Montag, 25. August 2014

Einblicke: Sonder- ausgabe 2








E I N B L I C K E

S O N D E R A U S G A B E  Nr. 2
 


anlässlich unserer Ausstellung




Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus




Schirmherr: Bürgermeister und Präsident des Senats, Herr Jens Böhrnsen




Di., Do. und Sa. von 14 bis 18 Uhr in der ehemaligen Bibliothek von Bremen-Blumenthal, Landrat-Christians-Str. 109; Eintritt ist frei!




Liebe Mitglieder und Interessierte,

unsere letzte Ausstellungswoche ist angebrochen. Wer sie jetzt noch nicht gesehen hat, für den wird es langsam Zeit.


Vier hochinteressante Vorträge stehen noch auf dem Programm:



1. Montag, 25.8. um 18.00 Uhr

Referent: Prof. Dr. Schminck-Gustavus, pensionierter Professor für Rechts- und Sozialgeschichte an der Universität Bremen

Thema: Hungern für Hitler – Polnische Zwangsarbeiter in Blumenthal 1940 bis 1945

In der Bremer Wollkämmerei haben polnische Wanderarbeiter schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg gearbeitet. Seit der Eroberung und Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht begann dann aber eine Massendeportation polnischer Arbeitskräfte ins Nazi-Reich. Selbst Jugendliche und Kinder wurden aus ihrer Heimat verschleppt und im Reich als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Christoph Schminck-Gustavus hat in den 80er Jahren ehemalige polnische Zwangsarbeiter in ihrer Heimat besucht und ihre Erinnerungen aufgezeichnet. In einem Lichtbilder-Vortrag wird er über ihre Schicksale berichten.




2. Dienstag, 26.8. um 19.00 Uhr

Referentin: Wiltrud Ahlers, Friedensschule Bremen

Thema: Stolpersteine in Bremen-Blumenthal mit anschl. Stadtrundgang


In Blumenthal erinnern 26 kleine Messingtafeln, die in den Gehweg eingelassen wurden, an Menschen, die durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ums Leben gekommen sind. Diese "Stolpersteine" sollen dazu auffordern, innezuhalten und sich daran zu erinnern, dass hier Menschen und ganze Familien gelebt haben, die ausgegrenzt, verfolgt, gedemütigt und schließlich grausam ermordet wurden. Sie wurden Opfer des Terrors, weil sie einen anderen Glauben
hatten, eine andere Meinung vertraten, einer anderen Rasse angehörten oder behindert waren. Die Aktion Stolpersteine, ein Projekt von Gunther Demnig, ist ein Versuch, den betroffenen Opfern ihre Geschichte zurückzugeben.




Donnerstag, 28.8. um 19.00 Uhr 


Referent: Dr. Heinz-Gerd Hofschen, Historiker und langjährige Leiter der Abteilung Stadtgeschichte im Focke-Museum

Thema: Erinnerungskultur – warum und zu welchem Zweck


Betrachtet man die Vielzahl historischer Ausstellungen und die Fernsehprogramme, die täglich geschichtliche Themen behandeln, wobei die Nazi-Zeit in geradezu unendlicher Form thematisiert wird, fragt man sich, welche Art von Erinnerungskultur dies ist und wozu sie dient. Wir brauchen, so die These, ein aktives Geschichtsbewusstsein, das uns fähig macht, aus den Erfahrungen der Vergangenheit die Zukunft zu gestalten. Wie so etwas aussehen kann, soll an diesem Abend diskutiert werden.




Freitag, 29.8. um 19.00 Uhr


Referent: Dr. Rolf-Dieter von Bargen,
1. Vorsitzende des "Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstr./U-Boot-Bunker Valentin e.V."; kurz: Verein Geschichtslehrpfad Lagerstr.


Thema: Vom Runden Tisch ´Geschichtslehrpfad Lagerstr.` zum Denkort Bunker Valentin

Ende der 90er Jahre wurde in Bremen-Farge ein Runder Tisch ins Leben gerufen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die verschiedenen, in der Erinnerungsarbeit wirkenden Akteure, Institutionen und Verantwortlichen mit dem Ziel zusammenzuführen, die Vision einer Gedenkstätte zu entwickeln. Aus diesem Runden Tisch heraus entstand vor 15 Jahren der Verein Geschichtslehrpfad Lagerstraße, der durch die Einrichtung eines Geschichtslehrpfades, seine Ausstellungen und die enge Kooperation mit politischen Entscheidungsträgern sowie behördlichen Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Entstehen des Denkortes Bunker Valentin geleistet hat. Der Abend soll dazu dienen, diese Entwicklung anhand der Chronologie der Jahre 1998 bis 2014 zu dokumentieren und damit zu zeigen, wie aus Visionen das große Projekt "Denkort Bunker Valentin" entstehen konnte.



Detlef Gorn, 1. Vorsitzender






                               Referent Olaf Rehnisch berichtete am 19.8. über den Bau des Tanklagers Farge




Dienstag, 5. August 2014

Einblicke: Sonder-ausgabe 1







E I N B L I C K E

S O N D E R A U S G A B E


anlässlich unserer Ausstellung im August 2014


Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus



Schirmherr: Bürgermeister und Präsident des Senats, Herr Jens Böhrnsen




Liebe Mitglieder und Interessierte,

kein geringerer als unser Bürgermeister und Präsident des Bremer Senats, Herr Jens Böhrnsen, hat die Schirmherrschaft für unsere Ausstellung übernommen! 


Der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Herr Christian Weber, wird am Eröffnungstag am 5.8.2014 Grußworte an unsere geladenen Gäste richten. Die Ausstellung hat bereits jetzt die Medien und Öffentlichkeit erreicht. Wir, vom Vorstand des FV, würden uns sehr freuen, wenn Sie ebenfalls in den kommenden Tagen einmal einen Blick in die Ausstellung werfen und uns Ihre Eindrücke mitteilen. Vereinsarbeit ist Teamarbeit. Das Team *) hat in den letzten Tagen und Wochen super Arbeit geleistet – oft auch im Verborgenen; wir alle sind ihm zu Dank verpflichtet.

Überzeugen Sie sich davon . . . !

*) Gaby Schüssler, Detlef Adamus, Uwe Böhnisch, Alfred Mühlberger, Peter Wieczorek, Axel Kaufmann, Egbert Baudis, Ralf Ratjen und Dr. Reinhard Landwehr. Während der Ausstellung: Helmut Prigge.

Detlef Gorn, 1. Vorsitzender



Ausstellungskonzept „Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus“


Am 1. November 2014 jährt sich zum 75sten Mal der Tag, an dem das vormals preußische Blumenthal nach Bremen eingegliedert wurde.

In diese Zeit fällt auch ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte: Die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945.

Der Bunkerbau in Farge und die Bahrsplate in Blumenthal stehen für diese Zeit; heute weithin sichtbar als Mahnmal. Die Nordbremer Industrieunternehmen Bremer Wollkämmerei (BWK) und Bremer Vulkan (BV) waren dem System "zwangsverbunden"; ebenso wenig konnten sich seine Bewohner dem nationalsozialistischen Gedankengut entziehen. Der Bau des Tanklagers im sogenannten „Wifo-Wald“ und die Lagerstätten sind weitere Zeitzeugnisse der NS-Zeit.

Diese Zeit hat Blumenthal bekanntlich sehr stark geprägt, war doch die BWK der größte und wichtigste Industriebetrieb in dieser Region.

Aus dieser Zeit besitzt der Förderverein umfangreiches historisches Bildmaterial!

Ziel der Ausstellung

Wir wollen der Bevölkerung unseres Stadtteils und den Interessierten das umfangreiche BWK-Bildmaterial aus der NS-Zeit präsentieren. Die Ausstellung soll das Leben der Menschen auf der BWK zur damaligen Zeit widerspiegeln. Darüber hinaus sollen weitere Institutionen, die sich mit dieser Zeit beschäftigen, unsere Ausstellung ergänzen und bereichern, so dass sich jeder Besucher ein umfassendes Bild von den Geschehnissen in und um Bremen-Blumenthal herum machen kann.

Die Aufbereitung zählt bekanntlich zur sogenannten „Erinnerungskultur“.

Die Bürgerinnen und Bürger haben in der Ausstellungszeit die Möglichkeit, ihre Fotos von dem FV Kämmereimuseum scannen und bearbeiten zu lassen. Der FV Kämmereimuseum erhofft sich dadurch weiteres interessantes Bildmaterial und Zeitzeugengespräche für unsere Dokumentation „Dem Werk ein Denkmal setzen“.


Ausstellungsort


Gebäude der ehemaligen Bibliothek in Blumenthal (rechts vom Rathaus): Ein Ort der Begegnungen (s. Beitrag „Eröffnungsrede des Vorsitzenden“)

Ansprechende großzügige Räumlichkeit! Wir sind im Monat August Mieter und Gäste in der Dependance von Ulla Deetz und Peter KF Krueger, die uns freundlicherweise ihr wunderschönes großräumiges Arbeitsatelier in ihrer Urlaubszeit zur freien Verfügung gestellt haben.

Ausstellungszeit

7. bis 30. August 2014 jeweils am Dienstag, Donnerstag und Samstag von 14 bis 18 Uhr.

Detlef Gorn, 1. Vorsitzender



Ausstellungsschwerpunkte und Vortragsreihe anlässlich der Ausstellung
„Die BWK in der Zeit des Nationalsozialismus“


Schirmherr: Präsident des Senats, Herr Jens Böhrnsen




A. Ausstellungsschwerpunkte des Bildmaterials (über 140 Fotos!)


Einbindung eines Industrieunternehmens in die NS-Ideologie


1. Ertüchtigung durch Werksport

2. Arbeitseinsatz der Ostarbeiter/Fremdarbeiter

3. Werkluftschutz/Pläne

4. Weihnachtsfeiern/Geschenkefertigung

5. Parteibüro - Verbindung zur BWK

6. Bombenschäden

7. Blumenthaler Bürger erinnern sich


Öffnungszeiten:


Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von 14 bis 18 Uhr (freier Eintritt!)

Landrat-Christians-Str. 109 (alte Bibliothek, rechts vom Rathaus)


Beginn: Donnerstag, d. 5.8. Ende: Samstag, d. 30.08.

An allen Tagen besteht die Möglichkeit, Bilder zu scannen und zu bearbeiten!




B. Vortragsreihe


Am Eröffnungstag am 5.8.2014 um 14.30 Uhr:


Ulf Fiedler, Heimatkundler und Buchautor, berichtet aus dem Leben der Schriftstellerin und Reformpädagogin, Tami Oelfken.

Christine Bongartz, Lesebotschafterin, liest aus dem Buch „Maddo Clüver von Tami Oelfken.


Der Aufbau der BWK und damit einhergehend das sich verändernde Blumenthal ließ Tami Oelfken nicht los. Einfühlsam beschrieb sie die Menschen aus Blumenthal und „Zuzügler“ aus dem Osten, die in eine für sie unbekannte Welt eintraten, um hier in Blumenthal ihren Lebensunterhalt zu verdienen.


1. Karsten Ellebrecht, Friedensschule Bremen, Do. 7.8. um 19.30 Uhr

Thema: NS-Lager auf der Bahrsplate


Auf der Bahrsplate in Bremen-Blumenthal entstand ab 1942 ein Komplex von Lagern, in denen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, darunter auch Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme, als Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft interniert waren. Der Vortrag skizziert die verschiedenen Lagertypen und gibt einen Überblick über die Lebens- und Arbeitsbedingungen, insbesondere der Häftlinge des KZ-Außenlagers.


2. Gerd Meyer, Friedensschule Bremen, Do. 7.8. um 20.15 Uhr

Thema: Bürger gestalten eine Gedenkstätte


Anfang der 80er-Jahre wurde von BürgerInnen in Bremen-Nord (Antifaschistischer Arbeitskreis im G H Bürgerhaus Vegesack / Kirchengemeinde Blumenthal / Ortsamt Blumenthal) das Projekt ***`Rosen für die Opfer`*** für die Gestaltung einer Gedenkstätte auf der Bahrs Plate in Bremen-Blumenthal entwickelt.

Heute erinnern Texttafeln, Skulpturen und Rosenbeete an die Opfer des Faschismus in den Jahren 1933-1945. Gemeinsam mit Teilnehmern aus anderen Ländern, die während des 2. Weltkrieges von Kriegsverbrechen deutscher Besatzungstruppen und von Haft und Tod in NS-Lagern betroffen waren, wurde die Gedenkstätte in den Jahren 1983 bis 2009 schrittweise gestaltet.


*BÜRGER GESTALTEN EINE GEDENKSTAETTE*

war dabei Ziel und konzeptionelle Grundlage des Gestaltungsprozesses

Gerd Meyer vom Projekt `Internationale Friedensschule Bremen` im G.H.
Bürgerhaus Vegesack, berichtet vom Verlauf der einzelnen Projektphasen, von den ersten Planungsgesprächen mit Zeitzeugen 1980 bis zur Einweihung der Skulptur *`Stein der Hoffnung`* Ein Projekt des SZ Alwin-Lonke-Strasse in Kooperation mit der Friedensschule im Jahr 2009.


3. Dr. Marcus Meyer, Denkort Bunker Valentin, Do. 21.8. um 19.30 Uhr

Thema: Johann Seubert und der Bunker Valentin; Bilder der Baustelle
80 Minuten Film und über tausend Fotografien zeigen die Baustelle des Bunkers Valentin. Sie stammen vom Blumenthaler Fotografen Johann Seubert. Was war der Zweck dieser Dokumentation, was zeigen Film und Bilder und vor allem: Was zeigen sie nicht? Dr. Marcus Meyer, wissenschaftlicher Leiter des Denkortes Bunker Valentin, wird in seinem Vortrag anhand einiger Beispiele zeigen, welche Bedeutung die Aufnahmen von Johann Seubert für die Geschichte des Bunkerbaus haben.


4. Prof. Dr. Schminck-Gustavus, Mo. 25.8. 2014 um 18 Uhr

Thema: Hungern für Hitler – Polnische Zwangsarbeiter in Blumenthal 1940 bis 1945


In der Bremer Wollkämmerei haben polnische Wanderarbeiter schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg gearbeitet. Seit der Eroberung und Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht begann dann aber eine Massendeportation polnischer Arbeitskräfte ins Nazi-Reich. Selbst Jugendliche und Kinder wurden aus ihrer Heimat verschleppt und im Reich als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Christoph Schminck-Gustavus, pensionierter Professor für Rechts- und Sozialgeschichte an der Universität Bremen, hat in den 80er Jahren ehemalige polnische Zwangsarbeiter in ihrer Heimat besucht und ihre Erinnerungen aufgezeichnet. In einem Lichtbilder-Vortrag wird er über ihre Schicksale berichten.


5. Dr. Heinz-Gerd Hofschen, Do. 28.8. um 19 Uhr

Thema: Erinnerungskultur – warum und zu welchem Zweck
Am 21. August um 19.30 Uhr hält der Historiker und langjährige Leiter der Abteilung Stadtgeschichte im Focke-Museum Dr. Heinz-Gerd Hofschen einen Vortrag mit dem Titel "Erinnerungskultur - warum und zu welchem Zweck?" Betrachtet man die Vielzahl historischer Ausstellungen und die Fernsehprogramme, die täglich geschichtliche Themen behandeln, wobei die Nazi-Zeit in geradezu unendlicher Form thematisiert wird, fragt man sich, welche Art von Erinnerungskultur dies ist und wozu sie dient. Wir brauchen, so die These, ein aktives Geschichtsbewusstsein, das uns fähig macht, aus den Erfahrungen der Vergangenheit die Zukunft zu gestalten. Wie so etwas aussehen kann, soll an diesem Abend diskutiert werden.


6. Dr. Rolf-Dieter von Bargen, Fr. 29.8. um 19 Uhr

Thema: Vom Runden Tisch 'Geschichtslehrpfad Lagerstr.' zum Denkort Bunker Valentin


Am 29. August um 19:00 Uhr hält der 1. Vorsitzende des "Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstr./U-Boot-Bunker Valentin e.V." (kurz: Verein Geschichtslehrpfad Lagerstr.), Dr. Rolf-Dieter v. Bargen, einen Vortrag mit dem Titel "Vom Runden Tisch 'Geschichtslehrpfad Lagerstr.' zum Denkort Bunker Valentin".

Ende der 90er Jahre wurde in Bremen-Farge ein Runder Tisch ins Leben gerufen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die verschiedenen, in der Erinnerungsarbeit wirkenden Akteure, Institutionen und Verantwortlichen mit dem Ziel zusammenzuführen, die Vision einer Gedenkstätte zu entwickeln. Aus diesem Runden Tisch heraus entstand vor 15 Jahren der Verein Geschichtslehrpfad Lagerstraße, der durch die Einrichtung eines Geschichtslehrpfades, seine Ausstellungen und die enge Kooperation mit politischen Entscheidungsträgern sowie behördlichen Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Entstehen des Denkortes Bunker Valentin geleistet hat. Der Abend soll dazu dienen, diese Entwicklung anhand der Chronologie der Jahre 1998 bis 2014 zu dokumentieren und damit zu zeigen, wie aus Visionen das große Projekt "Denkort Bunker Valentin" entstehen konnte.


7. Wiltrud Ahlers, Friedensschule Bremen, Do. 14.8. um 19 Uhr und Di. 26.8. um 19 Uhr mit Stadtrundgang

Thema: Stolpersteine in Bremen-Blumenthal


In Blumenthal erinnern 26 kleine Messingtafeln, die in den Gehweg eingelassen wurden an Menschen, die durch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ums Leben gekommen sind. Diese " Stolpersteine " sollen dazu auffordern, innezuhalten und sich daran zu erinnern, dass hier Menschen und ganze Familien gelebt haben, die ausgegrenzt, verfolgt, gedemütigt und schließlich grausam ermordet wurden. Sie wurden Opfer des Terrors, weil sie einen anderen Glauben hatten, eine andere Meinung vertraten, einer anderen Rasse angehörten oder behindert waren. Die Aktion Stolpersteine, ein Projekt von Gunther Demnig, ist ein Versuch, den betroffenen Opfern ihre Geschichte zurückzugeben.

Es soll bei den Veranstaltungen an das Leben und Schicksal der Opfer aus Blumenthal erinnert werden. Am zweiten Termin ist ein Rundgang zu den Gedenksteinen geplant.


8. Olaf Rehnisch, Di. 19.8. um 19.30 Uhr

Thema: Bau des Tanklagers in Bremen-Farge: Zweck, Hintergründe und Folgen


Detlef Gorn, 1. Vorsitzender


Die Faszination eines Fotos



Gerade einmal 5,5 X 8,5 cm (!) misst das alte historische sw-Foto von hervorragender Bildqualität, welches der Förderverein von Reiner Niedergesäss, Sohn von Textil-Ing. Hermann Niedergesäss, Techn. Angestellter bei der BWK, von einer ganzen Reihe von Fotos erhalten hat. Dank der Mithilfe von Joachim Pfadt, Sohn von Dipl.-Ing. Julius Pfadt, ebenfalls BWK-Angestellter (s. Foto), konnten einige Namen auf dem Foto identifiziert und zugeordnet werden.


Hier das Foto in Originalgröße (Format 6 X 9):



                                                     Bildausschnitt ca. 10fach vergrößert





Die Bediensteten des Luftgaues XI erhielten als Dank für ihre Inspektion des BWK-Werkluftschutzes von den damaligen BWK-Oberen das Standardwerk des Buchautors, Robert Bargmann, BREMENS WOLLHANDEL, überreicht.


Das Buch befindet sich ebenfalls im Besitz des FV Kämmereimuseum und wird auf der Ausstellung neben den anderen Fotos von Reiner Niedergesäss präsentiert.








Detlef Gorn, 1. Vorsitzender




Die Bremer Woll-Kämmerei während der NS-Zeit

- Zwölf Jahre aus der Sicht der Geschäftsberichte und der Wirtschaftspresse -


Von unserem Mitglied, Dr. Reinhard Landwehr

Unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers, also seiner Ernennung zum Reichskanzler und der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes, wurde auch die BWK nach dem Führerprinzip „neu geordnet“. Dem „Betriebsführer“ unterstanden jetzt die Mitarbeiter als „Gefolgschaft“, er selbst war jedoch an Weisungen eines staatlich bestellten „Treuhänders der Arbeit“ gebunden.

Die NS-Politik wirkte sich jedoch auch in anderen Bereichen aus. Die deutsche Devisenknappheit und die Autarkiepolitik stellten ein Unternehmen wie die BWK, das fast ausschließlich ausländische Rohwolle zu Kammzügen verarbeitete, die zu einem großen Teil exportiert wurden, vor erhebliche Probleme bei der Auslastung seiner Kapazitäten und damit auch bei der Beschäftigung.

Zusätzlich griffen Vorschriften über die Arbeitszeit und die Gewinnverwendung in die Geschäftspolitik ein. Auch mussten entsprechend dem NS-Frauenbild, das kinderreiche Mütter am heimischen Herd vorsah, zahlreiche weibliche Arbeitskräfte entlassen und durch männliche ersetzt werden.

Erst staatliche Vorschriften über die Verwendung von Zellstoff, der bei den Endkunden wenig beliebt war, führten wieder zu einer besseren Auslastung der Kapazitäten.

In Verlaufe des Krieges wurden die fehlenden deutschen Mitarbeiter durch „Fremdarbeiter“ ersetzt. Schließlich musste man sogar anstelle von Zellstoff die Rohwolle von Merinoschafen durch Bastfasern substituieren.

Über den Erfolg dieser Maßnahmen gibt es allerdings keine genaueren Informationen, da sich im Laufe des Krieges die Geschäftsberichte immer stärker von betriebswirtschaftlichen Darstellungen in Schilderungen einer eher sozial-karitativen Einrichtung wandelten, durch die der Zusammenhalt der „Volksgemeinschaft“ und die Verbindung mit den „bei der Wehrmacht stehenden Arbeitskameraden“ herausgestellt wurde.

Trotz aller Belastungen durch die NS-Wirtschaftspolitik und den Krieg konnte die BWK sogar noch in der im März 1945 erstellten Bilanz einen Gewinn ausweisen und die Ausschüttung einer Dividende vorschlagen.

Insgesamt hat die BWK die zwölf Jahre des „Dritten Reiches“ als intaktes Unternehmen überstanden, das auch von Zerstörungen der Werksanlagen durch Kriegseinwirkungen weitgehend verschont geblieben ist.


               Die BWK nach dem Lageplan von 1934 (Quelle: Förderverein)


Anmerkung Detlef Gorn:

Die gesamte Abhandlung von Dr. Landwehr ist 39 (!) Seiten lang. Wie immer hochinteressant und informativ. Wer sie in Ruhe einmal lesen möchte, hier ist der entsprechende Link:



Eine Zeittafel

- Ereignisse, die die Arbeit der BWK zwischen 1933 -1945 geprägt haben -



Von unserem Mitglied, Dr. Reinhard Landwehr

(nationale Rahmenbedingungen sind kursiv gekennzeichnet)


Zeitpunkt
Ereignis
20.07.32 Preußenschlag“, durch den die SPD-geführte preußische Regierung durch einen Reichskommissar ersetzt, der u.a. den Landkreis Blumenthal auflöst und dessen SPD-Landrat absetzt
06.11.32 Letzte freie Wahl vor 1945 in Deutschland
30.01.33 „Machtergreifung“ Hitlers
24.03.33 „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (Ermächtigungsgesetz)
1933 „Wende zum Besseren“ dank höherer Kammzugpreise, das Beteiligungsunternehmen Wilhelmsburger Wollkämmerei nimmt seinen Betrieb auf
20.01.34 „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“
30.01.34 „Gesetz über den Neuaufbau des Reichs“, wodurch die Länder „gleichgeschaltet“ werden
19.07.34
Erlass der „Faserstoffverordnung“
01.10.34
Neue Betriebsordnung der BWK (u.a. Abschaffung des Betriebsrats und der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat)
15.10.34
Feier zum 50. Jahrestag der Kammzugherstellung bei der BWK
04. 12. 34
Anleihestockgesetz, das die Ausschüttung von Dividenden begrenzt
1934
Vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit auf 24 Stunden pro Woche wegen Wollmangels, Beginn der Verarbeitung von „Kunstspinnfasern“
1935
Fast gänzlicher Ausfall der Auslandskundschaft, weiterhin reduzierte Wochenarbeitszeit aus Mangel an Rohwolle wegen fehlender Devisen, kaum Nachfrage nach Zellstoffprodukten
1.- 12. 8. 1936
Olympische Sommerspiele in Berlin, die der Welt das NS-System positiv vorstellten, so u.a durch den Film „Olympia“ von Leni Riefenstahl
09.09.36
Tod des Vorstandsvorsitzenden Richard Jung
1936
Entlassung einer größeren Zahl von Mitarbeiten wegen Arbeitsmangels
1937
Herstellung von zwei Filmen durch Jonny Seubert über einen kompletten Arbeitstag im Unternehmen und einen Betriebsausflug nach Goslar
1937
Deutlicher Anstieg der Zellstoffbearbeitung und Einstellung von 550 neuen Mitarbeitern
11.-12.3.1938 „Anschluss“ Österreichs und am 1. und 2. 10. des des Sudetenlandes
1938
Anstieg der Produktion um ein Drittel und stabile Beschäftigung aufgrund niedriger Rohwollpreise und weiterhin steigender Zellstoffbearbeitung
01.09.39 Deutscher Angriff auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkrieges
01.11.39 Anschluss Blumenthals an Bremen durch die „Vierte Verordnung über den Neuaufbau des Reichs“
1939
Drosselung der Produktion auf behördliche Anordnung, Einrichtung einer Wohlfahrtskasse, Rückgang er Beschäftigung durch „freiwilligen Abgang“
Ab 1939
Nutzung von Teilen der Werksanlagen für die Kriegsproduktion
1940
Erhebliche Produktionseinschränkung (-28%) wegen der schwierigen Rohstoffversorgung
22.06.41
Angriff auf die Sowjetunion
1941
Anstieg der Produktion durch Aufbau einer Bastfaserabteilung
1942
Weitere „planmäßige“ Einschränkung der Produktion
31.1. u. 2.2.1943
Kapitulation der deutschen Truppen in Stalingrad
18.02.43 Sportpalastrede zum „totalen“ Krieg
1943 Produktionsanpassung aufgrund „kriegswirtschaftlicher Anforderungen“
06.06.44 Landung der Alliierten in der Normandie
1944
Steigerung der Produktion durch „planmäßige Umstellungen“
08.05.45
Bedingungslose Kapitulation Deutschlands

Zusammenstellung: Reinhard Landwehr


Anmerkung Detlef Gorn:

Auch diese Tabelle stammt aus dem bereits weiter oben aufgeführten Link.




Ansprache des 1. Vorsitzenden, Detlef Gorn, anlässlich des Empfangs zur Ausstellungseröffnung „Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus“



Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Präsident Weber!
Liebe Gäste!

Ich heiße Sie alle im Namen meines Fördervereins Kämmereimuseum und meines Teams herzlich willkommen.


Gestatten Sie mir ein paar einleitende Worte zu unserer Ausstellung „Die BWK in der Zeit des Nationalsozialismus“:


Es vergeht fast kein Tag, wo wir nicht etwas über den 1. oder 2. Weltkrieg in den Medien lesen oder uns im Fernsehen anschauen können.
Vor ein paar Tagen – genauer am 20. Juli - überraschte mich ein Artikel im Weser Kurier, in dem stand: „Nach einer jüngst veröffentlichen Umfrage weiß nicht einmal die Hälfte der Deutschen, was am 20. Juli 1944 geschah“.
Wir erinnern uns: Das war der Tag des Attentats auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg – heute vor etwas über 70 Jahren.
Ich möchte an dieser Stelle einmal unterstellen, dass das Wissen um die NS-Zeit in Bremen-Nord ähnliche oder gar noch geringere Ergebnisse liefern würde, ist doch dieses Thema in den hiesigen Schulen lange Zeit ausgeblendet worden oder wie Dr. Marcus Meyer in einer Radio Bremen Reportage über den Bunker Valentin zu berichten wusste, „der Standort des Bunkers war in den hiesigen Landkarten regelrecht ausradiert – den gab es gar nicht . . .“.

Wer Bremen-Nord und seine Randgebiete mit offenen Augen durchstreift, der stößt an vielen Stellen auf Zeugnisse der NS-Vergangenheit:

- 81 Stolpersteine in Bremen-Nord, 26 (!) davon hier ganz um die Ecke in Bremen-Blumenthal – mitten unter uns – zeugen von den Opfern!

- Gedenkstätte „Rosen für die Opfer“, die an das Leid der Zwangsarbeiter auf der Bahrsplate erinnern.

Mitglieder der Friedensschule Bremen, hier namentlich Wiltrud Ahlers, Gerd Meyer und Karsten Ellebrecht, zeichnen für deren Umsetzung und Erhalt der Erinnerungen.

- Ein gigantisches Monstrum in der Landschaft- weithin sichtbar:
Der Bunker Valentin in Bremen-Farge. Fotos vom Heimatverein Farge-Rekum, hier in der Ausstellung angebracht, verdeutlichen die gewaltige Dimension! Arend Wessels sei hierfür gedankt. Ein Mahnmal gegen das Vergessen; heute von Dr. Marcus Meyer von der Landeszentrale für politische Bildung zu einem Denkort ausgebaut.

- Der Wifo-Wald, wie er allgemein von der hiesigen Bevölkerung Bremen-Nords und „umzu“ genannt wird. Der Standort eines der größten Tanklager weltweit.
Fast im Verborgenen, in der NS-Zeit unsichtbar für die Bevölkerung. Mit dem Bau wurde bereits 1935 (!) begonnen; die Planungsarbeiten begannen vermutlich 1933. Der Anlass hierfür ist bekannt.

Das Tanklager ist heute wieder ganz stark in den Fokus der Nordbremer Bevölkerung gerückt. Eine Bürgerinitiative um Heidrun Pörtner betreibt mit ihren Recherchen und Erkenntnissen zielstrebig Öffentlichkeitsarbeit – und das nicht immer zum Wohlwollen der verantwortlichen hiesigen Institutionen und Politiker.

Unzählige Baracken und Bunker säumten das Gelände in der NS-Zeit, welches eng an die hiesigen Wohngebiete angrenzte. Zwei Baracken, die die Zeit überdauert hatten, sind heute bekannte Gedenkstätten und erinnern uns an das unmenschliche Leid der hier Zwangsverschleppten und Inhaftierten: Baracke Wilhelmine und Baracke 27.

Harald Grote und Dr. Rolf-Dieter von Bargen zeichnen für diese Erinnerungsstätten heute verantwortlich.

Bei der Sichtung unseres umfangreichen Bild- und Filmmaterials wurde uns sehr schnell bewusst: Hier haben wir etwas ganz Einmaliges, etwas ganz historisch Wertvolles in Blumenthal:

Ein Industrieunternehmen von Weltrang dokumentierte sich in der NS-Zeit quasi selbst!

Die Aussage, „da hat Leni Riefenstahl Pate gestanden“, stammt nicht von uns, sondern von Fachleuten von Radio Bremen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der damalige junge Kreisfilmberichterstatter der NSDAP, Jonny Seubert, der den Bunkerbau in Farge 1944 filmisch dokumentiert hat, auch das größte Industrieunternehmen seiner Heimatstadt Blumenthal, die Bremer Woll-Kämmerei, in bewegten sw-Bildern festgehalten hatte.

Unser Förderverein hat den über einstündigen Film von 1937 mit heutigen Bildaufnahmen zwecks besserer Orientierung ergänzt und mit Zeitzeugenaussagen hinterlegt.

Aus unserem umfangreichen Fundus haben wir für unsere Ausstellung über 150 Fotos ausgewählt und diese nach 5 Themenschwerpunkte geordnet. Sie zeigen und machen deutlich, wie ein riesiges Industrieunternehmen von der NS-Ideologie vereinnahmt und missbraucht wurde.

Die hier erstmalig einer breiten Öffentlichkeit gezeigten historischen Bilder sind, bis auf wenige Ausnahmen, selbstsprechend und bedürfen keiner weiteren Erläuterung.

Wir wollen mit den Bildern der heutigen und der zukünftigen Generation zeigen, was in Bremen-Nord passiert ist.

Wir wollen aber auch die Ausstellungszeit aktiv dazu nutzen, um die letzten noch lebenden Zeitzeugen in Bremen-Nord dazu zu bewegen, dass sie uns ihre Erinnerungen an ihre NSZeit mitteilen – auch wenn sie für den einen oder anderen noch so belanglos erscheinen mögen.

Andrea Hecht, Leiterin der Seniorenbegegnungsstätte der Martin-Luther-Gemeinde Blumenthal, war in dieser Hinsicht schon sehr aktiv und hat gleich ein paar für uns interessante Zeitzeugen mit hierher in die Ausstellung mitgenommen.

In dem eingangs bereits erwähnten Bericht des Weser Kuriers wurde auch ausgeführt: „Angesichts der verbreiteten Unkenntnis über die NS-Zeit sind nach Einschätzung von Fachleuten neue Wege bei der Vermittlung historischen Wissens erforderlich“.

Welche Wege das sein könnten, das erhoffen wir uns auch von den Ergebnissen der Vorträge und Diskussionen, die unsere Ausstellung ergänzen.
Wir haben daher bekannte Persönlichkeiten nach Blumenthal eingeladen.
Stellvertretend für alle anderen möchte ich hier nur erwähnen:
Den Historiker Dr. Gerd Hofschen , langjähriger Leiter der Abteilung Stadtgeschichte im Focke-Museum.

Dr. Hofschen wird uns mit seinem Vortrag: „Erinnerungskultur – warum und zu welchem Zweck“ sicherlich interessante Wege und Möglichkeiten aufzeigen.
Ferner den pensionierten Professor für Rechts- u. Sozialgeschichte an der Universität Bremen, Prof. Christoph Schminck-Gustavus. Prof. Schminck-Gustavus hat in den 80er Jahren ehemalige polnische Zwangsarbeiter in ihrer Heimat besucht, ihre Erinnerungen aufgezeichnet und diese in seinem bekannten Buch „Hungern für Hitler – Polnische Zwangsarbeiter in Blumenthal 1940 bis 1945“ verarbeitet. Hierüber wird uns Prof. Schminck-Gustavus in einem Vortrag berichten.

Zwei auf den ersten Blick unterschiedliche Ansätze.

Was kann es also Passenderes geben, als eine Vortragsreihe hier in den Räumen der ehemaligen Bücherei in Blumenthal. Und darauf bin ich persönlich ganz besonders stolz: In Räumen, in denen von Anfang an ein kritischer Zeitgeist und Dialog geherrscht hat und sich Persönlichkeiten von Welt gegenseitig die Türklinke in die Hand gegeben haben: Manfred Hausmann, Judy Winter, Carlo Schmid, Alma Rogge, Marion Gräfin Dönhoff, um nur einige von ihnen zu nennen.

Eine Kostprobe dessen, was ich meine, ist heute bereits ein hochinteressanter
Programmpunkt: Unser Blumenthaler Heimatkundler, Schriftsteller, Buchautor, Theaterdarsteller . . . Ulf Fiedler wird uns gleich über das Leben und Wirken der Blumenthaler Reformpädagogin Tami Oelfken berichten. Ihr Geburtshaus steht gleich links neben dem Blumenthaler Rathaus.

Der Aufbau der BWK und damit einhergehend das sich verändernde Blumenthal ließ Tami Oelfken zeitlebens nicht los. Einfühlsam beschrieb sie die Menschen aus Blumenthal und „Zuzügler“ aus dem Osten, die in eine für sie unbekannte Welt eintraten, um hier in Blumenthal ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Es war für mich nicht ganz einfach, jemanden zu finden, die die Empfindungen einer Tami Oelfken so wundervoll und einfühlsam vermitteln kann, wie Christine Bongartz, eine „Lesebotschafterin“ mit Herz.

Christine Bongartz wird an dem Vortrag von Ulf Fiedler anschließen und uns heute aus dem Buch „Maddo Clüver von Tami Oelfken vorlesen.

Das wir heute bis Ende des Monats in diesen Räumen Gäste sein dürfen, verdanken wir den beiden hier tätigen Künstlern Ulla Deetz und Peter F. Krüger, die uns ihre Räumlichkeiten in ihrer Urlaubszeit gerne für diesen Zweck zur Verfügung gestellt haben.

Herzlichen Dank ihnen beide hierfür!

Ein Dankeschön auch an den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Herrn Christian Weber, der unserer Bitte gefolgt ist, ein paar Grußworte an unsere Gäste zu richten. Das war nicht selbstverständlich.

Ebenso ein herzliches Dankeschön an mein Fördervereins-Team, ohne deren tatkräftige Unterstützung dies hier alles nicht möglich gewesen wäre.


Ich möchte nun das Wort an unseren Stadtteilmanager, Peter Nowack, übergeben, der auch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Blumenthaler Bürgerstiftung dafür gesorgt hat, dass wir das alles hier auf die Beine stellen und bezahlen konnten. Auch das war nicht selbstverständlich!

Dankeschön Peter Nowack!

Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit!





Medienecho





BWK: Veranstal-tung zur NS-Zeit



Infos zu den Vorträgen und zur Ausstellung "Die BWK in der Zeit des Nationalsozialismus“



              Eröffnung der Veranstaltung (Quelle: Förderverein Kämmereimuseum)


Aus Anlass der BWK-Ausstellung "Die Bremer Woll-Kämmerei in der Zeit des Nationalsozialismus" sind hier einige Links zu Blog-Beiträgen mit dieser Thematik zusammengestellt:



Der Präsident der Bürgerschaft und Herr Gorn (Quelle: Förderverein Kämmereimuseum)


Veranstaltungsprogramm "Die BWK in der Zeit des Nationalsozialismus



- Sonderheft  der "Einblicke" des Fördervereins zur Veranstaltung (folgt demnächst)




- Artikel "Die Bremer Woll-Kämmerei während der NS-Zeit. Zwölf Jahre aus der Sicht der Geschäftsberichte und der Wirtschaftspresse"



Dieselben und Ulf Fiedler (Quelle: Förderverein Kämmereimuseum)




Über den Förderverein Kämmereimuseum informieren die bisherigen Ausgaben der "Einblicke"







sowie der Blog-Artikel


„Dem Werk ein Denkmal setzen!“ Die ersten Jahre des Fördervereins Kämmereimuseum Blumenthal e. V.



Mitglieder der Fördervereins im Gespräch mit Rainer Kahrs von "buten un binnen" (Quelle:       Förderverein Kämmereimuseum)


Einige Vorüberlegen zu einem BWK-Museum werden in zwei Blogartikeln vorgestellt:



Die BWK und die Geschichte der Wollindustrie: real und museal

Vorüberlegungen zu einem virtuellen BWK-Museum: Ein digitaler Lernort mit sozialer Bodenhaftung




                            Blick auf die Zuhörer (Quelle: Förderverein Kämmereimuseum)


Zusätzlich kann man sich an die Geschichte der Bremer Woll-Kämmerei und das Schicksal des ehemaligen Werksgeländes u. a. in einigen weiteren Blog-Beiträgen zurückerinnern.



Die Bremer Woll-Kämmerei (BWK). Gründung, Aufstieg und Siechtum eines weltumspannenden Wollkonzerns


Vorbilder für die Nutzung des BWK-Geländes? Freie Flächen in Innenstadtnähe: Die städtebauliche Nutzung ehemaliger Kämmerei- und Textilareale


Bürgerstiftung



Vier Jahre Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal



Ein Verein von Bürgern für Bürger oder ein politisch-ökonomisches Machtvehikel?




In wenigen Tagen wird der Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal am 23. August seinen vierten Geburtstag feiern. Dabei kann er sich über sein "Meisterstück" freuen, wie der Vereinsvorsitzende den 112.000 € teuren Kunstrasenbolzplatz auf der Bahrsplate bezeichnet hat. Vermutlich lässt sich bei diesem Anlass auch berichten, dass seit Ende 2013 das Minimum an Stiftungskapital zur Verfügung steht, dessen Fehlen einer Stiftungsgründung bisher im Wege stand.


Danach erscheint der Förderverein ein Erfolgsmodell zu sein, wenn man es mit den Augen der Vereinsspitze seht.


Es gibt jedoch auch eine andere Sichtweise. So hat die Initiative Bürgerstiftungen Kriterien für "gute" Bürgerstiftungen festgelegt, bei deren Einhaltung ein Gütesiegel vergeben wird, da der Begriff "Bürgerstiftung" selbst nicht gesetzlich geschützt ist.


Diese Kriterien hat der Blumenthaler Förderverein nicht erfüllt, da er nicht von der Blumenthaler Verwaltung und Politik unabhängig ist, ein übermächtiger Sponsor sogar deutlichen Einfluss auf die Mittelvergabe nimmt, die Vergabe von Fördermitteln intransparent erfolgt, keine jährlichen Finanzberichte veröffentlicht werden und sich der Förderverein vor allem nicht um Zeit- und Geldstifter unter den Blumenthaler Bürgerinnen und Bürgern bemüht, also um ehrenamtliche Mitarbeiter und zukünftige Sponsoren und Stifter.


Wenn jetzt eine Bürgerstiftung gegründet werden soll, werden sich die Blumenthalerinnen und Blumenthaler entscheiden müssen, ob sie eine "richtige" Bürgerstiftung wollen oder eine Neuausgabe dieses ganz besonderen Fördervereins.


Dabei ist übrigens zu beachten, dass in einer Stiftergründerversammlung die demokratische Regel "Ein Frau, ein Mann, eine Stimme" gilt, sodass sich auch das GDF Suez Kraftwerk Farge mit einer einzigen Stimme begnügen muss.




                                Webseite der Bürgerstiftung Blumenthal im Juli 2014





Aufbruchstimmung im Blumenthal des Jahres 2010




In Blumenthal sind die Überlegungen zu einer Bürgerstiftung und der Gründung eines Fördervereins Bürgerstiftung untrennbar mit dem Dienstbeginn des neuen Ortsamtsleiters Mitte 2010 verbunden, der als Stadtteilmanager an der Spitze einer „innovativen Verwaltung“, wie er es genannt hat, für eine Aufbruchstimmung in Blumenthal gesorgt hat. Diese hohen Erwartungen an den Neuen, der über seine Eltern eng mit der Industriegeschichte des Bremer Nordens und damit auch seinem Strukturwandel verbunden ist, resultiert nicht zuletzt aus den Erfahrungen mit seinem Vorgänger, der sich weitgehend damit begnügt haben soll, „den Niedergang eines einst prosperierenden Stadtteils zu verwalten“ Noch drastischer drückte es sein inzwischen verstorbener Vorvorgänger aus. Für ihn hat sein Nachfolger, der von 1990 bis Ende 2009 Ortsamtsleiter war, „alles runter gewirtschaftet“.



In diesem euphorischen Klima wurde bereits am 23. August 2010, also nicht einmal ein Vierteljahr nach dem Amtsantritt vor der üblichen Sommerpause, der „Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal e.V.“ gegründet, und zwar „auf Initiative des Ortsamtsleiters Blumenthal, Peter Nowack“, wie er selbst es als bisher einziger Autor auf der Webseite www.buergerstiftung-blumenthal.de herausstellt. Sein erklärtes Ziel war es dabei, „im Stadtteil Blumenthal soziale, kulturelle und bildungspolitisch wertvolle Initiativen zu entwickeln und zu fördern und Vereine im Stadtteil mit entsprechenden Projekten zu unterstützen“. Damit sollte die Bürgerstiftung keine kommunalen Pflichtaufgaben übernehmen, sondern eher allen „Bürgern die Möglichkeit geben, sich an der Ausgestaltung des Lebens und der Kultur im Stadtteil zu beteiligen – sei es durch einen finanziellen Beitrag oder ehrenamtliche Arbeit.“


Die Popularität von Bürgerstiftungen in Deutschland



Damit war Blumenthal kein Vorreiter bei den Bürgerstiftungen. Ein wesentlicher Impuls ging in Deutschland von der Bertelsmann-Gruppe und ihrem Haupteigentümer Reinhard Mohn aus. Der „beschloss“ im Juni 1996 die Gründung der Stadt Stiftung Gütersloh und stellte ein Startkapital von rund 1 Mio. Euro zur Verfügung, wie dieser Vorgang in der Geschichte der heutigen Bürgerstiftung Gütersloh dargestellt wird.

Der damalige Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bertelsmann AG besaß eine generelle Vorliebe für Stiftungen. So hatte er bereits 1977 die Bertelsmann-Stiftung gegründet, in die er 1993 fast seine gesamte Beteiligung am Bertelsmann-Konzern einbrachte. Diese Stiftung ist inzwischen vor allem als gesellschaftspolitische Denkfabrik bekannt. Dabei will sie sich entsprechend ihrer Satzung für die Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme einsetzen, wobei sie von dem Leitbild „so wenig Staat wie möglich“ ausgeht und im Wettbewerb und im bürgerschaftlichen Engagement eine wesentliche Basis für gesellschaftlichen Fortschritt sieht.

War diese Gründung im Westfälischen fast ausschließlich das Werk eines einzelnen finanziell sehr potenten Stifters, erfolgte 1997, also nur ein paar Monate später, die Gründung einer Bürgerstiftung in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover auf einem breiteren bürgerschaftlichen Fundament. Hier war der Kriminologieprofessor Christian Pfeiffer der Initiator, der nach Erfahrungen mit einer Community Organization in New York seine Freunde und Bekannten nach dem Schneeballprinzip für die Gründung einer ähnlichen Bürgerstiftung in Hannover gewinnen konnte.


                         Geschäftsbericht 2012 der New York Community Foundation


Auch wenn der Begriff „Bürgerstiftung“ nicht geschützt ist, weist das Gros der deutschen Bürgerstiftungen trotz der divergierenden Gründungsszenarien eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf. So unterscheiden sich Bürgerstiftungen von anderen Stiftungen, d.h. Einrichtungen, die mit Hilfe eines Vermögens einen von einem Stifter festgelegten Zweck verfolgen, dadurch, dass sie ihre Organisationsstruktur, ihre Mittelvergabe und Rechnungslegung transparent machen. Sie wollen nicht nur ein Einzelvermögen verwalten, sondern vor allem viele Stifter dafür gewinnen, Teile ihres Vermögens für einen kommunalen Zweck einzusetzen. Von der steuerlichen Seite können sie dabei wie bei jeder anderen Stiftung damit werben, dass Spenden in einer Höhe von bis 20.450 € im Kalenderjahr als Sonderausgaben abzugsfähig sind und ein ererbtes Vermögen, das innerhalb von 2 Jahren nach Erbfall in eine Stiftung eingebracht wird, von der Erbschaftssteuer befreit ist. 

Die Organisationsstruktur resultiert daher weitgehend aus dieser Zielsetzung. Die Stifter wählen in einer Vollversammlung, die häufig Stiftungsforum oder 
-versammmlung genannt wird, Vertreter für eine Art Aufsichtsrat, der Stiftungsrat oder -kuratorium heißt. Dieses Gremium, das in der Regel aus etwa einem halben Dutzend Mitgliedern besteht, wählt und kontrolliert den Vorstand, der sich mit der konkreten Anlage des Vermögens und dem Einsatz der Erträge für Stiftungsprojekte beschäftigt. Er muss also Projektanträge beurteilen, neue Projekte entwickeln und vor allem in der gegenwärtigen Kapitalmarktsituation neue Quellen für Fördermittel erschließen.

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen durch den Finanzmarkt kommt der Höhe des Stiftungsvermögens, dessen Bestand nicht angegriffen werden darf, eine relativ geringe Rolle zu. Allerdings gehen die Stiftungsbehörden davon aus, dass zur Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung mindestens ein Vermögen von 50.000 € vorhanden sein muss. Jedoch ist dieser Betrag weder im BGB noch in Landesstiftungsgesetzen vorgeschrieben.

In der Regel dürfte jedoch eine sinnvolle Fördertätigkeit, die nicht nur jährlich einen Förderpreis von vielleicht 500 € oder 1000 € vergibt, mit dieser Mindestsumme allein kaum erfolgreich arbeiten können.

Anstelle der Vergabe von Fördermitteln gewinnen daher bei den Bürgerstiftungen andere Aufgaben an Gewicht. Das sind neben der Akquisition von Spenden vor allem die Entwicklung von Projekten, die mit zahlreichen Ehrenamtlichen arbeiten. Anstelle von Stiftern werden daher verstärkt Freiwillige gesucht, die im Rahmen einer Bürgerstiftung in Projekten für ihren Heimatort arbeiten.

Inzwischen hat sich diese Idee als ein Erfolgsmodell erwiesen, und das obwohl das niedrige Zinsniveau die Stiftungen vor schwierige Probleme stellt, da sich aus den Vermögen nur eine geringe Rendite erwirtschaften lässt und daher durch Spenden aufgestockt werden muss. Die Akquirierung von zusätzlichen Fördermitteln durch die Veranstaltung von Fundraising-Essen, von Lotterien oder den Verkauf von Kalendern ist daher zu einer wichtigen Aufgabe jeder Stiftung geworden, die sich durch Zinssätze nahe null Prozent nicht zum Nichtstun gezwungen sehen will.

So gab es Ende 2012 in Deutschland 345 Bürgerstiftungen mit einem Gesamtkapital von 234,6 Mio. €. Ein Indikator für die Entwicklung der letzten Jahre kann ein Vergleich mit 2011 sein. Damals lag die Zahl der Stiftungen um 20 niedriger und das Kapital betrug erst 208,2 Mio. Während sich die Zahl der neuen Stiftungen seit der Mitte de 2000-er Jahre, als sie bei 40 bis 50 lag, abgeschwächt hat, lässt sich beim Kapital ein eher konstanter Anstieg um die 20 Mio. € pro Jahr beobachten.





Bürgerstiftungen in Deutschland (Quelle: youtube.com)


Die zehn Kennzeichen einer Bürgerstiftung



Wenn die Ziele einer Bürgerstiftung, also einer Stiftung von Bürgern für Bürger innerhalb einer Region, erreicht werden sollen, muss für Fachleute eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei steht das Vertrauen in eine seriöse Verwendung der Mittel im Vordergrund; denn niemand wird sein Vermögen einer Institution überlassen wollen, bei deren Geschäftsgebaren er unweigerliche auf dunkle Stellen stößt.

Das gilt vor allem für die Mittelverwendung, da Erblasser ihr Vermögen in der Regel so eingesetzt sehen wollen, wie es ihren Vorstellungen entspricht. Dabei ist die Abschätzbarkeit ein wichtiger Maßstab. Zwar kann niemand in die Zukunft sehen. Jedoch wird die Mittelverwendung in der Gegenwart und in der Vergangenheit als wichtiger Indikator für das zukünftige Handeln der Stiftung dienen. Um Vertrauen zu schaffen, muss die Mittelvergabe daher abschätzbar sein. Das gilt besonders in Städten wie Bremen, wo man zwischen einer Reihe von Stiftungen wählen kann und die breiter ausgerichteten Bürgerstiftungen mit speziellen konkurrieren, die mit dem Bürger- und dem Rhododendronpark die möglichen Ergebnisse einer erfolgreichen Stiftung so eindrucksvoll vor Augen führen. Und das nicht nicht erst seit ein paar Jahren, sondern im Falle des Bürgerparks bereits seit 1865.

Da es keinen Schutz der Bezeichnung Bürgerstiftung“ gibt, wurde rasch der Ruf nach einer Auszeichnung der „echten Bürgerstiftungen“ laut, um so die schwarzen Schafe kenntlich zu machen und damit mögliche Stifter vor ihnen zu warnen. Deshalb hat der Verband Deutscher Stiftungen in Berlin ein Gütesiegel entwickelt, das nur Bürgerstiftungen erhalten, die diese Kriterien der Unabhängigkeit vom Staat und von Großstiftern, der Entscheidungsfindung nach demokratischen Kriterien, der Transparenz ihrer Arbeit und Finanzierung sowie einer breiten bürgerschaftlichen Beteiligung erfüllen.




Bürgerstiftungen in Bremen und umzu



Auch wenn Bremen bei der Gründung von Bürgerstiftungen nicht zu den Pionieren zählt, ist die Hansestadt an der Weser eine Stadt von Stiftungen und Vereinen, die in ähnlicher Weise mit bürgerschaftlichem Engagement eine Aufgabe für andere Bürger ihrer Stadt und sogar für Touristen erfüllen. Ein ganz herausragendes Beispiel hierfür ist der Bürgerparkverein, der heute mit seinen gut 2.600 Mitglieder mit dem Bürgerpark die größte privat finanzierte Stadtparkanlage Deutschlands unterhält. Gegründet wurde er als Comité zur Bewaldung der Bürgerweide mit anfänglich 60 Mitgliedern bereits im Jahr 1865. Wichtigste Einnahmequelle für die Pflege einer Fläche von über zwei qkm, die auf den eigentlichen Park und den angrenzenden Stadtwald entfällt, ist heute die Bürgerparktombola.

Um den Erhalt des Bürgerparks auf Dauer zu sichern, hat der Bürgerparkverein im November 2000 die „Gräfin-Emma-Stiftung zur Erhaltung des Bremer Bürgerparks“ ins Leben gerufen. Der Name bezieht sich dabei auf die Gräfin Emma von Lesum, eine mildtätige Gutsbesitzerin aus dem elften Jahrhundert, die als Heilige verehrt wurde.

Die Stiftung soll nach dem Erreichen eines Sockelbetrages eine ergänzende Sicherung der Finanzierung des Bürgerparks und Stadtwaldes ermöglichen.


Anscheinend war der Bürgerparkverein mit seiner Gräfin-Emma-Stiftung ein Vorbild für die Bürgerstiftung Bremen, die in ihrer Finanzübersicht für den Zeitraum 2002 – 2013 Ausgaben von 237.100 € für den Rhododendronpark nennt. Erst den zweithöchsten Betrag machen unter den 131 aufgeführten Projekten die für Bürgerstiftungen eher typischen Schulprojekte zur Konfliktbarbeitung und ein Hallenbad am Weser-Stadion mit jeweils 150.000 € aus. Daneben gibt es auch eine Reihe von Projekten, die 300 € oder 500 € erhalten haben.

Inzwischen verfügt der Rhododronpark über eine eigene Stiftung oder genauer gesagt sogar drei. So betreut seit 2009 die Stiftung Bremer Rhododendronpark den Park und den Botanischen Garten mit einer Gesamtfläche von 44 ha. Sie wurde mit zehn Mio. € Privatkapital und knapp 20 Mio. € aus dem Haushalt ausgestattet, die per Kredit finanziert sind. Mit dieser Kapitalausstattung ist diese Stiftung Nachfolgerin einer 2006 gegründeten „Stiftung für den Rhododendronpark“', die ihre selbst gesetzten finanzielle Ziele bei weitem nicht erreichen konnte. Schließlich besteht noch die Stiftung Botanika für das Schaugewächshaus innerhalb des Parks.

Da die Stifungserträge nicht ausreichen, werden Sponsoren für Baumpflanzungen, Sträucher, Rhododendron und sogar Zwiebeln gesucht, um den Park noch schöner zu machen. Hinzu kommen seit 2014 Beetpatenschaften, wodurch die Unterhaltung neuer Beete in der Parkerweiterung sichergestellt werden soll.

Bei diesem Gewicht etablierter Stiftungen, deren Leistungen jedem Bremer bekannt sind, haben neue Bürgerstiftungen einen schweren Stand. Für Stifter und Spender gibt es bereit sehr anerkannte Möglichkeiten, um in ihrer Stadt Gutes zu tun. Außer der Bürgerstiftung Bremen wurde daher innerhalb der Stadt nur in Hemelingen eine eigene Bürgerstiftung gegründet.

Die wichtigsten Eckdaten der Bürgerstiftungen in Bremen und umzu lassen sich in der Tabelle finden.



Bürgerstiftungen in Bremen und umzu mit Gütesiegel


Stiftung Einwohner Gründung Stiftungskapital (2012) Projektvolumen (2012)
Achim 29.700 2005 110.000,00 €
-
Bremen 546.500 2002 450.000,00 € 121.000,00 €
Bremerhaven 108.000 2002 2.000.000,00 € 120.000,00 €
Delmenhorst73.600 2004 115.000,00 €
-
HB-Hemelingen 41.600 2010 100.000,00 €
-
Lilienthal 18.200 2002 350.000,00 €
-
Syke 23.700 2008 82.500,00 € 8.900,00 €
Quelle: Informationen der Bürgerstiftungen auf ihren Webseiten.


Dabei gibt es zwangsläufig aufgrund der Zahl der Einwohner und damit der Höhe des Stiftungsvermögens sowie der Bedeutung, die von den Stiftungen dem Einsammeln zusätzlicher Spenden beigemessen wird, bereits deutliche Unterschiede.

Weitere kommen durch die inhaltliche Ausrichtung hinzu, da sich Bürgerstiftungen anders als de beiden Stiftungen für die Bremer Parks, satzungsgemäß auf eine Vielzahl von Aufgaben ausrichten.

Eine ganz zentrale Bedeutung kommt dabei dem gewählten Konzept zu, nach dem eine Stiftung ihre Arbeit ausrichtet. Prinzipiell ist dabei zu unterscheiden zwischen Stiftungen, die ihre Mittel auf Projekte verteilen, die von anderen Institutionen durchgeführt werden. Diese Bürgerstiftungen sind also in erster Linie Spendenverteiler. Ein gutes Beispiel für diese Ausrichtung war lange Zeit die Bürgerstiftung Bremen.


                 Webseite der Bürgerstiftung Bremen


Andere wollen hingen vor allem Freiwillige und Ehrenamtliche für neue Projekte motivieren und damit auch eigene Akzente setzen. Die Bürgerstiftungen handeln dann als Projektinitiatoren.

In beiden Fällen sind unterschiedliche inhaltliche Ausrichtungen möglich und auch, wenn genügend Mittel vorhanden sind, Kombinationen beider Konzeptionen.

Ein Blick auf die Bürgerstiftungen in Bremen und umzu kann einen Eindruck von der konzeptionellen Umsetzung des Gedankens einer Bürgerstiftung geben.

Da die durchschnittlichen Bürgerstiftungen mit einem monetären Fördervolumen von jährlich ca. 10.000 € auskommen müssen, haben sie sich auf eine begrenzte Zahl von Projekten und vor allem die Beteiligung von zahlreichen Ehrenamtlichen konzentriert. Daher eignen sich für eine Bürgerstiftung vor allem Projekte, in denen zahlreiche Freiwillige mitarbeiten können.

Das war in Achim ein „Garten der Generationen“, wobei der verwilderter Rathauspark gezielt im Hinblick auf die speziellen Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen neu gestaltet wurde. Als Anschlussprojekt ist eine Förderung von Hauptschülern vorgesehen, da man sie als besonders benachteiligte Gruppe im deutschen Schulsystem ansieht.
 



Generationenpark der Bürgerstiftung Achim (Quelle: youtube)



Die Bürgerstiftung Bremerhaven hat als Schwerpunkt einen Stiftungshof miniPARADIES gewählt, wo Jungen und Mädchen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen gefördert und naturnah betreut werden. 


In Delmenhorst wurde eine Freiwilligenagentur aufgebaut, die u.a. Lese-, Fremdsprachen- und Mathepaten vermittelt. Darüberhinaus werden Projekte sowohl für Kinder- und Jugendliche als auch für Senioren gefördert.

Eine vergleichbare dominante Stellung wie in Bremerhaven nimmt im Bremer Stadtteil Hemelingen neben geförderten Projekten das stiftungseigenes Projekt einer Schüler-Ausbildungsmesse „praktisch“ ein, wo Jugendliche der achten und neunten Klassen mit Betrieben aus Hemelingen und Umgebung zusammengebracht werden.

Die Bürgerstiftung Syke schließlich unterstützt mit zwei Projekten gezielt Senioren und bedürftige Kinder. Für ältere Menschen kaufen in einem Einkaufsprojekt Jugendliche und im Rahmen eines Wunschzettelbaumprojektes wird während der weihnachtlichen Kulturtage ein Weihnachtswunsch erfüllt.


Entwicklungstendenzen bei den Stiftungen in Bremen und Lilienthal


An zwei Bürgerstiftungen aus der Region Bremen lassen sich wichtige Schlussfolgerungen erkennen, die man nach den ersten Erfahrungen mit der Stiftungsrealität gemacht hat. Dabei zeigt sich ein deutlicher Trend zur Profilierung. Während die Satzungen noch eine Vielzahl von Zwecken nennen, ist man inzwischen bestrebt, der eigenen Stiftung ein klares Image zu geben, indem man sie auf eine oder wenige Schwerpunktaufgaben fokussiert.

Diese Strategie hat vor allem dann Vorteile, wenn man über kein hohes Ausgabenvolumen verfügt und als Alternative nur relativ kleine Beträge wie bei einer Verteilung von Globalmitteln in den Bremer Stadtteilen auf eine Vielzahl von Antragstellern aus ganz verschiedenen Bereichen streuen würde.

Ganz besonders erfolgreich war die Bürgerstiftung Lilienthal mit ihrem neuen Konzept; denn sie hat dafür gleich eine Rehe von Preisen erhalten, und zwar u.a. den mit 5.000 € dotierten „Bernhard Vogel-Bildungspreis 2013 der Konrad-Adenauer-Stiftung für das Projekt „Gleiche Chancen für Roma-Kinder“, den Bürgerstiftungs-Preis 2013 der Nationalen Stadtentwicklungspolitik, der vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung verliehen wird und mit 3.000 € ausgestattet ist, sowie last but not least den 10.000-€-Förderpreis Aktive Bürgerschaft 2012 in der Kategorie „mitGestalten“.

                                        Webseite der Bürgerstiftung Lilienthal


Grundlage dieser bundesweit erreichten Aufmerksamkeit ist die konsequente Ausrichtung der Bürgerstiftung auf die Bildung, wobei Kinder aus sozial benacheiligten Gruppen besonders intensiv gefördert werden. Für die Stiftung gilt die einfache Erkenntnis: Bildung stellt den Schlüssel für die Zukunft unserer Kinder und damit unserer Gesellschaft dar.

Die praktische Umsetzung erfolgt in einem Bildungsprogramm für Lilienthal, das aus einer Reihe von Teilprojekten besteht, die nacheinander entwickelt wurden. Begonnen hat man im November 2003 mit dem Leseprojekt „Lilienthal liest“. Hinzu kam im März 2006 die „Kinderakademie Lilienthal“ (KaLi), zu der auch die prämieten Projekte zählen. So wurden unter dem Namen „KaLi-Schlaufuchs-MINIPHÄNOMENTA“ 52 naturwissenschaftliche Experimentierstationen für den Schulflur und das Klassenzimmer entwickelt. Eine mathematische Ergänzung hierzu bildet KaLi-Schlaufuchs „Mathematik zum Anfassen“ mit 43 interaktiven Stationen, die zeigen, „wie schön die Mathematik sein kann“.

Neben diesen Programmen, die zu einem spielerischen Wissenserwerb beitragen, bietet die Bürgerstiftung gemeinsam mit den Kindergärten, den Grundschulen, der Schule für Lernhilfe und den Eltern ein vernetztes Gewaltpräventationsprogramm an.

Leitgedanke ist in jedem Fall, vielfältige Initiativen im Bereich der Bildungsförderung zu entwickeln, wobei vor allem auf die 150 Ehrenamtlichen zurückgegriffen wird. Dabei sind gute Ideen meist wichtiger als tote Euros. Die jährliche Fördersumme ist daher nur schwer messbar, da sie vor allem von der Bewertung der eingesetzten Zeit abhängt. Nach ein Auskunft der Bürgerinitiative geht man von knapp 100.000 € im Zeitraum 2010-11 aus.

Durch ihre enge Verbindung mit der Stadt und auch mit der Sparkasse lässt sich die Situation der Bürgerstiftung Bremen nicht mit der anderer Stiftungen vergleichen. Hier ist man weniger auf die Motivation von Ehrenamtlichen angewiesen, die gemeinsam etwas auf die Beine stellen, sondern man kann die Möglichkeit nutzen, die Initiativen anderer durch Mittel der Stadt oder der Sparkasse zu prämieren und zu fördern.

Dabei stellt sich zwangsläufig innerhalb einer Stadt von der Größe Bremens das Problem der Auswahl, da sich eine Vielzahl von Organisationen mit Fragen beschäftigt, die dem satzungsgemäßen Bereich einer Bürgerstiftung entsprechen.

Um hier eindeutige Akzente zu setzen, haben im April 2012 die Gremien der Bürgerstiftung das Motto der Bürgerstiftung Bremen „gemeinsam bewegen“ in ein Leitbild übersetzt. Danach erfordert es die „lebendige Zukunft“ Bremens, dass durch Bürgerverantwortung und Bürgerbeteiligung das Zusammenleben der Kulturen und Genrationen mithilfe von Zivilcourage und Gewaltprävention sichergestellt wird.

Daher will sich die Bürgerstiftung Bremen auf die Förderung von Projekten aus den drei damit angesprochenen Bereichen konzentrieren. Es sind dies:

- „Zusammenleben von Kulturen und Generationen“,

- „Bürgerverantwortung und Bürgerbeteiligung“ sowie

- „Zivilcourage und Gewaltprävention“.


Einen besonderen Schwerpunkt hat sich die Stiftung dabei mit dem Netzwerk Bürgerbeteiligung gesetzt, wo sie an einer von der Bürgerschaft beschlossenen Erweiterung der Bügerbeteiligung mitarbeiten will, die unter dem Stichwort „Entwicklungsplan Bürgerbeteiligung“ (EB) diskutiert wird.
 
In Blumenthal konnte die Bürgerinitiative Tanklager Farge von dieser Neuausrichtung der Bürgerstiftung profitieren, da sich an ihrer Arbeit beobachten lässt, „wie Bürgerbeteiligung im Alltag unserer Stadt aussehen kann“. So lautete die Begründung der Vorsitzenden der Bürgerstiftung für die Auswahl, durch die die Blumenthaler Bürgerinitiative als eines von sieben Projekten ein Fördergeld der Sparkasse Bremen in Höhe von 3.500 € erhalten hat. Die wesentliche Leistung der Bremer Bürgerstiftung wird also in der Expertise ihres Vorstands gesehen.

Neben der Thematik achtet die Bürgerstiftung auch auf weitere Merkmale der geförderten Einrichtungen. So werden Initiativen bevorzugt, die etwas Neues in Gang setzen, nachhaltige Wirkungen erwarten lassen und einen Anstoß, aber keine Dauerfinanzierung einleiten.


Dabei lässt es die Bürgerstiftung Bremen nicht mit der Vergabe von Geldpreisen für die Arbeit der prämierten Initiativen bewenden. So schließt die Förderung, wenn es gewünscht wird, eine Beratung ein. Dazu kann auch eine Hilfe beider Suche nach geeigneten Kooperationspartnern für die Zusammenarbeit in Netzwerken gehören.

Teil der Bürgerstiftung Bremen sind zwei Treuhandstiftungen, darunter die Deutsche KindergeldStiftung Bremen. Dabei handelt es sich um eine Initiative, die das Ziel verfolgt, Chancengleichheit unter Kindern und Jugendlichen herzustellen. Zu diesem Zweck spenden die Stifter ihr Kindergeld bzw. die entsprechenden Steuervorteile und sorgen dafür, dass Familien mit Kindern, die eine finanzielle Unterstützung „wirklich“ brauchen, „mehr Chancen für das Leben erhalten“.



Förderverein Bürgerstiftung ohne Stiftungsziel


Vor diesem Hintergrund einer kleines Rückblicks auf die Geschichte der Bürgerstiftungen in Deutschland und vor allem in der Region Bremen lassen sich die Gründungsaktivitäten in Blumenthal einordnen, wo man 2010 einen Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal gegründet hat, aber keine Bürgerstiftung.

In Blumenthal wurde damit ein anderer Weg gewählt als von der Vielzahl der deutschen Bürgerstiftungen, die trotz der schwierigen Situation auf dem Kapitalmarkt erfolgreich und mit einem Gütesiegel ausgestattet arbeiten.

In Blumenthal hat so kein Kreis von Initiatoren die dafür Mitbürger geworben, ein Stiftungsvermögen zusammenzubekommen. Hingegen haben die lokale Verwaltungs- und Beiratsspitze innerhalb kurzer Zeit einen Förderverein Bürgerstiftung gegründet, der dank einer großen Spende, über die allerdings lange verhandelt werden musste, einige Projekt fördern konnte.

Da die Vorstandmitglieder diese Vereinbarung vor Augen hatten, haben sie offenbar das längerfristige Ziel der Stiftungsgründung nach und nach aus den Augen verloren. Vielen ist eben der Spatz in der Hand wichtiger als die mögliche Taube auf dem Dach.

Diese ganz spezielle Umsetzung des Gedankens einer Bürgerstiftung, für die vielfach als wichtiger Beitrag zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements geworben wird, hatte Auswirkungen, die nicht nur den Zeithorizont betreffen.

Während eine Stiftung von den Stiftern auf einer Stiftervollversammlng gegründet wird, entstand der Förderverein in Blumenthal ohne größere Vorbereitungen fast in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, und in einem Schritt, der einem Handstreich ähnelt, erhielt er den Blumenthaler Koordinierungsauschuss, also ein Gremium des Beirats, als Vorstand. Dabei gab e allerdings eine ncht unwichtige Abweichung; denn wurde allerdings nicht der Beiratsvorsitzende Chef des Vereins, sondern vielmehr erhielt der Ortsamtsleiter ein Stimmrecht und wurde Vorsitzender. Der Förderverein ist damit von seiner Machtstruktur her kein Teil der Blumenthaler Bürgerschaft, sondern von Verwaltung und Politik. Dieses Gremium aus dem Ortsamtsleiter und den Fraktionsvorsitzenden der Parteien sollte also eine Bürgerstiftung „fördern“, obwohl in ihm weder „Stifter“ noch „normale“ Bürger vertreten sind.

Auch wenn zunächst immer eine Verbindung zwischen dem Förderverein und einer Bürgerstiftung aufgezeigt wurde, ist dieses Band bereits in der Satzung sehr dünn ausgefallen. Dort versteht sich der Förderverein, anders als es der Name nahelegt, nicht als Vorbereiter einer Stiftungsgründung.

Nach diesem Konzept ist beispielsweise ein Förderverein in der Stadt Kelkheim bei Frankfurt aufgebaut, die etwas weniger Einwohner als Blumenthal hat. Hier verfolgt ein Förderverein Bürgerstiftung Kelkheim e.V. laut Satzung parallel zwei Ziele:

- das Motivieren von Stiftern zur Bereitstellung von Stiftungskapital für die Bürgerstiftung Kelkheim und

- die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements im sozialen Bereich zur Stärkung von Gemeinsinn, Bildung und Eigenverantwortung.

Das ist eine notwendige Doppelgleisigkeit, die optimal dem Förderziel entspricht. Man sollte sie daher auch beim Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal erwarten.

Jedoch ist es hier anders. Der Begriff „Stiftung“ taucht in der Vereinssatzung nur einmal auf, und zwar bei der Firmierung. Danach fehlt jeder Hinweis auf die Förderung einer Stiftungsgründung. Vielmehr werden als Zweck des Vereins sechs Förderungsfelder wie „Förderung der Alten- und Jugendhilfe“ genannt. Die Gründung einer Bürgerstiftung gehört nicht dazu.

Bestenfalls kann bei den Wegen, auf denen diese Zwecke erreicht werden sollen, eine Bürgerstiftung auch eingeschossen sein, wenn von einer „Förderung steuerbegünstigter Körperschaften, die sich im Rahmen der genannten Zwecke betätigen (Fördertätigkeit im Sinne des § 58 Abgabenordnung)“ gesprochen wird. 

Damit kann allerdings vieles gemeint sein wie z.B. Mittel für eine Bolzplatzstiftung, die den Unterhalt des Bolzplatzes auf der Bahrsplate finanziert. Von der Stiftung, die auf der Webseite „www.buergerstiftung-blumenthal.de“ angekündigt wird, ist zumindest in der rechtlich verbindlichen Satzung des Fördervereins trotz seines Namen keine Rede. Die Anwerbung von Stiftern für eine Bürgerstiftung Blumenthal ist jedenfalls kein in der Satzung direkt genanntes Ziel des Fördervereins, und das trotz seiner Firmierung.

Das sieht fast so aus, als ob unter der bekannten Marke „Bürgerstiftung“ ein Verein gegründet wurde, der Spenden sammelt und verteilt, aber sich kaum für die Förderung und Gründung einer Bürgerstiftung Blumenthal einsetzen will.



Der politisch besetzte Förderverein in Blumenthal


Unter den "10 Merkmalen einer Bürgerstiftung“ der Initiative Bürgerstiftungen beschäftigen sich allein drei mit der Unabhängigkeit. So heißt es u.a unter Punkt 3: „Politische Gremien und Verwaltungsspitzen dürfen keinen bestimmenden Einfluss auf Entscheidungen nehmen.“

Wer einen Blick auf dies Spitze des Blumenthaler Fördervereins wirft, muss hier eher feststellen, dass zumindest eine Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal eine Veranstaltung von Ortsamt und Beiratsspitze ist, an dem die sogenannte Zivil- oder Bürgergesellschaft bestenfalls durch eine Mitgliedschaft im Verein beteiligt ist.

Verwaltung und Politik bestimmen damit einen Förderverein, der sich mit einer „Bürgerstiftung“ beschäftigt. Folgt man der Definition des Arbeitskreises Bürgerstiftungen, der mindestens 259 Bürgerstiftungen in Deutschland folgen, kann man also in Blumenthal gar nicht von einer „Bürgerstiftung“ sprechen, da ein zentrales Definitionsmerkmal, die Unabhängigkeit von Verwaltung und Politik, fehlt.


Der junge Verein und sein mächtiger Sponsor



                                    Das GDF-Suez-Kraftwerk Farge



Nach der Gründung des Fördervereins ging trotz hoher Erwartungen kein großer Ruck durch Blumenthal. So hatte der Vereinsvorsitzende anlässlich er Gründung angekündigt, „möglichst schnell mit der Arbeit zu beginnen“. So wollte er „für jeden Euro eines Mitglieds, einen weiteren Euro von großen Institutionen holen.“ Gleich am Folgetag konnte dann eine Kooperation mit der Sparda-Bank-Stiftung ab 2011 verkündet werden. Dann wird die Stiftung dem Verein 10.000 € „zur Verfügung stellen.“ (DF)

Davon hat man dann nichts Näheres mehr gehört. Vielmehr tat sich 2011 praktisch nichts, nachdem noch 2010 in einem Schülerwettbewerb ein Logo für den Verein gesucht wurde. Im Verein hat man sich offenbar nicht mit erwähnenswerten Aktionen beschäftigt, um Ideen, Ehrenamtliche und Stifter zu gewinnen, sondern man hat gewartet.




                        Webseite der Bürgerstiftung Blumenthal "Aktuelles 2011"


Der große und fast übermächtige Hoffnungsträger für das Gelingen des Blumenthaler Konzepts war das Kraftwerk Farge, mit dem der Förderverein über anderthalb Jahre einen „Kooperationsvertrag“ aushandelte. Diese Gespräche, über deren offenbare Kontroversen nichts bekannt wurde, führten Mitte März 2012 zu einem feierlichen Abschluss. Dabei wurde die Vereinbarung in Anwesenheit des Präsidenten der Bremer Bürgerschaft von einem Vorstandsmitglied von GDF Suez und dem Vorsitzenden des Fördervereins auf Burg Bloemendal unterzeichnet.

Allerdings hatte es der Förderverein nicht für notwendig gehalten, den Inhalt des Vertrages zu veröffentlichen, obwohl es – denkt man an die Bezeichnung „Bürgerstiftung“ - um eine Angelegenheit aller Bürger handelt, von der alle betroffen sein dürften. Die Geheimhaltung hat daher auch schnell zu Misstrauen geführt, da das Kraftwerk wegen seiner Emissionen mehrfach in der Kritik stand und später der Kohletransport für viel Unmut bei den Anwohnern der Bahnlinie gesorgt hat. Der Großsponsor und Blumenthal sind eben nicht nur als Arbeitgeber und als finanzieller Helfer miteinander verbunden.

Nach den veröffentlichen Teilen dieses Vertrages hat das Kraftwerk den beiden Bumenthaler Bürgerstiftungs-Initiativen für 2012 und 2013 insgesamt 25.000 € als Grundstock für die Stiftung und einen Betrag in gleicher Höhe parallel für aktuelle soziale Projekte zugesagt.

2014 wurde diese Vereinbarung in veränderter Form weitergeführt. Danach erhält der Verein für 2014 und 2015 für die Stadtteilarbeit „jährlich von dem Unternehmen eine Fördersumme in Höhe von 15.000 Euro“. (Nachbarschaftszeitung)

Ein oberflächlichen Einblick in weitere Punte der Kooperationsvereinbarung kann man durch die Protokolle des Fördervereins erhalten. So musste der Vereinsvorsitzende am 23. April 2012 einen Termin bei der GDF SUEZ vereinbaren, „um das Mitbestimmungsrecht für die Veranstaltung „Festival der Vereine“ abzuklären.“ Erst anschließend wollte sich der Verein an die konkrete Planung machen. Die Zustimmung wurde also innerhalb des Fördervereins keineswegs als bloß Formalie betrachtet.

Damit wird exemplarisch deutlich, welche Gefahren von der Abhängigkeit einer Bürgerstiftung bzw. in diesem Fall eines Fördervereins von einem einzelnen großen Sponsor bedeutet. Das ist nicht nur eine Frage abstrakter Grundsätze, wie man vielleicht annehmen kann, wenn in den 10 Prinzipien für Bürgerstiftungen vor übermächtigen Einzelstiftern gewarnt wird.

In diesem Fall ist die Förderung durch das Kraftwerk zumindest mit einem Vetorecht bei die Mittelvergabe verknüpft. Nicht die Bürger Blumenthals bestimmen also, was unterstützt wird, sondern ein multinationales Unternehmen. Das dürfte kaum viele potenziellen Stifter zur Mitarbeit oder zu einem Testament zugunsten einer Bürgerstiftung Blumenthal motivieren.

Im konkreten Fall zeigt sich jedoch noch ein weiteres Problem. Wenn fast das gesamte Spendenaufkommen von einem einzigen Sponsor stammt, ist der Förderverein von dessen wirtschaftlicher Situation und Wohlwollen völlig abhängig. Der Rückgang der Spenden von zunächst 25.000 € auf jetzt 15.000 € lässt sich dann nicht kompensieren und der Verein kann nur mit Sorgen die Festlegung der nächsten Fördersumme erwarten. Falls sich der Trend fortsetzt und dann nur 5.000 € zur Verfügung stehen sollten, hat sich dieser merkwürdige Businessplan eines Fördervereins Bürgerstiftung als Sackgasse erwiesen. Daran können dann auch die schönen Worte eines Bürgerschaftspräsidenten nichts ändern, der 2012 hoffte, dass das, „was hier möglich gemacht wurde, in die Stadt hineinschallen" sollte.



Der ersten "rollende" Schritt in die Öffentlichkeit: Segways gegen die hohe Krminalität




                   Artikel über den Segway-Einsatz in der Kreiszeitung vom 18.8.2012





Nachdem so das Geld fließen konnte, wurden rasch die ersten Fördermaßnahmen in Angriff genommen. Während des Großsponsor dabei offenbar keine Probleme sah, brachte sein erstes Projekt dem Förderverein kaum ungeteilte Zustimmung oder gar Begeisterung ein. Das galt sowohl für den gewählten Gegenstand des Projekts als auch die Beschlussfassung im Vereinsvorstand.

Öffentlich bekannt wurde der Förderverein in Blumenthal durch ein gemeinsames Projekt mit dem Präventionsrat Bremen-Nord, durch das 50 Polizisten für drei Monate mit Segway-Rollern ausgestattet wurden.
Dank des unmittelbaren Eindrucks, den diese ungewohnten Fortbewegungsmittel machen, sollten die Polizeibeamten leichter mit Jugendlichen ins Gespräch kommen, da die Segways die Neugier erweckten. Das ist auch durchaus gelungen, wie ein Video von FAN. Fernsehen aus Niedersachsen bei youtube belegt. Fraglich bleibt jedoch die tatsächliche Effizienz der neuartigen Roller beim Abbau der hohen Jugendkriminalität.

Auch muss man fragen, ob die Segways, denen die Süddeutsche Zeitung einen „hohen Suchtfaktor“ zugesprochen hat, da sie zum „Rollen“ verführen, eine soziale, eine kulturelle oder eine bildungspolitische Initiative sind, wie sie Satzung des Fördervereins als Auswahlkriterium vorsieht. Praktisch scheinen sie sich für den Polizeieinsatz als Flop erwiesen zu haben, da der Bremer Innensenator nach dem Ablauf der Testphase keine Segways für die Polizei gekauft hat.

Im Förderverein ging es jedoch nicht nur um die Effizienz dieser Maßnahme und ihren Bezug zu den satzungsgemäßen Förderzielen. Strittig ist, ob es über diese Fördermaßnahme eine Abstimmung im Vorstand gegeben hat, was zwei Mitglieder dezidiert bestreiten, während der Vorsitzende zumindest ein „Präventionsprojekt“ angekündigt haben will. Im Zuge dieses Streits verließen die Vertreterin der Grünen und der Linken den Vorstand des Fördervereins, sodass hier seitdem nicht nur Verwaltung und Politik dominieren, sondern ausschließlich die Mitglieder der beiden stärksten Blumenthaler Faktionen.

Während der Förderverein das Segway-Projekt mit 1.500 € unterstützte, blieb ein anderes Vorhaben eine Gedankenspiel des Vereinsvorsitzenden, der eine Idee aus Holland umsetzen sollte. Danach spielen dort junge Migranten "das Spiel ihres Lebens". Dabei müssen sie sich bei Praktika in Unternehmen bewähren und erhalten dann als Belohnung nicht nur einen Ausbildungsplatz. Dieser reale Bonus ist offenbar für den Ortsamtsleiter nicht ausreichend, da ihm das spielerische Element fehlt. Deshalb dürfen die besten Jugendlichen gegen eine „Traditionsmannschaft“ antreten, was in Bremen die „Altprofis von Werder“ sein sollten.

Allerdings muss Blumenthal deshalb nicht auf den großen Motivator für seine bessere Entwicklung, also Fußball und wenigstens ein bisschen Werder, nicht verzichten, wie sich beim „Meisterstück“ des Fördervereins zeigen wird.


Das verregnete "Festival der Vereine"


Nach den Protokollen der Mitgliederversammlungen hat sich der Vorstand im April 2012 intensiv damit beschäftigt, den Förderverein in Blumenthal bekannt zu machen. Das sollte im Rahmen eines „Festivals der Vereine“ erfolgen.

Während eine Werbung von Mitgliedern und zukünftigen Stiftern eine Selbstverständlichkeit zumindest in der Gründungsphase sind, muss man sich fragen, warum eine Bürgerstiftung vor allem einen Zugang über die bestehenden Vereine gesucht hat. Ist das möglicherweise ein optimaler Ansatz, den andere Bürgerstiftungen nicht gegangen sind, weil sie ihn übersehen haben?

Da die anderen Vereine, also etwa Sport- und Bürgervereine, selbst konkrete Aufgaben haben, können auch sie ehrenamtlich arbeitende Mitglieder sowie Spenden und Erbschaften selbst gut gebrauchen. Sie sind also im Prinzip Konkurrenten um die Bürger eines Ortes, die als Geld- und Zeitstifter infrage kommen.

Das hatte offenbar auch der Vorstand des Fördervereins erkannt und ein entsprechendes Konzept entwickelt. Der junge Förderverein, dessen Kasse noch weitgehend leer und dessen Zahl ehrenamtlich für den Verein aktiver Mitglieder überschaubar war, wollte gar keine Spender und Stifte vermittelt bekommen. Vielmehr offerierte er ein sehr großzügiges Förderangebot. So wollte der Vereinsvorsitzende und Blumenthaler Ortsamtsleiter nach dem Protokoll vom 27. April 2012, „dass von allen Vereinen/Institutionen, die sich an der Veranstaltung beteiligen, ein interessantes Projekt ausgewählt“ und mit „mindestens 5.000,-- Euro unterstützt“ wird.

Das konnte zu einem kräftigen Imagegewinn für den Förderverein sorgen, vor allem jedoch für seinen Vorsitzenden, der zudem noch Ortsamtsleiter war und sich in Spendierhosen den Blumenthaler Mitbürgern präsentiert hätte. Allerdings scheinen die Vorstandsmitglieder, die auch die Finanzen im Augen hatten, weniger begeistert gewesen zu sein. Schließlich hatte das Ortsamt „70 stadtteilrelvante Vereine/Insitutionen“ für das „Festival der Vereine“ ermittelt. Das hätte bei einiger Kreativität bei der Projektentwicklung leicht zu notwendigen Förderausgaben im sechsstelligen Bereich führen können.

Wollte man hier etwa mit ungedeckten Schecks arbeiten, muss man sich da im Nachhinein fragen. Das wurde jedoch von anderen Vorstandsmitgliedern in dieser teuren Form rechtzeitig verhindert.

Nachdem von der GFD SUEZ aus Berlin die Zustimmung für die Finanzierung des Projekts eingetroffen war, wodurch „ein Budget in Höhe von 3.500,-- bis 4.000,-- Euro zur Verfügung stand, konnte das Festival am 15. September 2012 starten. Die Beteiligung war jedoch recht gering, was nicht nur auf das Regenwetter zurückzuführen war. So hatten sich nur rund 15 Vereine und Einrichtungen – vom Imker- und Rassegeflügel-Züchter bis zum Dokumentationszentrum und zur Bücherei – , wie es im BLV hieß, von den eingeladenen 70 Vereinen und Institutionen angemeldet, die sich selbst vorstellen unnd dymmt gleichzit den Förderverien bekanntmchen wollten. Für den Weser-Kurier blieben so die meiste Zeit die Akteure unter sich, da sich „nur wenige Bürger blicken ließen“ (Keller).

Förderungswürdige Projekte wurden vom Jugendfreizeitheim Farge, den Kampfsportlern von der ATK-S Blumenthal und dem Dokumentationszentrum vorgestellt. Danach hat über deren Schicksal nichts mehr gehört. Möglicherweise war es also vor allem ein Köder, um eine breite Kulisse für die Vorstellung des Fördervereins und seine Redner zu erhalten..

In den Eröffnungsreden, bei denen auch ein Vertreter des Großsponsors nicht fehlte, wurde vorrangig auf das Konzept einer geplanten Bürgerstiftung Blumenthal eingegangen. Nach den Worten der Vorsitzenden des Fördervereins sollten „bis spätestens Ende 2013 .. 50.000 € als Gründungskapital bereitstehen“. Danach verfolgt der Verein die „ehrgeizige Zielvorgabe, bis zum Jahr 2020 bei Unternehmen und Privatleuten insgesamt 500.000 € zu sammeln. Mit den Zinsen will man dann gemeinnützige Projekte im Stadtteil Blumenhal fördern" Die noch nicht existierende Stiftung, deren Stifterversammlung, erste eine entsprechende Satzung verabschieden müsste, will dabei nach den Worten des Vorsitzenden des Fördervereins Projekte unterstützen, die das soziale, kulturelle und demokratische Miteinander fördern", sagte Nowack. Auch über die konkrete Form der Unterstützung hatte er sich damals schon Gedanken gemacht. Danach könnte ein Tennisverein mit Schulen kooperieren, um benachteiligte Jugendliche an den "weißen Sport" heranzuführen. Dabei sollte die Stiftung dann die Tennisschläger oder Trainerstunden finanzieren. Das soll vor allem einem Zeck dienen: "Unser Kernziel ist, das Image des Stadtteils nachhaltig zu verbessern." Blumenthal soll keine Negativ-Schlagzeilen mehr liefern. Mit gesponserten Tennisschlägern sollen offenbar sozile Brennpuntke abgebaut werden können, wenn man sie entsprechend medial verkauft, denn "Prävention ist eine der wichtigsten Aufgaben". (Keller)

Um diese Prognosen einer neuen schönen Welt für Blumenthal aus dem Reich von Tagträumen zu holen, erfolgte im Rahmen des Festivals in der Badeanstalt eine Unterzeichnung eines ersten Stiftervertrages über 10.000 € mit einem privaten Stifter.

Bei diesen für Bürgerstiftungen nicht ganz üblichen Werbemaßnahmen durch einen Förderverein, der den Standards „guter“ Bürgerstiftungen nicht entspricht, und dn vorgetragenen Wunschprognosen kann man dem designierten Vorsitzender der nicht existierenden Bürgerstiftung nur zustimmen, wenn er damals erklärte, dass man auf dem richtigen Weg sei, „in Blumenthal etwas Besonders aufzubauen“. (FR)


Eine Frage in der monatelangen Latenzzeit: Totes Stiftungsgeld oder soziale Zukunftsinvestition?



Während die Presse noch ausführlich über das „Festival der Vereine“ und vor allem den Stiftervertrag über 9.999 € in einer Zeitung und 10.000 € in einer anderen berichtet hatt, trat danach ein Nachrichtenloch ein. Nicht einmal der Bau des Spielplatzes „Treuburger Platz, der 50000 € gekostet haben soll, wurde erwähnt. So lässt sich dessen Finanzierung kaum nachvollziehen, von der auf der Seite des Fördervereins nur berichtet wird, dass sich die Sparda-Bank-Stiftung „nach intensiven Gesprächen mit dem Förderverein bereit erklärt“ hat, „die fehlenden 10.000 € dazuzuschießen.“ Später konnte man dann für das Jahr 2012 Fördermaßnahmen für zwei Projekte ermitteln, wobei der Spielplatz „Treuburger Platz“ fehlt, da nicht erkennbar ist, ob der Förderverein hier nur seine Überredungskünste oder auch harte finanzielle Mittel eingesetzt hat.


Geförderte Projekte 2012


Segway-Projekt
1.500,00 €
Festival der Vereine
3.000,00 €



Diese Nachrichtenpause führte sogar dazu, dass Ende März 2013 in einem Internetforum bereits darüber diskutiert wurde, ob es nicht sinnvoll sei, das vorhandene Geld im Bereich des sozialen Brennpunkts an der George-Albrecht-Straße einzusetzen, um mit geeigneten Maßnahmen für eine bessere Integration der dort fast ghettoartig lebenden Asylanten und Migranten zu sorgen.

Diesen Gedanken hat die Beiratsfraktion der Grünen am 2. Mai aufgegriffen, und gefordet, „Mittel aus dem Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal e.V., deren Sponsoren zum Beispiel der Kraftwerksbetreiber GDF Suez ist, für soziale Projekte in der George-Albrecht-Str. einzusetzen.“


Die Chancen eines sozialen Brennpunktes: Vom Sponsor zum Träger


Die Mühlen verschiedener Bremer Verwaltungen und Organisationen hatten in dieser Zeit jedoch langsam, aber doch gemahlt. Auslöser dieser Aktivitäten waren Polizeieinsätze

Ende 2012, durch die Blumenthal ins Zentrum eines breiten Medieninteresses geriet. Genauer gesagt war es nicht der gesamte Stadtteil, sondern das Wohnquartier an der George-Albrecht-Straße. Zusätzlich sorgten einige Kommentare des Ortsamtsleiters zu diesen Vorfällen für Furore, die sogar von Boulvardzeitungen und vonüberregionalen Tageszeitungen aufgegriffen und kommentiert wurden.

Als politische Reaktion beschlossen die Regierungsfraktionen einen Antrag, dessen angestrebte Wirkungen sich zunähst jedoch an Ort und Stelle kaum zeigten. Hier schien sich nichts zu tun, während man sich in den senatorischen Gremien darüber stritt, ob man das Quartier an der George-Albrecht-Staße zu einem Mini-WiN-Gebiete machen könnte oder nicht. Auch von Aktionen aus dem Bereich der Zivilgesellschaft war über Monate nichts zu hören.

Ds änderte ich jedoch nach der Sommerpause, als sich zunächst der Fußballverein Werder Bremen und später auch die Kindergeldstiftung mit dem Blumenthaler Ortsamt in Verbindung setzten, weil sie mit ihren speziellen Fördermaßnahmen etwas für den sozialen Brennpunkt in Blumenthal tun wollten.

Dabei handelt es bei Werder um das SPIELRAUM-Konzept, das der Bundesligaverein gemeinsam mit seinem Ausrüster Nike umsetzt. Dabei will man den Sport als Chance nutzen, um einen Zugang zu Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren zu finden. Das Konzept bietet sich daher für die lokalen Projektbetreuer als eine Ergänzung zu den klassischen Angeboten der Jugendsozialarbeit an. Daher sucht Werder eine Zusammenarbeit mit öffentlichen Trägern, Einrichtungen und andere lokalen Akteuren, um „bislang ungenutzte oder neu entstandene Plätze gemeinsam mit jungen Menschen in lebendige Orte zu verwandeln - für Teamsport, gemeinsamen Spaß und persönliche Entfaltung.“

Einen anderen Ansatzpunkt mit einem ganz ähnlichen Ziel, also der besonderen Unterstützung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher, hat die Kindergeldstiftung, die bereits als Unterstiftung der Bürgerstiftung Bremen erwähnt wurde mit ihrem Projekt "Bildungsbrücke". Mit ihren Mitteln sollen die Ausgaben von sozial benachteiligten Schülern getragen werden, die durch den Schulbesuch anfallen, aber von keiner anderen Institution getragen werden.

Im Zuge dieser kritischen Entwicklungen und ihrer teilweise reißerischen Darstellung in der Boulvardpresse wurde auch die Bremer Bürgerschaft aktiv. So stellten die Regierungsfraktionen am 6.Dezember 2012 einen Antrag „Vernetzte Quartiersentwicklung im Umfeld der George-Albrecht-Straße!“, der einstimmig beschlossen wurde. Im Zuge der praktischen Umsetzung durch den Senat verabshciedete man schließlich en Jahr später ein Gebiet im alten Zentrum Blumenthals als flankierendes Win-Gebiet auszuwesen, und stellte eine Quartiersmanagerin ein, sodass Anfang März 2014 erste WiN-Projekte genehmigt und Ende August 2014 der Quatierstreffpunkt offiziell eingeweiht werden kann.

In dieser Situation einer fehlenden zeitlichen Abstimmung der Maßnahmen vor allem der Sozialbehörde mit anderen Initiativen hat der Vorstand des Trägervereins seine Chancen erkannt und sich als Ansprechpartner und Träger für die beiden Projekte „SPIELRAUM“ und „Bildungsbrücke“ angeboten.



Bolzplatz Deluxe oder Spielraum?


                                  Titelseite des SPIELRAUM-Jahresberichtes 2013

Während des Bundesligist in seinem Konzept Fußball als Mittel zu einem sozialpädagogischen Zweck seht, hat der Förderverein diese Absichten gegenüber der Blumenthaler Öffentlichkeit eher verschwiegen. Hier hat es auch keine Diskussion über den Standort und die Ausstattung des Platzes gegeben. Vielmehr wurde erklärt, Kinder und Jugendliche der Vereine könnten dort fünfmal in der Woche trainieren und der 3 x 18 m große Platz werden eingezäunt werde.

Offenbar war es für die oder den Entscheidungsträger von vornherein klar, dass es für einen Bolzplatz im Stadtteil nur einen Standort und eine Ausstattung gibt: die beste denkbare Lage in eine Grünfläche an der Weser, und zwar mit der teuersten Belag, also einem Kunstrasen, der sich wie ein Teppich anfühlt.

Um diese besonders teure Ausführung zu ermöglichen wurde daher nach weiteren Sponsoren gesucht, da die Werder-Mittel, die die Kosten von Asche- und Rasenplätzen abdecken, dafür nicht gerecht hätten.

Dabei war der Förderverein sehr erfolgreich, sodass er offenbar nur 7.500 € aus seinen eigenen Mitteln, die das GDF Suez für diesen Zweck freigegebenn hat, einsetzen musste.


Sponsoren des Bolzplatzes auf der Bahrsplate


Sponsor
Fördermittel
Werder Bremen
30.000,00 €
Sparda-Stiftung
30.000,00 €
Stiftung „Wohnliche Stadt“
32.000,00 €
Förderverein
7.500,00 €
Globalmittel Blumenthal
5.000,00 €
Senator für Inneres und Sport
?
Quelle: Angaben von Sponsoren, der Presse und Beiratsprotokollen.


Nahdem noch im August 2013 das Projekt in dieser Ausstattung mit über 100.000 € veranschlagt worden war, sind es insgesamt 112.000 € geworden, wie der auf der Mitgliederversammlung am 24.4.2014 bekannt wurde.

Dieses „Meisterstück“, wie es der Vorsitzende des Fördervereins selbst beurteilt, blieb in Blumenthal nicht ohne Kritik. Dabei wurde es nicht als attraktive Anlage gesehen, die einen großen Schritt für die Entwicklung Blumenthals darstellt, sondern nach dem offenbar wenig berücksichtigten pädagogischen Grundlage des SPIELRAUM-Konzepts und der Kosten-Nutzen-Relation gefragt, da hier die Kosten gegenüber anderen Bolzplatz-Projekten deutlich höher, der Nutzen jedoch ehe unter den stärker pädagogisch ausgerichteten anderen Bolzplatz-Projekten liegt. Es sei denn, man würde vor allem an einen Prestigenutzen des gut vorzeigbares Bolzplatzes deluxe für den Sponsoren, den Stadtteil und nicht zuletzt auch den Ortsamtsleiter und Vorsitzenden des Fördervereins denken. Dafür wurde zumindest durch eine breite Medienberichterstattung und die Signierung der Schaufeln gesorgt, die beim ersten symbolischen Spatenstich verwendet wurden und demnächst einmal versteigert werden sollen.

Noch härter fiel jedoch die Kritik an der Videoüberwachung und nicht völlig geklärten Baugenehmigung aus.


Bildungsbrücke oder -steg?


                           Webseite der Kindergeldstiftung für die Bildungsbrücke



Von ihrem finanziellen Potenzial her stellt sich die Bildungsbrücke, deren Mittel durch den Einsatz des Fördervereins Bürgerstiftung inzwischen aufgestockt werden konnten, folgendermaßen dar:


Fördergelder für die Bildungsbrücke Blumenthal 2014

KindergeldStiftung
10.000,00 €
Globalmittel Blumenthal
5.000,00 €
Förderverein
5.000,00 €
„Regelmäßiger“ Spender des Fördervereins
2.500,00 €
Preis von „Gemeinsam gut!” der Sparkasse Bremen
1.000,00 €


Teilweise abweichende Daten erhält man auf der Webseite des Fördervereins Bürgerstiftung, wo der Beitrag des Föderveeins auf die Hälfte reduziert erscheinen und der regelmäßige Spender des Fördervereins nicht auftaucht. Möglicherweise erklärt sch diese Abweichung dadurch, dass der anonyme Spender mit GDF Suez identisch ist, die über den Förderverein spenden, und die Globalmittel des Blumenthaler Beirats als Spende des Fördervereins geführt werden.

Stattdessen werden noch 5.000 € genannt, die bei der Sparkasse Bremen angefragt wurden, und die Übernahme von Druck- und Logistikkosten durch die GEWOBA.

Wenn man eine Pauschale von 400 € annimmt, wie es für Bremer Oberschüler vorgeschlagen wurde, wären also für 100 Oberschüler ca. 4.000 € erforderlich oder anders ausgedrückt, könnte man mit den 10.000 € der Kindergeldstiftung etwa 250 Schüler pro Jahr unterstützen. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass in Bremen und damit vermutlich auch in Blumenthal nach einer WSI-Schätzung ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht ist, d.h. in Haushalten leben, in denen das Einkommen ihrer Eltern unter einer statistisch definierten Schwelle liegt.

Das wären, wenn man die Alterstatistik von 2012 heranzieht, in Blumenthal deutlich über 1500 Kinder und Jugendliche, sodass die Mitarbeiter der Bildungsbrücke nicht nur die Betroffenen, die unter der fiktiven Schwelle leben, identifizieren müssen, sondern auch noch zu entscheiden haben, wer aus diesem Kreis gefördert werden soll und wer nicht, da die Mittel bei weitem nicht für alle reichen.


Das Angebot der Kindergeldstiftung wurde in Blumenthal schnell vom Förderverein Bürgerstiftung Blumenthal und der Quartiersmanagerin des WiN-Gebietes Lüssum aufgegriffen. So trafen sich am 15. Januar 2014 20 Interessierte, um eine Bildungsbrücke zu „bauen“, wie in der Presse dieser Workshop charakterisiert wurde.

Dabei erläuterte die Quartiersmanagerin zunächst die Bedeutung einer Förderung des bei einer Bildungsbrücke angesprochenen Adressatenkreises, bevor anschließend die Organisation der Mittelvergabe behandelt wurde. Dabei „stand fest“, dass die Initiative an die Bürgerstiftung Blumenthal „angedockt“ werden soll, deren Förderverein auch die Verwaltung des Geldes übernehmen und zusätzlich das Projekt über die eigene Homepage bekannt machen soll.

Als ehrenamtliche Geschäftsführerin der Bildungsbrücke hat der Vorsitzende seine Ehefrau gewinnen können, was vielleicht auf eine intakte Beziehung oder ein gutes Verhandlungsgeschick hinweist. Es ist jedoch kein Leistungsnachweis für einen Förderverein für eine Bürgerstiftung, die üblicherweise auf eine Reihe von Ehrenamtlichen zurückgreifen kann wie etwa in Lilienthal, wo es 150 sind.

Abgesehen von dieser typischen Blumenthaler Trägerschaft soll die Bildungsbrücke, die sich selbst inzwischen „Bildungsbrücke Blumenthal-Lüssum“ nennt, nach der im Bremer „Viertel“ organisiert werden, wo diese Idee entstanden ist.

Danach fungiert ein Plenum als zentrales Organ, in dem alle „Beteiligten“ vertreten sind und einem Vertrauensrat, der den Kontakt zu den betroffenen Familien sucht und über die Vergabe des Geldes entscheidet.

Für die Auswahl dieser zeitaufwendigen und sicherlich nicht einfachen Aufgabe wollte man im Haus der Zukunft keine erstes Plenum demokratisch entscheiden lassen, sondern hatte gleich Vorschläge von ganz anderer Seite. So benannte der Ortsamtsleiter und Vorsitzende des Trägervereins einen neuen Mitarbeiter des Ortsamtes und der Beirat hatte sogar bereits ein Mitglied für ein Gremium „gewählt“, das Teil einer Bürgerstiftung aber nicht der Öffentlichen Verwaltung ist.



  Aktuelle Webseite des Fördervereins Bürgerstiftung Blumenthal


Auch wenn sich dieses Treffen offenbar für legitimiert hielt, konnte man noch keinen Vertrauensrat zusammenstellen. Auch auf der Webseite des Fördervereins findet man jetzt Anfang August 2014 wenig über die personelle Situation der Bildungsbrücke, obwohl von den Mitgliedern des Verwaltungsrates die eigentliche Arbeit geleistet werden muss, ohne die es keine Brücke in eine bessere Bildungszukunft geben kann. Nur sind Ehrenamtliche offenbar für den Förderverein nur schwer zu erreichen und für eine Mitarbeit zu gewinnen.

Möglicherweise liegt es auch an der schwierigen Arbeit, die mit einer gerechten Verteilung der Mittel verbunden ist.

Und nicht nur das! Eine Unterstützung bedürftiger Schulkinder mit 400 € pro Jahr ist vermutlich nur ein recht kleiner Beitrag, wenn man in Blumenthal die Bildungsabschlüsse seiner jungen Bewohner ganz generell verbessern und ihnen damit einen besseren Start ins Berufsleben ermöglichen will. Hier könnten der Förderverein bzw. die Stiftung noch ein weites Feld beackern, wie die Beispiele aus dem Bremer Umland zeigen. Erst dann kann aus diesem schwankenden Bildungssteg eine solide Brücke werden.


Vom „Rock auf der Burg“ zum Blumenthaler Beirat


Der Förderverin kon te jedoch nicht nur über Erfolge von Großspendern brichten, sodrn auch vn einer Spende, zu der sehr vielen Blumenthler und ihre gste beigtgen hben. Sie stammte von der Veranstaltung „Rock die Burg“.

Den Überschuss in Höhen von 3.000 € wurde als symbolischer Scheck in der 27. Sitzung des Blumenthaler Beirates am 14. Oktober 2013 von Vertretern des Veranstalters, den Old Tablers 292 Lesmona, dem Ortsamtsleiter in dessen Funktion als in dessen

Funktion als „1. Vorsitzender des Bürgerstiftung Blumenthal e. V“ , wie es im offiziellen Beiratpotokoll heißt, das vom Ortsamtsleiter unterschrieben wird.

Offensichtlich ist es hier zu einer nicht ganz ungewollten Vermischung von Zuständigkeiten und Organisationen gekommen, da man sich erstens fragen muss, wieso diese Spende eines Konzertveranstalters an einen Verein in einer Beiratssitzung erfolgte, und zweitens, wer diese Spende eigentlich auf seinem Konto verbuchen kann. Da es keinen Verein „Bürgerstiftung Blumenthal e.V.“ gibt, düfte der Förderverein gemeint sein, da man sonst einen vorerst auf Eis liegenden Stiftungsvertrag hätte abschließen müssen, was jedoch kaum zu einer symbolischen Scheckübergabe.



Vom Stifter zum Umverteiler



Auch wenn der Förderverein seine Jahresabschlüsse nicht veröffentlicht, hat sich, wenn man den diversen Einzelmeldungen folgt, die auf der Webseite des Fördervereins, in den Medien oder in Beiratsprotokollen zu finden sind, sein Grundkonzept bisher offenbar nicht bewährt. Die Zahl der Mitglieder, die anfangs 24 betrug, ist seitdem bis Mitte August 2013 durch zwei Todesfälle und zwei Austritte auf 20 gefallen, sodass aus den Mitgliederbeiträgen kaum größere Fördermittel zur Verfügung stehen.

Auch von größeren privaten Einzelspenden wurde nach dem Festival der Vereine nicht mehr berichtet. Damit ist der Förderverein grob gesprochen zu einem verlängerten Arm des GDF-Suez-Kraftwerks in Farge geworden, das jährlich per Zweijahresvertrag gegenwärtig 15.000 € spendet, die der Förderverein neu verteilen darf. Dabei muss er jedoch ein Vetorecht seines dominanten Sponsors beachten.


Auf der Einnahmeseite gibt es daher keinen kontinuierlichen Mittelzufluss, sondern mehr oder weniger sporadische Eingänge. De wichtigsten sind dabei die zweckgebundenen Zahlungen für die beiden Trägerprojekte Bolzplatz und Bildungsbrücke.

Hinzu kommt die Spende aus der Veranstaltung "Rock auf der Burg", die hier dem Förderverein zugerechnet werden soll.

Um dennoch Geld fließen lassen zu können, hat der Förderverein quasi unter dem gemeinsamen Dach an der Landrat-Christians-Straße nach Finanzmitteln Ausschau gehalten. dabei ist er auch fündig geworden, und zwar bei den Globalmitteln des Beirats.


Ein Stiftung, die von ihrer Zielsetzung her bei den Bürgern Geld einsammeln will, um damit Aufgaben im Stadtteil zu finanzieren, für die keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen, hat damit eine seltsame Verwandlung vorgenommen. Sie lässt sich Steuergelder auszahlen, um damit Aufgaben zu finanzieren, für die es angeblich keine ausreichenden öffentlichen Mittel gibt.

Der Förderverein hat damit seine beiden Gründungsziele über Bord geworfen: Er spart nicht, um das Grundkapital für eine Stiftung anzusammeln, und er sucht auch keine mehr oder weniger großen Stifter, um mit deren Spenden Aufgaben in Blumenthal zu finanzieren, die wichtig sind, aber für die es keine öffentlichen Mittel gibt.

Stattdessen agiert der Förderverein wie ein Träger für bildungspolitische und sportliche Aufgaben, obwohl ihm dazu die Kompetenz fehlt. Das ist aufgrund seiner Entstehung nicht überraschend, da einfach der Koordinierungsausschuss des Blumenthaler Beirats zum Vorstand des Fördervereins gemacht wurde. Bei diesem demokratischen Handstreich hat niemand daran gedacht, dass später einmal sportpädagogische Fragen und individuelle Maßnahmen der Bildungsförderung zu wichtigen Aufgabenfeldern werden könnten. Nach den verbalen Erklärungen war eher mit der Einwerbung von Stiftungsvermögen zu rechnen, mit dessen Hilfe der Verein rasch durch eine richtige Bürgerstiftung abgelöst werden würde.



Ein geöffnetes Füllhorn


So ist es allerdings bisher nicht gekommen und die tatsächliche Politik des Fördervereins spricht auch nicht dafür, dass es in absehbarer Zeit zur Gründung einer Stiftung kommen wird. Im Anschluss an den ersten Kooperationsvertrag mit dem Kraftwerk stehen für 2013 und 2014 jeweils 15.000 € zur Verfügung, die „in Absprache mit den Vertretern des Unternehmens“ für Projekte verwendet, die „mit dem Namen GDF SUEZ“ verbunden werden.

Wie die Entscheidungsprozesse bei der Auswahl von Förderprojekten verlaufen, lässt sich auf der Webseite von EPSYMO, einem Elternverein für PSYchoMOtorische Entwicklungsförderung e.V. (EPSYMO), der im Haus der Zukunft in Lüssum erreihbar ist. Dort liest man von einem Besucht des damaligen Kraftwerksleiters der GDF Suez, der „sichtlich berührt und beeindruckt war .. von dem Förderansatz der Psychomotorik“ und daher dem Vorstand des Fördervereins Bürgerstiftung Blumenthal „eine Unterstützung der Arbeit von EPSYMO“ vorschlug.

Der Elternverein erhielt dann im Januar 2013 die „frohe Nachricht der Förderung in Höhe von 6.000 Euro aus dem Blumenthaler Rathaus.“ Diese Mittel will man, ohne dass dafür ein detaillierter Antrags notwendig war, für die Mieten eines Bewegungsbades, den Ersatz von Therapiematerialien und für die Honorare von Therapeuten verwenden.

Ähnliche unbürokratische Lösungen schildert auch der Vereinsvorsitzende, wenn er über die Notwenigkeit berichtet, dass der Verein Aktive Menschen Bremen (AmeB) einen „besonders widerstandsfähigen Sand“ für eine Boule-Bahn benötigt hat und der „Runde Tisch “Älter werden in Blumenthal” sich einen Rollup wünschte, „der bei den verschiedenen Veranstaltungen am Eingang aufgestellt werden soll.“

Obwohl auf der aktuellen Webseite des Fördervereins nur drei Maßnahmen aufgeführt sind, da beispielsweise das große Engagement beim Elternverein und einer Hausaufgabenhilfe fehlen, lassen sich, wenn man auch andere Informationsquellen hinzunimmt, weitere Maßnahmen finden, die nicht in den Vordergrund gestellt wurden.

Fördermaßnahmen des Jahres 2013

Epsymo
6.000,00 €
Hausaufgabenhilfe
2.000,00 €
Seilbahn
700,00 €
Boule-Bahn in Farge
500,00 €
Gemälde für den Rathaussaal
300,00 €
Rollup für „Älter werden in Blumenthal“
?




Für das laufende Jahr 2014 sind ebenfalls erneut zahlreiche mehr oder weniger öffentlich herausgestellte Maßnahmen bereit durchgeführt worden oder noch geplant:

Fördermaßnahmen für 2014

Sommercamp Denkort Bunker Valentin
3.000,00 €
Bildungsbrücke
5.000,00 €
CanSat-Wettbewerb
500,00 €
Blumenthaler Frühstücksrunde
250,00 €
Nistkastenaktion „Grünes Band“
120,00 €
Energiesparprojekt TSV Farge-Rekum
2.500,00 €
Bobby-Car-Rennen
?
Graffiti-Gemälde Lüssum
4.000,00 €
Jugendfeuerwehr Farge
?
Veranstaltung „BWK in der NS-Zeit“
?


Auch wenn sich generell feststellen lässt, dass sich die Zahl der geförderten Projeke zwischen 2012 und 2014 deutlich gestiegen ist, bleibt es wegen fehlender und sich teilweise widersprechender Angaben nicht leicht, eine korrekte Aufstellung der Förderprojekte vorzunehmen. Das gilt vor allem aus zwei Gründen. Einerseits weist der Vorsitzende des Fördervereins selbst darauf hin, es seien in seinen Berichten nicht alle Projekte aufgeführt. Er sieht also offenbar keine Verpflichtung, die Blumenthaler und die Öffentlichkeit insgesamt über die Einnahmen und Ausgaben zu informieren, obwohl er angeblich eine Stiftung von Bürgern für Bürger gründen will.

Andererseits werden einzelne Projekte mehreren Jahren zugerechnet. Das gilt beispielsweise für das „Festival der Vereine“, das 2012 stattfand, aber in einer Aufstellung für 2013 mit 3.000 Fördersumme auftaucht, sowie der Bolzplatz, für den 2013 7.500 € vom Vereinsvorstand bewilligt wurden, von dem jedoch auch festgestellt wird, dass er zu den wichtigsten Ausgaben von 2014 gehört. Hier ist also unklar, ob damit der bereits für 2013 bewilligte Betrag oder eine zusätzliche Zuwendung gemeint ist.

Solange ein derartiger Wirrwarr - aus welchen Gründen auch immer - im Berichtswesen des Fördervereins zutage tritt, muss man sich nicht wundern, wenn man keine Stifter finden kann, sondern sich nur Fußballfans für den Förderverein begeistern, denen ein aus diversen Töpfen finanzierter Bolzplatz deluxe „geschenkt“ wurde.

Dabei ist allerdings unklar, wie lange das Füllhorn noch weitere „Meisterwerke“ ausschütten kann, da auf keinen nachhaltigen Zufluss von Spenden und Stiftergeldern geachtet wurde.


Ausblick in eine ungewisse Zukunft


Mit einer Vorbereitungszeit von nur drei Monaten ist der Förderverein Bürgerstiftung nicht einmal eine Frühgeburt, wenn man an die Zeit denkt, die man etwa in Achim benötigt hat. Dort begann man im Juni 2004 mit einem Informationsabend „Bürgerstiftung“, auf der ein Referent von der Bürgerstiftung Isernhagen bei Hannover über die dortigen Erfahrungen sprach, die bereits bis zur Gründung im Jahre 1998 zurückreichten. Anschließend konstituierte sich eine Initiativgruppe, die ihre Pläne auf dem Stadtfest im September 2005 vorstellte. Zuvor hatte Anfang Juli der stellvertretende Vorsitzende der Bürgerstiftung Bremen, Dr. Hans-Christoph Hoppensack, über die Entstehung, Situation und aktuelle Arbeit seiner Stiftung in der Weserstadt. Hatte ein Vertreter der Initiativgruppe die Achimer Idee der Öffentlichkeit vorgestellt und dabei speziell über Beteiligungsmöglichkeiten informiert.


Mitte Dezember 2006 können dann endlich die Stifter und Freunde die heutige Bürgerstiftung Achim gründen. Auch dabei kam die Information nicht zu kurz. In einem „engagierten und begeisternden Festvortrag“ zeigte, wie berichtet wurde, der aus den Medien bekannte Prof. Dr. Christian Pfeiffer, der u.a. Initiator und. Gründungsstifter der Bürgerstiftung Hannover war die Tätigkeitsfelder und Möglichkeiten einer Bürgerstiftung auf. Als erfahrener Begleiter vieler Bürgerstiftungen konnte er Beispiele für vorbildliche Projekte geben, aber auch die Klippen im täglichen Geschäft der Mittelbeschaffung und der Pflege von Stiftern und Mitarbeitern aufzeigen. Besonders wichtig war ihm dabke der Hinweis, dass auch inzwischen große Bürgerstiftungen wie die von New York einst klein angefangen hatten und machte dmit den Achimern Mut, dass sich auch ihre noch bescheidene Stiftung im Laufe der Jahre entwickeln wird.

Es hat also in Achim zweieinhalb Jahre gedauert, in denen man auch auswärtige Expertise und Erfahrungen eingeholt hat und sich über einen Bücherflohmarkt in Achim bekannt gemacht hat. Dabei wurden auch potenzielle Stifter angesprochen und geworben, die ab einer Einlage von 500 € einen Sitz im Stifterforum, also dem Wahlgremium für den Vorstand, erhalten sollten.

Über ähnliche Vorbereitungen während der drei Sommermonate wird in Blumenthal nichts berichtet. Hier gab es keine Aktionen, die für öffentliche Aufmerksamkeit sorgten, keine Vorträge bekannter Fachleute und keine Bemühungen um private Stifter. Zumindest ist davon nichts bekannt, was bei der in allen diesen Fällen erforderliche Öffentlichkeit auf ein völliges Fehlen schließen lässt. Das hausgemachte Ergebnis war dann auch entsprechend: Der Förderverein hat keine Mittelzusagen von Stiftern gesammelt, vor allem hat er jedoch kein Vertrauen in eine nachhaltige Arbeit einer Stiftung aufgebaut, die hnlich arbeitete wie der Förderverein.

Hier wurden die Mittel des Kraftwerkes Farge vermutlich weitgehend für die laufenden Projekt ausgegeben, sodass offenbar nur zwei finanzielle Zusagen noch bekannt sind: die Stiftung eines Blumenthaler Bürgers über 9.999 € und der Quasi-Wetteinsatz des Ortsamtsleiters und Fördervereinschefs, der aufgrund des Scheiterns der "Polithure FDP", wie er sich ausgedrückt hat, 480 €, eine Umrechnung des Wahlergebnisses an Zweitstimmen in Euro, spenden wollte.

Sogar als Spendensammelverein scheint der Förderverein ungeeignet zu sein, da von einem kontinuierlichen Spendenzufluss keine Rede sein kann und man für zwei Projekte sogar ins Staatssäckel greifen musste. So hat sich der Förderverein zu einem Trägerverein für Projekte entwickelt, für deren Betreuung er selbst bestenfalls organistorische, aber keine fachliche Kompetenz besitzt. Die müsste erst eingeworben, erworben oder zugekauft erden, was in einem Stadtteil mit über 30.000 Einwohnern als wenig sinnvoll erscheint. Hier sollten genügen kompetente Ehrenamtliche leben, die es für solche Trägerfunktionen nur zu motivieren gilt, da flache Hierarchien und viel Eigenverantwortung wichtige Bestandteile einer innovativen Verwaltung sind.

Der Förderverein hat damit innerhalb von vier Jahren deutlich gemacht, dass er in der gewählten Form keine sinnvolle Funktion erfüllt, nachdem er die eingeworbenen Mittel unters Volk gebracht hat. Er konnte keine Stiftung vorbereiten und besitzt nicht die Kompetenzen, Spenden regelmäßig einzusammeln oder als fachlich qualifizierter Träger sozialer Projekte etwa im Bildungsbereich zu fungieren. Offenbar wurde vom Vorstand und seinen Stellvertretern zu sehr als Politiker gedacht, also kurzfristig und großzügig beim Verteilen von Wohltaten, die eigentlich gar nicht für das Ausgeben zur Verfügung stehen. Eine Stiftung braucht hingegen nachhaltig und langfristig denkende Fachleute, für die Geld nicht gleich ausgegeben werden muss, sondern auch möglichst renditeträchtig angelegt werden kann.

Aufgrund der dargestellten gravierenden Defizite des Schnellschusses Förderverein kann man in diesem Versuch kein Modell für eine Bürgerstiftung Blumenthal sehen, aus deren kleinen Fehlern man lernen kann.

Um eine seriöse Stiftung in Blumenthal zu etablieren, die auch das Gütesiegel für Bürgerstiftungen erhalten kann, muss man zurück auf Anfang gehen. Dabei gibt es in Bremen und umzu gute Vorbilder für erfolgreiche Bürgerstiftungen, so in der Bürgerstiftung Bremen, die sich ein gewisses Renommee erworben hat und die auch bei der Gründung in Hemelingen behilflich war. Aber auch in den Umlandstädten und -gemeinden lassen sich leicht gute Anregungen finden. Man muss nur dafür nur offen sein.


Ein Neustart ist inzwischen relativ einfach möglich, da es bereits im Internet auf der Webseite der Initiative Bürgerstiftung Vorschläge für Satzungen, die Öffentlichkeitsarbeit, Werbemaßnahmen, die Vermögensverwaltung und Rechnungslegung sowie nicht zuletzt ganz praktische Erfahrungen gibt. Eine sehr unterhaltsame und informative Einführung in die Problematik gibt auch der aus den Medien bekannte Hannoveraner Kriminologe, der nicht selten als Mr. Bürgerstiftung bezeichnet wird, da er diese angelsächsische Idee in Deutschland bekannt gemacht hat, in einem Radiovortrag, der als SWR-Sendung zur Verfügung steht.

Wenn man sich danach richtet, gelangt man mit dem entsprechen Einsatz von genügend freiwilligen Mitstreitern rasch zu einer „richtigen“ Bürgerstiftung mit Gütesiegel, in der Bürger etwas für Bürger leisten.

Wenn man jedoch lieber einem Unternehmenschef oder einem Ortsamtsleiter für die Umverteilung von Mitteln für ihre „Meisterstücke“ danken will, ist man bei diesen üblichen Gründungen einer Bürgerstiftung, wie sie weltweit und auch in nicht geringer Zahl mit Erfolg In Deutschland vertreten sind, falsch aufgehoben.

Nur sollten die Vorstände wenigstens so ehrlich sein und nicht mehr von einer Bürgerstiftung sprechen, sondern sich als Verein für die Umverteilung von Großsponsorengeldern und Steuermitteln nach den Wünschen der Spitzen von Wirtschaft und Verwaltung bezeichnen.


Quellen:

Bertelsmann-Stiftung (Hg.), Handbuch Bürgerstiftungen: Ziele Gründung, Aufbau, Projekte, Gütersloh 2000.


Buschmann, Ulf, Die neue Polizeidisziplin. Beamte im Stadtteil. Blumenthal sind mit Segways unterwegs, in: www.kreiszeitung.de vom 18.08.2012.

DF, Blumenthal gründet Förderverein. Sparda-Bank Hannover erster Kooperationspartner, in: BLV vom 1.9. 2010.

DF, Trotz aller Hindernisse nach vorne schauen. Peter Nowack und Karl Lüneburg im Gespräch mit dem BLV, in: BLV vom 29. Juni 2011

Drieling, Regina, "Polizist auf dem Segway macht Eindruck". Segrace-Betreiber kann Aussagen von Anke Krohne nicht nachvollziehen, in: BLV vom 15.8.2012.

Drieling, Regina, Es soll was ganz, ganz Großes werden. Spatenstich für Bolzplatz-Projekt von Werder Bremen auf der Bahrsplate, in: BLV vom 18.12.2013.

Drieling, Regina, Von Lüssum in die Welt. Projekt mit überregionaler Ausstrahlungskaft, in: BLV vom 9.4.2014.

FR, Blumenthaler mit "Leib und Seele". Heinz Blecher stockt Stiftungskapital um über 9999 Euro auf, in : BLV vom 19.9.2012.

Friedrichs, Doris, Erster Vertrag ist unterzeichnet. Energieversorger GDF Suez unterstützt Förderverein und Stiftung, in: BLV vom 14.3.2012.

Keller, Gabriela10 000 Euro für die Bürgerstiftung. Blumenthaler gibt aus der privaten Schatulle eine Starthilfe / Förderverein informiert mit Festival der Vereine über das Projekt, in Weser-Kurier vom 17.09.2012.

Niemann, Sonja, "Gutsherrenartig geführt". Anke Krohne (De Linke) tritt aus dem Vorstand des Fördervereins der Bürgerstiftung zurück, in: Weser Report vom 8.8.2012.

PRE, Für Chancengleichheit in Blumenthal. Bildungsbrücke nimmt weiter Gestalt an / Initiative an Bürgerstiftung angedockt, in: BLV vom 22.1.2014.

Theiner, Jürgen, Energieversorger gewährt Starthilfe Blumenthal bekommt eine Bürgerstiftung, in: Weser-Kurier vom 13.03.2012.






Die ersten vier Jahre des Fördervereins
- Eine kurze Chronologie -


01.06.2010 Amtsantritt von Jörg-Peter Nowack als Ortsamtsleiter in Blumenthal

23.08.2010 Gründungsversammlung des Fördervereins Bürgerstiftung Blumenthal

24.08.2010 Verkündung einer Kooperation mit der „Sparda-Bank-Stiftung“, "die dem Verein .. rund 10.000 € zur Verfügung stellen wird"


12.03.2012 Feierstunde auf Burg Blomendal mit dem Bürgerschaftspräsidenten und einem GDF-Suez-Vorstandsmitglied aus Anlass einer Förderzusage, nach der das Kraftwerk Farge 2012 und 2013 die zu gründende Bürgerstiftung Blumenthal mit insgesamt 25.000 € und aktuelle soziale Projekte in gleicher Höhe unterstützen will


13.04.2012 Mitgliederversammlung

23.04.2012 Gespräch mit GDF SUEZ, "um das Mitbestimmungsrecht für die Veranstaltung  „Festival der Vereine“ abzuklären."


27.04.2012 Mitgliederversammlung 

28.07.2012 Beitritt zu Facebook

01.08.-31.10.2012 Segway-Projekt in Bumenthal


15.09.2012 Festival der Vereine

02.05.2013 Beiratsantrag der Grünen zur Bürgerstiftung

13.05.2013 Wiedereröffnung des neu aufgebauten Spielplatzes am Treuburger Platz

09.08.2013 Mitgliederversammlung mit Bericht zum Spielraumprojekt, für das 7.500 € Zuschuss beschlossen werden.

12.08.2013 Präsentation des Fördervereins im Blumenthaler Beirat

29.09.2013 "Rock die Burg" zugunsten des Fördervereins

11.12.2013 Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt Bremen-Mitte unter der Steuernummer 60-145/10689

15.01.2014 Workshop zur Bildungsbrücke im Haus der Zukunft in Lüssum

26.02.2014 Baugenehmigung für den Bolzplatz

25.03.2014 Gründung der "Bildungsbrücke Blumenthal"

02.04.2014 Mitgliederversammlung und Übernahme der Trägerschaft für den Blumenthaler Quartierstreffpunkt

08.07.2014 1.000 €-Preis von der Stadtteilinitiative “Gemeinsam gut!” der Sparkasse für die Bildungsbrücke

12.07.2014 Eröffnung des Bolzplatzes auf der Bahrsplate