen aufgezeigt werden. Dabei erfolgt eine Anlehnung an die in Schulen üblichen Arbeitsblätter.

Die Gesamtthematik geht dabei über den räumlichen und sachlichen Bereich der BWK in Blumenthal und Geelong hinaus. Hier wird eine Wollkämmerei wie die BWK als Teil der internationalen Wollwirtschaft gesehen. Man muss sich daher mit dem Angebot an Rohwolle, also den Wollproduzenten und nicht zuletzt auch den Schafen beschäftigen, und der Nachfrage, also mit den Spinnereien und Webereien bis hin zu den Modeunternehmen und letztendlich den Konsumentinnen und Konsumenten.



Die Erarbeitung von Themenbereichen


Die hier vorgestellten Themenbereiche, die im Laufe der Zeit noch ergänzt werden können, haben verschiedene Funktionen. Einmal können sie aufzeigen, welche vielseitigen Fragestellungen angesprochen sind. Dabei kann man nicht nur sein Wissen erweitern, das man für die Schule braucht oder vielleicht in einer Quiz-Show einsetzen möchte.

Man muss hier nicht für die Schule lernen, sondern kann sein Wissen tatsächlich ganz praktisch im eigenen Leben verwenden. So werden Urlaubs- und Praktikumsmöglichkeiten auf Schäfereien und bei Wollproduzenten weltweit angesprochen, wird in die Geheimnisse des Wollhandels eingeführt, sodass man auch einmal versuchen kann, an den Wollpreiszyklen Geld zu verdienen, aber es wird auch auf Fragen des Tierschutzes bei der Schafhaltung und die Umweltprobleme eingegangen, die zunächst durch die riesigen Schafherden und später durch die Reinigung des Wollwaschwassers und beim Färben der Wolle entstehen.

Das wird vielleicht nicht alle Leser interessieren. Jedem kann es jedoch den Alltag erleichtern, wenn er etwas über die Vor- und Nachteile verschiedener Textilfasern lernen kann oder über die Beseitigung von Flecken auf Wollstoffen. Alles das ist hier zu finden, ohne das man erst sehr lange suchen muss.




Titel der Arbeits- oder Themenmaterialien

Exemplarisch sollen zunächst folgende Themen für eine Bearbeitung mithilfe der Information eins virtuellen Museums vorgestellt werden:

01 Schafe: biologisch und ethologisch

02 Lammfromm oder zickig: das Schaf und seine Eigenschaften in Sprache und Religion

03 Hirten: Einst Repräsentanten der Neolithischen Revolution, jetzt historische Attraktionen für Touristen

04 Schafe als Wirtschaftsfaktor: Vom Schäfer zum Wollproduzenten

05 Australien und seine sheep stations

06 Tierschützer im Kampf gegen Mulesing, Lebendexporte und das rituelle Schächten

07 Vom Vlies zum Stoff: Auf dem Weg zur industriellen Wollverarbeitung

08 Von der Rohwolle zum kreativen Produkt. Die Kunst der Wollhandwerker

09 Der Wollpreis: Auktionen, volatile Preise und ein Puffer

10 Die Revolution auf dem Wollmarkt: China und das Sterben der europäischen und australischen Wollverarbeiter

11 Wollkämmereien und Wollverarbeitung heute

12 Die Wolle im Wettbewerb mit anderen Textilfasern: Preise, Eigenschaften und Entwicklungen

13 Wolle und Umweltschutz. Die Gifte aus Wiederkäuermägen und von den Weiden der Welt

14 Mode mit und ohne Wolle: Die Stärken einer alten Naturfaser



Für die Erarbeitung dieser Themen, die nach einer kurzen Einführung aufgrund von Leitfragen erfolgen kann, werden unterschiedliche Literaturangebote vorgeschlagen. Dabei erhalten die Veröffentlichungen der BWK einen besonderen Stellenwert, wobei es sich neben den Ausgaben der Werkszeitung „Sir Charles“ vor allem um Beträge handelt, die früher auf den Webseiten des Unternehmens zu finden waren. 



Quellen:

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Bundesverband Museumspädagogik e.V. (Hg.), Qualitätskriterien für Museen: Bildungs- und Vermittlungsarbeit, 2008.

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Gibbs, KirstenSani, Margherita u.a. (Hg.), Lifelong Learning in Museums. A European Handbook, erweiterte deutsche Ausgabe der Originalversion, Ferrara 2007.

Hohlfeld, Margrit, Museumspädagogik in den Bremer Museen, Vorlage Nr. 134 für die Sitzung der Deputation für Kultur - städtisch - am 13.04.2010.

Kirst, Virginia und Schuldt, Rainer, Virtuelle Rundgänge. Google Art Project zeigt Kunst deutscher Museen, in: Welt vom 29.5.2013.

Kramer, Norbert, Museumspädagogik ungeliebtes Kind oder Zwilling? Studienseminar für das Lehramt für die Primarstufe Dortmund, o. J.

Mußmann, Olaf, Museumsentwicklung oder: Wie kommt Qualität ins Museum, in: Museum aktuell, Mai/ Juni 2003.

Nicholls, AnnPereira, Manuela und Sani, Margherita, Report 1 – The Virtual Museum. The Learning Museum Network Project, 2012.

Paatsch, Ulrich, Mehr als ein schöner Tag? Ausgewählte Ergebnisse der Besucherbefragungen in den baden-württembergischen Freilichtmuseen,
Referat vom 11.11.2011.

Rauterberg, Hanno, Forschung im Museum. Sammeln, sortieren, enträtseln, in: Die Zeit vom 2. 7. 2010.

Reißmann, Ole, Street View im Museum. Google startet Online-Galerie, Spiegel vom 1.2.2011.

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Institut für Museumsforschung (Hg.), Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2012, Heft 67, Berlin 2013.