Sonntag, 9. Juni 2013

Roma_ Integration


Kommunale Sinti- und Romapolitik in Deutschland: 

Vorbilder für Blumenthal?




Die Inklusionspolitik der EU


Durch die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, die viele Roma zu Flüchtlingen und Vertriebenen gemacht haben, und durch die Aufnahmeverhandlungen mit Bulgarien und Rumänien, wo große Roma-Minderheiten leben, wurde die Situation der Roma zu einem Thema der europäischen Politik.

Parallel hierzu engagierten sich große Nicht-Regierungs-Organisationen wie die Soros-Stiftung in Fragen der Diskriminierung und sozialen Situation von Minderheiten, wobei über die Open Society Stiftung in Europa vorrangig die Rechte der Roma zu einem akuten Thema gemacht wurden.


Innerhalb dieser politischen Großwetterlage haben sich die Roma in einer Reihe von Konferenzen selbst international organisiert und durch die Teilnahme an internationalen Initiativen ihre Situation vor allem auf die Agenda verschiedener Gremien der EU setzen können.

So hatte man sich bereits auf dem ersten Roma-Weltkongress 1971 in London international auf die gemeinsame Bezeichnung Roma geeinigt und sich für eine eigene Flagge und Hymne entschieden.

Auf dem 5. Weltkongress 2000 in Prag interpretierten sich die Roma dann selbst als Nation ohne Staat und als transnationale Minderheit, nachdem zuvor sogar über eine Anlehnung an das Heimatland Indien oder die Bildung eines eigenen Roma-Staates nach dem Vorbild Israels nachgedacht worden war.

Nach dieser Entwicklung eines Selbstverständnisses, das die Roma in das weltweite Konzept der Völker- und Menschenrechte einordnete, konzentrierten sich die Aktivitäten vor allem auf den Raum der EU.

Eine erste Regionalkonferenz fand im Juli 2003 in Rom statt, an der vor allem osteuropäische Staaten teilnahmen, die größtenteils keine EU-Mitglieder waren. Dabei wurden die Weichen für eine Reihe zukünftiger Maßnahmen gestellt. So konnte man im Dezember 2004 einen Stiftungsfonds gründen, an dem sich einige Staaten wie Kanada, Schweden, die Schweiz und Großbritannien sowie internationale Organisationen wie die Weltbank und OSI beteiligten. Allerdings war das Vermögen 2005 mit ca. 8 Mio. € noch überschaubar. Als „beispielloses“ Ereignis gilt die im Jahr 2005 von zwölf EU-Mitgliedsländern unterzeichnete Erklärung zur Roma-Dekade 2005-2015, die aus einer Initiative der Soros-Stiftung hervorgegangen ist.

Faktisch handelt es sich dabei um eine juristisch nicht verbindliche Selbstverpflichtung der Staaten, die ihre Maßnahmen gegen eine Diskriminierung der Roma verstärken wollen.
Gleichzeitig wurde der Roma Education Fund (REF) gegründet, der mit Mitteln der Weltbank, des Open Society Institutes und anderen Sponsoren vor allem Stipendien an Schüler und Studenten zahlt, die später als „agents for change“ für Veränderungen in den lokalen Roma-Gesellschaften sorgen sollen. 

In diesem Rahmen wurden zwischen 2008 und 2012 knapp 6.500 Universitätsstipendien vergeben, davon 1.500 allein im Jahr 2012. Auf diese Weise wird also mittel-bis längerfristig eine gebildete Roma-Elite entstehen, die die häufig noch bestehenden traditionellen Familienstrukturen verändern dürfte.

Im Juni 2007 gründeten schließlich die Vertreter von 12 EU-Mitgliedstaaten mit EURoma ein europäisches staatenübergreifendes Netzwerk, das eine bessere Verwendung von Mitteln der Strukturfonds für die Roma ermöglichen soll. Dazu sollen Arbeitsgruppen zu den Themen soziale Inklusion, Beschäftigung und Bildung konkrete Maßnahmen erarbeiten.

Im April 2009 wurde schließlich in Prag im Rahmen einer „Plattform für den Wandel“ 10 Grundsätze diskutiert, die „die Politik zur Förderung der Eingliederung der Roma in Europa leiten“ sollen. 

Insgesamt steht eine Reihe von EU-Programmen vor allem aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung, so z.B. das Programm für lebenslanges Lernen, das Programm „Jugend in Aktion“, das Kulturprogramm (2007-2013) und das Gesundheitsprogramm 2008-2013.


Das Ergebnis dieser politischen Aktionen wird nicht nur positiv gesehen. Einerseits ist es gelungen, die Situation der Roma als Frage der Menschen- und Völkerrechte auf die internationale Agenda zu setzen, sodass es heute zahlreiche Studien und Programme für eine Minderheit gibt, die zuvor auch intellektuell am Rande der Gesellschaften gelebt hat. Es wird daher bereits von einer geistigen Roma-Industrie gesprochen, die sich damit beschäftigt, die Roma in der Öffentlichkeit nicht nur als verarmte Unterschichtsgruppe oder diskriminierte ethnische Minderheit darzustellen, sondern als eine ganz besondere Kultur herauszuarbeiten, auf die jeder Roma zu Recht stolz sein kann. (Marushiakova/ Popov, 2004, S. 84ff.)

Andererseits wird auf einen Mangel an konkreten Maßnahmen verwiesen, die tatsächlich begonnen wurden und positive Entwicklungen erkennen lassen. Als Grund wird dafür die geringe Beteiligung der Roma vor Ort genannt, sodass eine deutliche Kluft zwischen den Deklarationen von Regierungen und internationalen Organisationen auf der einen Seite und dem Alltag vor allem der Roma in den großen Slumvierteln zahlreicher Balkanstädte besteht. Es gibt so zwar viele Absichtserklärungen, aber kaum effektive Maßnahmen, um diese Versprechen umzusetzen.



Inklusion und Integration

Allerdings sind auch bereits die Ziele der Roma-Politik nicht eindeutig definiert, wenn von Inklusion bzw. Integration gesprochen wird.


Während früher vor allem eine Integration als Eingliederung von Menschen in eine bereits bestehende Gesellschaft verstanden und angestrebt wurde, verwendet die EU inzwischen in der Roma-Politik vor allem den Begriff der Inklusion, der etwa aus der pädagogischen Inklusion von Behinderten in den normalen Schulbetrieb und die Abschaffung von Förderschulen bekannt ist.Damit wir eine Veränderung der bestehenden Strukturen verstanden, sodass die Unterschiedlichkeit der einzelnen Menschen zur Normalität wird. Das kann bedeuten, dass auch die Mehrheit ihre Einstellungen und Werte verändern muss, damit sich eine ethnische Minderheit als gleichberechtigt und gleichwertig anerkannt sieht und nicht mehr ausgegrenzt und diskriminiert fühlen muss. Dazu ist es in der Regel notwendig, dass sich die Angehörigen der Gruppen gegenseitig näher kennen und verstehen lernen.

Im EU-Sprachgebrauch wird allerdings nicht systematisch zwischen den beiden Begriffen „Integration“ und „Inklusion“ unterschieden. Auch wird das englische Wort „inclusion“ teils mit Integration und teils mit Einbeziehung übersetzt.


Um die Bedeutung des Begriffs zu klären, empfiehlt sich eine Übersicht, wie sie der Psychologe John W. Berry entwickelt hat. Darin werden vier Formen unterschieden, in denen sich eine Mehr- und eine Minderheitskultur begegnen können. Den Unterschied machen jeweils die gegenseitigen positiven bzw. negativen Einstellungen aus.


Verhältnis zwischen Mehr- und Minderheitsbevölkerung nach Berry

Bezug zur Mehrheitsgesellschaft
Bezug zur Minderheitsgesellschaft
Bezug zur Minderheitsgesellschaft

positiv
negativ
positiv
negativ
Quelle: Berry 1997, S.10.

Durch diese Übersicht wird die Gratwanderung deutlich, die bei allen Integrationsprojekten drohen, da immer zwei Gefahren bestehen. Zum einen kann zumindest von einigen Angehörigen der Roma befürchtet werden, dass einzelne Maßnahmen zu stark in Richtung einer Assimilation gehen. Das dürfte immer dann der Fall sein, wenn sie selbst Normen vertreten, die es in dieser Form in der Mehrheitsgesellschaft nicht gibt wie etwa die der Familienoberhäupter. Ein „Zuviel“ an Bildung vor allem auch für Mädchen kann so als Bedrohung für die traditionelle Rollenverteilung angesehen werden, wenn die Söhne und Töchter dadurch gegenüber ihren Eltern oder Großeltern „überlegen“ werden.

Projekte, die hingegen von der bisherigen Roma-Elite ausgehen, können leicht eine starke Abschottung von der Mehrheitsgesellschaft unterstützen, da so Konflikte mit der Umwelt reduziert und die soziale Struktur innerhalb der Roma-Gesellschaft erhalten bleibt.

Wie die Übersicht aufzeigt, muss ein von beiden Seiten begehbarer Weg gefunden werden. Integration und Inklusion kann daher nur bedeuten, dass die Rechtsordnung mit ihren individuellen Menschenrechten auch für Minderheiten verbindlich ist. Innerhalb dieses Rahmens kann sich dann die Kultur einer Minorität entwickeln, ohne sich auf den familiären Binnenraum beschränken zu müssen. Dadurch lässt sich erwarten, dass eine Stärkung dieser Kultur das Zusammenleben durchaus verbessert; denn ein Roma, der auf seine eigene Kultur und Identität stolz ist, wird gegenüber seiner Umwelt erheblich aufgeschlossener sein als jemand, der sich benachteiligt und bedroht fühlt.


Situation und Maßnahmen in den Herkunftsländern

Durch die Aufnahme von Ungarn und der Slowakei, vor allem aber von Bulgarien und Rumänien wurden die Roma-Probleme dieser Länder zu Themen der EU-Politik. 

Gerade für die Roma hat der Zusammenbruch der Planwirtschaft und der Staatsbetriebe zu erheblichen sozialen Belastungen geführt, da sie in erheblichem Maße als wenig beliebte Minderheit aus dem Arbeitsmarkt gedrängt wurden.

So konnten sich unter der Ägide der marxistischen Ideologie, für die ethnische Unterschiede Relikte einer überwundenen Gesellschaftsformation waren, viele Roma eine bessere Ausbildung und damit höhere soziale Positionen erklimmen, als das zuvor der Fall war. Zumindest wurden in den großen Landwirtschaftsbetrieben sowie von den Kommunen oder  Industrieunternehmen auch Roma für wenig qualifizierte Tätigkeiten eingestellt.

Das hat sich als Folge des Zusammenbruch der Planwirtschaft mit hohen Arbeitslosenzahlen und des deutlich gewachsenen Nationalismus jedoch wieder geändert. Alte Vorurteile scheinen teilweise sogar an Gewicht gewonnen zu haben, wie der Zuspruch ausgesprochen antiziganischer Parteien beweist. Das hat zu einer ausgeprägten Landflucht und dem Entstehen von Ghettos am Rande der Städte geführt, wo die Infrastruktur nicht in den erforderlichen Maß ausgebaut wurde, sodass unter den jungen Roma der Analphabetismus rapide zunimmt. 

So wurden die Roma-Siedlungen Osteuropas, also die Mahala genannten Vorstadtghettos etwa von Stolipinovo bei Plowdiw in Bulgarien und Shutka bei Skopje in Mazedonien, in einer UN-Studie aus dem Jahr 2003 als „Inseln der Dritten Welt in der Ersten Welt“ bezeichnet. Zwar hat die EU von den Beitrittsländern die erfolgreiche Integration der Roma verlangt und zahlreiche Roma-Projekte unterstützt, aber kaum auf die tatsächliche Umsetzung geachtet.


Allerdings gibt es kaum Berichte über nachhaltige Erfolge, vielmehr stößt man zuweilen auf die Vermutung, dass manchen Politikern eine „Lösung“ der Probleme durch eine Auswanderung nach Westeuropa nicht unlieb wäre.

Die inzwischen entstandene Armutskultur dürfte auch kaum zu einer Identifikation mit den jetzigen Heimatländern führen. So heißt es etwa in einem aktuellen Artikel: „Die aus der produktiven Sphäre Ausgeschlossenen versuchen ihrer Verelendung vor allem mit kombinierten Noterwerbsweisen zu entrinnen: kleiner Handel, Sammeln und Aufarbeiten von Resten, Gelegenheitstätigkeiten, kleine Delinquenz. Damit einher gehen die typischen sozialen Konsequenzen solcher Prozesse, wie drastisch sinkende Bildungschancen und stark erhöhte Kriminalitäts-, Alkoholismus- und Drogenrisiken.“

Dadurch sehen viele Angehörige der Mehrheitsbevölkerung ihre Vorurteile bestätigt, was zu verstärkter Diskriminierung führt. Da dieser Teufelskreis von sozialer Benachteiligung mit ihren Folgen und sozialen Vorurteilen bisher durch die EU-Programme nicht durchbrochen werden konnte, flüchten viele südosteuropäische Roma nach West- und Mitteleuropa sowie nach Nordamerika. So setzte etwa im Zuge der Mitgliedschaft von Bulgarien und Rumänien in mehreren Stufen eine Auswanderungswelle ein, die durch gesetzliche Änderungen ausgelöst wurden. Die wichtigsten Daten sind 1990 mit dem Wegfall des Eisernen Vorhangs, 2002 mit der Visafreiheit im Schengen-Raum und 2007 mit der EU-Aufnahme.


Beispiele für Integrationsprojekte in Deutschland


Um nicht nur die deutschen Sinti stärker zu integrieren, sondern auch die in den letzten Jahren zugewanderten Roma vor allem aus dem Kosovo, Bulgarien und Rumänien, wurden in zahlreichen deutschen Städten Konzepte und Maßnahmen entwickelt, um möglichst das Entstehen sozialer Brennpunkte zu verhindern und eine Flüchtlings- und Roma-Politik zu betreiben, die mit den Grundsätzen der EU übereinstimmt.


Auch wenn eine Reihe von Projekten durchaus als Erfolge gesehen werden, darf man nach den bisherigen Erfahrungen nicht erwarten, dass sich mit viel gutem Willen und auch eingesetztem Personal und Geld rasch die gewünschten Erfolge feiern lassen.

Es gibt auch eher resignierende Resümees, wenn etwa festgestellt wird: "Die anfängliche Euphorie und politisch motivierte Aufbruchstimmung verblasste zusehends und das Mobilisierungspotential der Semantik moralischer Schuld
war bald weitgehend erschöpft. Die Maßnahmen hatten nichts daran geändert, dass die zentralen Problemlagen

• unregelmäßiger Schulbesuch der Kinder,

• Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von der Sozialhilfe sowie 

• Akzeptanzprobleme im sozialen Umfeld fortbestanden.“ (Koch, S. 44)


Begrenzte Konzentration und Segregation


Eine wichtige Weichenstellung für die Integration erfolgt bereits mit der Beschaffung einer Wohnung, wobei die Kommunen und ihre Wohnungsbaugesellschaften große Lenkungsmöglichkeiten besitzen. Das gilt für die Auswahl der Stadtviertel, die ein unterschiedlich großes Potenzial etwa für mögliche Ehrenamtliche bieten oder in denen sich soziale Probleme bereits kumulieren.

Noch wichtiger ist jedoch die kleinräumige Betrachtung, wo zwischen einer Durchmischung, die Kontakten zur Mehrheitsgesellschaft begünstigt, und einer Konzentration, die gerade neuen Zuwanderern die Orientierung in der unbekannten Umgebung erleichtert, ein günstiges Verhältnis gesucht werden muss.

Zu dieser Problematik hat die damalige Münsteraner Sozialdezernentin im Jahr 2000 ein detailliertes „Konzept zur Integration und Unterbringung von Flüchtlingen“ erarbeiten lassen, von dem auch aus dem Kosovo stammende Roma-Familien betroffen waren. Anfang 2013 wurden diese Grundsätze für die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien fortgeschrieben. Sie scheinen sich also bewährt zu haben.

Der entsprechende Beschluss des Stadtrats nimmt zunächst eine Auswahl geeigneter Standorte innerhalb des Stadtgebiets vor. Dabei werden die Einwohnerstruktur, das soziale Klima, das Konfliktpotenzial, die Lagequalität und die Infrastruktur berücksichtigt. Im Prinzip soll dabei nur dort eine Ansiedlung erfolgen, wo nicht bereits soziale Problemviertel bestehen und eine aufnahmefähige Infrastruktur vorhanden ist.

Innerhalb der danach geeigneten Stadtteile sollen dann keine starken Konzentrationen erfolgen. Vielmehr sollen Flüchtlinge in kleinen, über die Stadt verteilten Einrichtungen für rund 50 Personen untergebracht werden und nicht mehr in Großunterkünften für bis zu 225 Bewohner, was zuvor der Fall war.
Zudem sollen sich die baulichen Formen der neuen Unterkünfte an den im Viertel vorhandenen Wohnhäusern orientieren, um zu verhindern, dass die Nachbarn sie als Fremdkörper wahrnehmen.

Es wurde also auch an die Wahrnehmung der Minderheit durch die Mehrheitsbevölkerung gedacht, denn die kleinen baulichen Einheiten sollen bei den Nachbarn erst gar keine Überfremdungsängste aufkommen lassen. (Knaus/ Widmann, S. 46)


Die Wohnungsgenossenschaft Maro Temm in Kiel

Durch die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Initiativen wurde 2007 in Kiel ein Wohnprojekt für Sinti realisiert, das von seinen als „national und international ohne Beispiel“ gesehen wird und eine „entsprechende Beachtung findet. Dort wurde die Maro Temm Wohnungsgenossenschaft der Sinti eG gegründet, um eine Niedrigenergiehaus-Reihenhaussiedlung mit 13 unterschiedlich großen Wohneinheiten auf einem 10.000 qm großen Grundstück an der Diedrichstraße in einem Industriegebiet am Rande des Kieler Stadtteils Gaarden zu errichten, das von der Kommune auf 75 Jahre im Wege des Erbbaurechts gepachtet wurde.

Das Finanzierungsvolumen für ca 1.200 qm Wohnfläche betrug ca. 1,9 Mio. € und erfolgte ganz überwiegend durch ein Darlehen des Landes zu den im sozialen Wohnungsbau üblichen Konditionen. Hinzu kam Eigenkapital in Form von Spenden und Eigenleistungen der zukünftigen Bewohner.

Träger dieses Projektes, dessen Name „Unser Land/ Unser Platz“ bedeutet, ist eine eigene Genossenschaft. Diese hat nach den Plänen von den erwarteten Kosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro mindestens 70.000 Euro als Eigenkapital erbracht. Außerdem sollten jugendliche Sinti, die im Idealfall aus den Familien kamen, die jetzt in den Häusern leben, im Rahmen einer Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahme einer kommunalen Beschäftigungsfirma an dem Bau mitarbeiten.

Außerdem sollten die übrigen Familienmitglieder andere Arbeiten als Eigenleistung ausführen, sodass dadurch einschließlich des Stiftungsgeldes ein Eigenanteil von zusammen 300.000 Euro, und damit 25 % der Gesamtkosten, erreicht wurde.

Zentrales Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Erprobung von Wohnformen, die den Sinti ein Wohnen ermöglichen, wie es ihren Traditionen und Wünschen entspricht, aber auch ihre Integration in die deutsche Gesellschaft verbessert.


Daher wird durch eine gemeinsame Siedlung von 13 Sinti-Familien der bevorzugte enge nachbarschaftliche Kontakt gewährleistet, wobei die beliebten etwas lauteren Feiern im Freien keine Nicht-Sinti belästigen.

Geplant wurden sechs Doppelhäuser, die in einem Oval um einen zentralen Platz gruppiert sind. Damit werden die baulichen Voraussetzungen für das Leben in größeren Familienverbänden geschaffen, womit häufige gegenseitige Besuche verbunden sind. Wenn diese Treffen auf dem Platz stattfinden, der durch die Häuser gegenüber der Umgebung abgeschirmt ist, kann es nicht zu den Störungen kommen, die sonst häufig die Nachbarn zum Anruf bei der Polizei veranlassen. Damit werden mögliche Anlässe für negative Einstellungen und Streitigkeiten verhindert.
Um die angestrebten Kontakte zwischen dem Stadtteil und diesem Wohnquartier aufzubauen, soll nach einer Eingewöhnungszeit ein Gemeinschaftsraum in der Siedlung dienen. Dabei ist sogar ein eigenes Gemeinschaftshaus geplant.

Von der Hausaufgabenhilfe und spielerischem Lernen bis hin zu Freizeitaktivitäten, Versammlungen und kleinen kulturellen Begegnungsfesten soll hier ein Treffpunkt der Kulturen entstehen und für ein gutes Miteinander vor Ort einen Beitrag leisten.

Langfristig erwarten die Initiatoren darüber hinaus einen volkswirtschaftlichen Nutzen, wenn die Bewohner durch reguläre Arbeiten ihren Unterhalt sichern können und keine Hilfe vom Staat mehr benötigen.



Musikalische Brücken durch Sinti-Feste

Ein wesentlicher Teil der Roma-Kultur ist ihre Musik, sodass es nahe liegt, dieses Erbe nicht nur als Teil der eigenen Identität zu pflegen, sondern auch über die Musik Brücken zur Mehrheitsgesellschaft zu schlagen. Die Entwicklung bei den Roma-Musik, die etwa durch den Flamenco in Spanien sowie in Ungarn und auf dem Balkan, wo sie Teil der Volkskultur geworden sind, die auf kaum einer Hochzeit oder einem Volksfest fehlt, ist schließlich ein viel versprechender Wegweiser. So gibt es auch in Deutschland Initiativen, die diesen wichtigen Teil der Sinti-Kultur bewahren wollen, wie beispielsweise ein „Philharmonischer Verein der Sinti und Roma Frankfurt am Main e.V.“


Es geht jedoch nicht immer vorrangig um die Sicherung der eigenen Identität. Schließlich kann nicht zuletzt gerade die Musik Brücken zwischen verschiedenen Kulturen bauen. Einen ersten erfolgreichen Versuch auf diesem Gebiet gibt es schon seit 2000 in Hildesheim, also der Stadt, in der erstmals die Anwesenheit von Sintis in Deutschland aktenkundig geworden ist. So veranstaltet die größte Sinti-Gemeinde Niedersachsens im Juli ihr mehrtägiges Django-Reinhard-Festivial. Der Namengeber, ein Manouche, der in Belgien geboren wurde, aber vor allem in der Nähe von Paris aufwuchs, gilt als Erfinder der des Gypsy Swing. 

Während in Hildesheim vor allem Anhänger dieser Stilrichtung des Jazz angesprochen werden, besitzt das Sintiplatzfest in Hamm einen ganz anderen Charakter. Hier hat ein Selbsthilfeverein von der Stadt ein Gelände gepachtet, das als Treffpunkt für das kulturelle Leben der Sintis gestaltet wurde und auch einen großen Kinderspielplatz umfasst, der gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern geplant und gebaut wurde. 

Hier findet alle zwei Jahre ein Sinti-Fest statt, zu dem alle Nachbarn, Freunde und Förderer eingeladen sind. Dabei sollen bei einem breiten Kinderprogramm und Kaffee, Kuchen und Grillspezialitäten die Bewohner des Stadtteils die Möglichkeit haben, die Kultur der Sinti ungezwungen kennen zu lernen und durch das gemeinsame Feiern mögliche Vorurteile abzubauen. So soll jeder nach dem Motto „Man schätzt nur, wen man kennt“ sehr „niederschwellig“ die Möglichkeit haben, „sich dem anderen zu nähern“, wie es die Veranstalter ausdrücken.

Während diese Begegnungsfeste inzwischen schon eine gewisse Tradition besitzen, hat in Köln ein lokal bekannter Sinti-Musiker mit dem „Rheinischen Zigeunerfestival“ 2012 auf einer Rheinwiese in Deutz etwas Neues gestartet. Auch hier steht ein hochkarätiges Musikprogramm im Mittelpunkt, zu dem neben Musikern und Nachwuchskünstlern aus der Region auch osteuropäische Bands eingeladen waren. Dabei gab es neben Sinti Jazz und Gypsy Swing auch Sinti Rap und Balkan Folk zu hören. Die Förderung der Veranstaltung übernahm der Landschaftsverband Rheinland.



Interkulturelle Beratungs- und Quartiersarbeit


In einer Reihe von deutschen Städten bestehen Anlaufeinrichtungen für Sinti und Roma, die meist durch das Engagement einzelner Sinti oder Nicht-Sinti gegründet wurden und daher teilweise unterschiedliche Ausrichtungen besitzen.

Relativ häufig ist dabei eine Verbindung mit der regionalen Geschäftsstelle des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma wie beim Romno Kher

in Mannheim, das, wie der Name in Romanes für "Unser Haus" bereits andeutet, ein Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung sein will.

Daneben gibt es jedoch auch Initiativen von Nicht-Sintis. Ein Beispiel ist der Verein Nachbarschaftswerk in Freiburg, der u.a. eine Sintisiedlung betreut, in der nach dem Wunsch der Bewohner ein ethnozentriertes Zusammenwohnen realisiert wird. Das Nachbarschaftswerk respektiert und achtet dieses Ziel und beteiligt sich daher nicht an Überlegungen zur Dezentralisierung. 

Das Nachbarschaftswerk ist bereits 1969 entstanden, um damals die Integration von Sintis zu unterstützen. Dabei stand neben der sozialpädagogischen Betreuung die Beteiligung der Sintis am Neubau einer Reihenhaussiedlung im Vordergrund, die Anfang der 1970er Jahre nach den Standards des sozialen Wohnungsbaus errichtet wurde. Gleichzeitig entstand ein Sozialzentrum. Heute leben etwa 330 Sintis im Stadtteil Weingarten. 


Im Laufe der Jahre wurde diese Arbeit auf angrenzende Quartiere und andere bildungsferne Bevölkerungsgruppen ausgeweitet. Ein ganz zentrales Thema ist dabei der Bereich „Lernen im Quartier“, der bei der Elternbildung und Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz beginnt. In diesem Rahmen wird u.a. ein Ferienlerncamp organisiert.


Bildungsprojekte als Integrationsschaltstellen 


Ganz unabhängig davon, wie die Sinti und Roma ihre Stellung in der Gesamtgesellschaft definieren, gelten auch für kulturelle Minderheiten, die ihre Identität wahren wollen, die jeweiligen Landesgesetze. Dazu zählen Vorschriften über das Mindestalter bei Heiraten, also die Ehemündigkeit, und die Schulpflicht sowie eine Vielzahl von Gesetzen, die praktisch voraussetzen, dass man Texte lesen und zumindest unterschreiben kann. 


Das ist jedoch nur die rechtliche Seite, wichtiger ist die ökonomische und soziale. Da in der heutigen Gesellschaft Arbeitsplätze, die einen Lebensstandard über der Armutsgrenze sichern, praktisch eine qualifizierte Bildung voraussetzen, ist der erfolgreiche Abschluss einer Schule die notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in das Berufsleben.

Daher sehen auch die Roma-Hilfsorganisationen in einem regelmäßigen Schulbesuch einen zentralen Schlüssel zur Integration und fordern einen nationalen Aktionsplan zur Bildungsförderung. (Strauß, S. 103)


Eine aktuelle Studie zur Bildungssituation veranschaulicht den Umfang des Problems, denn in dieser allerdings nicht ganz repräsentativen Untersuchung haben 13 % der Siniti und Roma keine Schule besucht und weitere 44 % haben die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Man kann daher schätzen, dass mehr als die Hälfte dieser Minderheit trotz bestehender Schulpflicht Analphabeten sind. In der Gesamtbevölkerung haben hingegen praktisch alle eine Schule besucht und etwa 7,5% keinen Hauptschulabschluss erworben. (Strauß, S.11)

Im Vergleich zu älteren Untersuchungen zeigen sich trotz dieser im Vergleich negativen Zahlen kleine Erfolge der vielen staatlichen und privaten Anstrengungen.

Um zu weiteren Fortschritten zu gelangen, verdienen einige Zusammenhänge besondere Beachtung, die in dieser Sinti-Bildungsstudie erhoben wurden. Danach steigt der weiterhin seltene Besuch einer weiterführenden Schule, wenn die Kinder zuvor einen Kindergarten besucht haben und auf Hilfe bei den Hausaufgaben zurückgreifen können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Sinti-Kinder von ihren Eltern nur wenig Hilfe erhalten, da diese selbst über keine entsprechende Schulbildung verfügen.

Besonders schlecht schneiden die Kinder bei der beruflichen Bildung ab, denn
während 85% der deutschen Gesamtbevölkerung eine Berufsausbildung macht, sind es bei den Sinti und Roma kaum mehr als 15%. (Strauß, S. 42)

Noch geringer dürfte die Bildungsbeteiligung der in den letzten Jahren eingewanderten Roma-Kinder sein, da deren Voraussetzungen erheblich schlechter sind. Das gilt sowohl wegen des höheren Analphabetismus unter diesen Eltern auch auch wegen der psychischen Belastungen durch den Krieg und den unsicheren Aufenthaltsstatus.

Die Einstellung zur Bildung ist damit ein ganz wichtiges Merkmal, durch das sich die Roma von den Juden unterscheiden, also einer ähnlich diskriminierten ethnischen Minderheit asiatischer Herkunft. Die Ursache dürfte in der Religion zu suchen sein, wo bei den Juden die Existenz eines Heiliges Buches und das Ansehen der „Schriftgelehrten“ zu einem deutlich größeren Alphabetisierungsinteresse geführt haben.

Um diese vielfältigen Hindernisse auf dem Weg zu einem regelmäßigen Schulbesuch und einem erfolgreichen Schulabschluss abzubauen, gibt es eine Reihe von Modellprojekten, von deren Erfahrungen man auch in anderen Städten lernen kann.



Die Kindertagesstätte Schaworalle 


Ein bundesweites Pilot- und Modellprojekt, das bereits im Vorschulbereich Schwellenängste im Bildungsbereich abbauen soll, ist die Kindertagesstätte „Schawarolle“ (auf Romanes „Hallo Kinder“), deren Träger der Frankfurter Förderverein Roma ist. Hier wollen Roma und Nicht-Roma seit Mitte 1999 gemeinsam etwa 70 Kinder fördern, die fast ausschließlich aus Roma-Familien stammen. 

Das heutige Konzept ist allmählich aus den Erfahrungen entstanden, die man seit 1996 gesammelt hat. Damals hatte man finanziert durch das Frankfurter Jugendamt die Aufgabe übernommen, sich um rumänische Romakinder zu kümmern, die durch Betteln, Diebstähle, Nachbarschaftskonflikte u. ä. aufgefallen waren.

Schwarolle versteht sich aber deswegen nicht als Resozialisierungsinstanz, sondern als ein Schutzraum, der die Regeln und Gesetze der Roma achtet und dabei versucht, zwischen den Welten der Mehrheit und der diskriminierten Minderheit durch den Aufbau von Vertrauen zu vermitteln.


Daher spielen die Kontakte zu den Familien eine erheblich größere Rolle als in anderen Kindestagesstätten, obwohl man ursprünglich nur Schulvorbereitungs- und Alphabetisierungskurse für Roma-Kinder geplant hatte. So können die Eltern jederzeit in der Schaworalle vorbeikommen, um nach ihren Kindern zu sehen, sodass die für Roma-Familien typische enge Bindung zwischen den Eltern und ihren Kindern nicht unterbrochen wird.

Von Vorteil ist auch das breite Angebot an Beratungsdienstleistungen durch den Träger, sodass eine umfassende Betreuung der Kinder und ihrer Familien aus praktisch einer Hand möglich ist.



Das Schulprojekt Amaro Kher (Unser Haus)


Das Frankfurter Schawarolle-Projekt wurde Mitte 2001 in Köln aufgegriffen, wo der dortige Romahilfsverein bei der Unterbringung von Roma-Flüchtlingskindern in Regeleinrichtungen nicht immer erfolgreich war, da die Kinder häufig zu Schulschwänzern wurden.

Daher werden schulferne und häufig traumatisierte und auffällige Kinder aus Romafamilien durch vorgeschaltete Einrichtungen erst an die Regeleinrichtungen herangeführt. Dabei spielt die Eltern- und Familienarbeit eine ganz wichtige Rolle, da die schulfernen und teilweise bildungsfeindlichen Eltern zur Unterstützung der Bildungsanstrengungen ihrer Kinder motiviert werden sollen. Der Rom e.V. hat daher auch in Amaro Kher ab Herbst 2005 auch einen Sprachkurs für Mütter installiert, deren Kinder in der Einrichtung beschult werden.


Bereits im Namen der Schule Amaro Kher (auf Romanes: Unser Haus) soll dieser Grundansatz angesprochen werden. Sie will nicht nur ein Lernort für Kinder, sondern ein gemeinsames Haus für alle Roma sein. Dieses Projekt, dessen Träger der Rom e.V. ist, wird wegen seinen breiten Konzeption nicht nur durch öffentliche deutsche Mittel, sondern u.a. auch durch die Aktion Mensch und den Europäischen Flüchtlingsfonds unterstützt.

In dieser Schule werden seit 2004 etwa 20 Kinder in einer Grundschulklasse für 6- bis 10-jährige und einer Sekundarstufe I-Klasse für 10- bis 14-jährige unterrichtet. Dabei wird neben der Vermittlung des Wissensstoffes besonders darauf geachtet, dass den Schülern ein regelmäßiger Schulbesuch Freude macht und als attraktive Alternative zum Tagesablauf im Flüchtlingsheim erlebt wird. Dazu dienen an der Ganztagsschule neben muttersprachlichem Unterricht vor allem Musikstunden, Tanzkurse sowie Sport-und Freizeitangebote.

Die gezielte Einbeziehung von Roma-Mitarbeiterinnen und der ergänzte Fächerkanon sollen auch kritischen Eltern zeigen, dass in der Schule keineswegs die eigne Identität, und Tradition zerstört wird, sondern vielmehr die Roma-Kultur durch zusätzliches Wissen für den Alltag in einer neuen Umgebung eine sinnvolle Ergänzung erfährt.

Eine soziale Absicherung der Kinder erfolgt durch eine unterstützende Familienarbeit und soziale Beratung, die den Abbruch der Lernanstrengungen der häufig nur „geduldeten“ Eltern durch eine Abschiebung verhindert.

Durch positive Lernerfahrungen in diesem fast familiären Schutzraum sollen die Kinder mehr Selbstvertrauen und Sicherheit im Umgang mit der Sprache und Lernkultur der Mehrheitsgesellschaft entwickeln, sodass ein erfolgreicher Übergang zu den allgemeinbildenden Regelschulen möglich wird.



Die Münsteraner Schlauberger


Ohne eine eigene Bildungsinstitution außerhalb des regulären deutschen Bildungsystem kommt das Münsteraner Projekt „Schlauberger“ aus, das seit 2005 von der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA) in Zusammenarbeit mit Schulen der Stadt entwickelt wurde. Dabei betreuen ca. 75 ehrenamtliche Lernpatinnen und Lernpaten etwa 90 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, von denen viele Roma aus dem Kosovo sind.
Jeder Pate unterstützt dabei in der Regel ein Kind, dem er regelmäßig bei den Hausaufgaben hilft. Aber nicht nur das. Er versucht sein Patenkind auch zusätzlich sprachlich zu fördern, indem er ihm vorliest oder ihm Geschichten erzählt. Außerdem dient er als Spielkamerad und vor allem auch als Ansprechpartner, wenn sein Patenkind Schwierigkeiten hat. 

Die Paten sind in der Regel Jugendliche, die von einer Lehrerin zweimal im Schulhalbjahr eine Anleitung für die ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung erhalten. Dabei besteht eine enge Kooperation mit der Lernförderschule, die überwiegend von den Roma-Kindern und Jugendlichen besucht wird. Auf diese Weise ist eine Ausrichtung auf konkrete Lernschwierigkeiten möglich. Die Betreuung selbst erfolgt entweder in den Familien der geförderten Kinder oder öffentlichen Einrichtungen. 


Aus diesen Erfahrungen hat sich seit 2009 ein Projekt „Schlauberger II“ als Ergänzung entwickelt, das sich an die Mütter der Kinder wendet. Ihnen werden Deutschkurse und Vorträge zu Schul- und Erziehungsfragen angeboten. Auch können sie durch Unterrichtshospitationen Einblick in den deutschen Schulalltag gewinnen. (Knaus, S. 45)


Identifikationsbildung durch Teilhabe

Eine wahrgenommene strikte Trennung, die bereits Kinder und Jugendliche zwischen sich und der Mehrheitsgesellschaft wahrnehmen, verhindert eine Identifikation mit der weiteren Wohnumgebung und auch der Stadt, in der man lebt. Sie werden als etwas Fremdes, wenn nicht gar Feindliches erlebt, sodass man sie entsprechend behandelt. Sie werden nicht als Teil des eigenen Quartiers betrachtet, sodass man sich dort nicht verantwortlich fühlt und sich nicht dafür engagiert. Das kann sogar zur Vermüllung, zum Vandalismus und zur Kleinkriminalität führen.

Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, versuchen etwa in Münster Sozialarbeiter den durch die Segregation und die geringe Mobilität sehr eingegrenzten Erfahrungsraum von Kindern und Jugendlichen auszuweiten. Deshalb veranstaltet man wöchentliche Ausflüge, um andere Teile der Stadt kennenzulernen. Ziel ist es dabei, dass sich die Sinti- und Roma-Kinder nicht nur als Angehörige ihrer Familie und ihrer ethnischen Gruppe, sondern auch als Bewohner Münsters begreifen. (Knaus/ Widmann, S. 48)



Schlussfolgerungen für die George-Albrecht-Straße


Diese Hintergrundinformationen über die Roma und vor allem die Erfahrungen mit konkreten Modellprojekten können ein Ausgangspunkt für die Entwicklung konkreter Maßnahmen für den sozialen Brennpunkt George-Albrecht-Straße sein, der Blumenthal immer wieder mit negativen Schlagzeilen in den Medien belastet.

Nach einer Erklärung eines Arbeitskreises Blumenthal, in dem sich vor allem PädagogInnen, SozialarbeiterInnen und Polizisten aus Blumenthal seit 2003 treffen, die vor Ort mit den Problemen konfrontiert sind, haben in der George-Albrecht-Straße vor Jahren vor allem Roma-Familien aus verschiedenen Stadtteilen Wohnraum gefunden, nachdem ein Übergangswohnheim aufgelöst wurde. Damit dürfte es sich vor allem um Flüchtlinge aus dem Kosovokrieg handeln.

Über die Vergabe der Wohnungen und vor allem die Frage, ob dabei auch Überlegungen zu möglichen Folgen einer Ghettobildung angestellt wurden, macht die Arbeitsgruppe keine Angaben, sondern berichtet, dass die ursprünglichen Bewohner der Straße in das nähere Umfeld im Stadtbezirk gezogen sind.

In den folgenden Jahren sollen zunehmend weitere extrem hilfebedürftige
Personengruppen, und zwar andere ethnische Gruppen sowie Wohnungslose ohne Migrationshintergrund in diese Straße gezogen sein. Dadurch scheint ein ethnisch gemischtes Quartier von sozial deprivierten Bewohnern entstanden zu sein, in dem unterschiedliche Kulturen auf engem Raum nebeneinander leben.

Zur aktuellen Situation gibt es nur grobe Daten, die sich sogar teilweise widersprechen. So sollen, wie auf einer öffentlichen Anhörung zu einer „Erklärung zur Gesamtsituation in Bremen-Blumenthal und zur George-Albrecht-Straße“ des Arbeitskreises Blumenthal im Blumenthaler Sozialausschuss im März 2013 erklärt wurde, etwa 300 Roma in diesem Quartier leben, die zu einem großen Teil Flüchtlinge aus dem Kosovo sind. Ob auch Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien hier inzwischen leben und welches Gewicht sogenannte „Araber“ haben, war hingegen nicht zu klären. Generell wurde vor allem von Problemen bei Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen berichtet.

In den kommenden Jahren erwartet die Arbeitsgruppe „vor allem Zuzüge von Migranten aus Osteuropa“, also konkret vermutlich vor allem von Roma aus den EU-Ländern Bulgarien und Rumänien, wodurch „eine starke Zunahme weiterer sozialer und bildungspolitischer Problemfelder zu erwarten“ ist.


In Bremen wurde diese neue Migrationsproblematik Anfang 2013, als vor allem die Zuwanderung sogenannter Armutsflüchtlinge aus Bulgarien und Rumänien in den deutschen Medien und vom Deutschen Städtetag thematisiert wurde, in Verbindung mit dem SPD-Abgeordneten Martin Korol auf eine „Rassismusfrage“ eingegrenzt. Das SPD-Mitglied hatte sich nicht an die Regeln der political correctness gehalten und wurde daher aus der Fraktion ausgeschlossen, obwohl ihm die Staatsanwaltschaft bestätigte, auf seiner Webseite keine strafrechtlich relevanten Aussagen gemacht zu haben.
  
Durch diese Personalisierung fand in Bremen keine Diskussion der von Korol auch angesprochenen Zuteilungspolitik auf dem Wohnungsmarkt und der speziellen Integrationsschwierigkeiten der Roma statt. 

Das gilt auch für die Situation im Umfeld der George-Albrecht-Straße, für die auf Initiative der Bürgerschaftsfraktionen von SPD und Grünen eine Arbeitsgruppe Blumenthal aus Vertretern von senatorischen Behörden geschaffen wurde.

Diese Aufarbeitung inhaltlicher Probleme wird die Arbeitsgruppe Blumenthal nachholen müssen, wenn sie sich mit der konkreten Lebenssituation im Umfeld der George-Albrecht-Straße beschäftigt. Allerdings liegen dazu bisher noch keine Daten über die dortige Wohnbevölkerung vor, was nach den Erfahrungen in ähnlichen Quartieren häufig auf große Schwierigkeiten stößt, sodass man keine repräsentativen Zahlen erwarten kann.

Bevor jedoch nicht wenigstens grobe Werte vorliegen, lassen sich nur einige Problemfelder ansprechen, die bei einer zukünftigen Quartierspolitik berücksichtigt werden müssen, wenn man einmal von der offensichtlich größten Einwohnergruppe, den Roma, ausgeht.



Roma sind weder Araber, Kurden, Türken oder der Miri-Clan

Auch wenn die deutsche Mehrheitsgesellschaft kaum zwischen den einzelnen Randgruppen und ihrem ganz spezifischen Schicksal differenziert, ist das notwendig, sofern man ein Konzept entwerfen will, das sowohl Gemeinsamkeiten wie die Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen als auch die spezifischen Kulturen berücksichtigen will.

Neben den Roma scheinen, wie auch in Bremen insgesamt, relativ viele Angehörige der Volksgruppe der Mhallamiye an der George-Albrecht-Straße zu wohnen, wobei deren Zuordnung strittig ist. Nach der Herkunft handelt es sich um eine arabischsprachige Volksgruppe von weltweit 150.000 Menschen, die heute vor allem in der türkischen Provinz Mardin und im Libanon lebt. Die Zuwanderung nach Bremen wurde durch den Libanesischen Bürgerkrieg ausgelöst, liegt also schon einige Jahrzehnte zurück.


Wegen ihrer kaum erforschten Geschichte werden die Mhallamiye auch als Araber oder Kurden bezeichnet bzw. wegen ihrer Herkunft als Libanesen. 

Ihr rechtlicher Status in Deutschland ist häufig strittig. Das gilt auch für die in Deutschland geborenen Kinder, da ihre Großeltern und Eltern vor 25 und mehr Jahren teilweise unter ungeklärten Umständen eingereist sind und sie wegen fehlender Pässe oft als staatenlos gelten. Daher leben sie ohne ein geregeltes Bleiberecht und müssen ständig für drei oder sechs Monate ihren Aufenthalt als Geduldete verlängern.

Diese Minderheit, die ähnlich wie die Roma eine traditionelle Familienstruktur besitzt, ist in Deutschland und vor allem auch in Bremen durch die Aktivitäten des Miri-Clans belastet, der Eigenschaften der organisierten Kriminalität aufweist, da seine Mitglieder Schutzgelder erpressen sowie im Drogen- und Waffenhandel und im Rotlichtmilieu aktiv sein sollen. Hier wurden, wie sogar die linke taz bereits im Jahr 2003 warnte, mafiöse Strukturen aufgebaut.


Dabei ist allerdings zu beachten, dass in Bremen rund 2.600 Mitglieder dieser Volksgruppe leben sollen, von denen etwa 600 zur Miri-Familie gehören. Beide Gruppen sind also nicht identisch und zudem kennt ein Rechtsstaat keine Sippenhaftung.


Ausgangspunkte möglicher Maßnahmen


In Blumenthal hat es einige Zeit gedauert, bis sich Politik und Verwaltung intensiver mit dem sozialen Brennpunkt George-Albrecht-Straße beschäftigt haben, wie die Medien dieses Problemfeld in der Regel bezeichnen. Dabei standen neben Leerständen vor allem von Geschäftslokalen besonders die Delikte krimineller Banden im Vordergrund der Berichterstattung, so dass sogar von einem „rechtsfreien Raum“ gesprochen wurde.



Bremischer Lösungsansatz


Nachdem die Regierungsparteien nach Jahren des Zuschauens die kritische Situation nicht mehr übersehen konnten und wollten, brachten sie Ende 2012 gemeinsam einen Dringlichkeitsantrag in die Bürgerschaft ein. Darin haben die anscheinend sehr sachkundigen Politiker einerseits den Senat gleich zu konkreten Maßnahmen aufgefordert und andererseits die Schaffung einer Arbeitsgruppe beantragt, „die gemeinsam mit dem Quartiersmanagement ein Konzept für die George-Albrecht-Straße und das Umfeld erarbeitet“.

Der magische Schlüssel zum Erfolg, den man merkwürdigerweise vorher noch nicht kannte, wird dabei in einem Quartiermanagement und einem Quartierstreffpunkt gesehen. Dabei haben sich die Politiker auch gleich genaue Vorstellungen von den Räumlichkeiten gemacht, denn hier soll das Quartiermanagement seinen Sitz haben, eine Anlauf- und Austauschstelle für die Bewohner sein und „eine regelmäßige Sprechstunde des Kontaktpolizisten“ angeboten werden. Es soll sich also vor allem um eine Verwaltungseinrichtung mit speziellen Aufgaben handeln, wobei anscheinend niemand darüber nachgedacht hat, ob eine derartige Einrichtung auch von segregierten Bevölkerungsgruppen akzeptiert und in dieser Form benötigt wird.


Das Quartiermanagement, über dessen Qualifikationen und Aufgaben man sich keine Gedanken gemacht hat, soll im Rahmen einer Arbeitsgruppe ein Konzept ausarbeiten. Anders als zu den inhaltlichen Fragen haben die Antragsteller zur Zusammensetzung dieses Gremium konkrete Überlegungen angestellt. So sollen bestimmte Ressorts vertreten sein, andere hingegen nicht. Für notwendig halten die Politiker die Bereiche „Soziales, Arbeit, Bau, Inneres sowie ..(die) Senatskanzlei“, während der Bildungsbereich völlig fehlt.

Nicht unbedingt zum Nachteil der weiteren Arbeit ist dann die Verwaltung von diesen Vorgaben teilweise abgewichen. So wurde eine Arbeitsgruppe „Vernetzte Quartiersentwicklung im Umfeld der George-Albrecht-Straße“ etabliert, bevor ein Quartiersmanagement mitarbeiten konnte, aber eben auch Jahre nach dem Beginn der selektiven Zuwanderung mit ihren absehbaren sozialen Begleiterscheinungen. Zusätzlich hat man das anscheinend „vergessene“ oder etwa für überflüssig gehaltene Bildungsressort noch beteiligt.


Dieses Vorgehen wurde auch aufmerksam und kritisch von zahlreichen MitabeiterInnen im Bereich der sozialen Dienste verfolgt, die beruflich unmittelbar in den Kindergärten und Schulen mit den Bewohnern zu tun haben. Sie haben in einem offenen Brief vom 18.01.2013 auf ihre Problemsicht aufmerksam gemacht, bevor sich drei Tage später die senatorische Arbeitsgruppe erstmals getroffen hat.

In der ersten Sitzung Ende Januar 2013 musste dieses Gremium zunächst feststellen, „dass – vor allem zur Entwicklung einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive - die Datenlage unbefriedigend ist und nachgebessert werden muss.“ Dabei wurde auch eingeräumt, dass „die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers .. ebenfalls nicht bekannt“ sind.

Daher hat man ein externes Büro mit einer entsprechenden Untersuchung und der Ausarbeitung erster Handlungsempfehlungen beauftragt. Dabei ist nicht von einer ergebnisoffenen Politikberatung die Rede, was auch schwer sein dürfte, wenn zuvor bereits per Mehrheitsbeschluss in der Bürgerschaft sehr konkrete Bewertungen vorgenommen und konkrete Maßnahmen beschlossen wurden.

  
Bevor diese Informationen über die Wohnbevölkerung vorliegen, lassen sich bestenfalls allgemeine Hinweise auf mögliche Maßnahmen entwickeln, vor allem jedoch über den Weg, auf dem die zuständigen Behörden zu einem Konzept gelangen wollen.


Bürokratische Problemnormierung



Durch die politischen Vorgaben sind die Möglichkeiten der Arbeitsgruppe erheblich begrenzt. Das gilt sowohl für die Zusammensetzung aus Repräsentanten einzelner Senatsressorts, vor allem aber durch die Vorgabe einzelner Maßnahmen, die ohne begründetes Konzept vorab beschlossen wurden.

Dieses in der Hierarchie weit oben angesiedelte Gremien hat jedoch nicht nur die Mitarbeiter vor Ort ausgespart, die sich durch eine Erklärung zu Wort gemeldet haben. Daneben fällt auf, dass anscheinend keine Beteiligung der Bewohner vorgesehen ist. Auch ist offenbar nicht daran gedacht, die Erfahrungen in anderen Städten zu nutzen und den dort angesammelten Sachverstand an der Entwicklung von Konzepten für Blumenthal zu beteiligen. So erscheint der Ansatz extrem kopf- und verwaltungslastig und man muss sich fragen, ob die Damen und Herren in der Verwaltung tatsächlich glauben, dass sie mehr oder weniger am grünen Tisch und ohne praktische Erfahrungen gute Maßnahmen für Menschen konzipieren können, die nicht nur einer anderen sozialen Schicht und einer anderen Kultur angehören, sondern in der Regel auch Biographien besitzen, die den Karrieren typischer Verwaltungsbeamter kaum ähneln.


Offensichtlich will man auf die Erfahrungen in den Bremer WiN-Gebieten zurückgreifen, obwohl einräumt wird, dass das Quartier um die George-Albrecht-Straße bereits die formalen Voraussetzungen für eine WiN-Gebiet nicht erfüllt. So war zunächst vorgesehen, den sozialen Brennpunkt im Zentrum Blumenthals auf diese Weise einzuordnen und nach dem erprobten Muster in diesen Verwaltungsbahnen zu entschärfen. 


Quartiersmanagement und Quartierstreffpunkt als Hoffnungsträger


Die Lösung wird dabei von anscheinend magischen Fähigkeiten eines Quartiersmanagement und der Einrichtung eines Quartierstreffpunkts erwartet, wobei die externen Politexperten bereits Räumlichkeiten im Auge haben, ohne dass die Bedürfnisse der Bewohner überhaupt bekannt sind.
Wenn man auf die Angebote von Roma-Fördervereinen in anderen Städten sieht, können recht unterschiedliche Räumlichkeiten wünschenswert sein: etwa kleine intime Zimmer für Beratungen, eher funktionale Räume für eine Hausaufgabenbetreuung, Spielgelegenheiten für kleinere Kinder und flexible Säle für Vorträge im Rahmen der Elternarbeit, Tanzveranstaltungen oder Familienfeste, um einige relativ häufige Beispiele zu nennen.


Anscheinend glauben hier die Bürgerschaftsabgeordneten und die höhere Sozialbürokratie besser als andere zu wissen, was die Bewohner brauchen. Das kann leicht zu späteren Klagen darüber führen, dass die „undankbaren“ Betroffenen keine eigenen Initiativen entwickelt haben und möglicherweise das ihnen aufgetischte Essen nicht anrühren.

Auch ohne eine sachkundige Problemdiagnose wollen die Entscheidungsträger eine QuartiermanagerIn mit einem befristetem Vertrag einstellen, ohne sich auch nur mit den inhaltlichen Anforderungen und damit dem Anforderungsprofil beschäftigt zu haben.



Erkennbare Defizite der bürokratischen Strategie


Dabei kann eine Quartiersarbeit sehr unterschiedlich aussehen wie die Beispiele aus anderen Städten zeigen. Hier lassen sich zumindest verschiedene Schwerpunkte setzen, je nachdem ob stärker Beratungsdienstleistungen erforderlich sind, eine aktive Elternarbeit, die Organisation von LernpatInnen, die Initiierung von Bewohneraktivitäten oder auch die Stärkung der kulturellen Identität etwa der Roma-Minderheit erforderlich und gewünscht ist. Hier ist auch zu beachten, dass sich häufig erst über Brücken zur Roma-Kultur Vertrauen gewinnen und die Türen für weitere Aktivitäten öffnen lässt.

Es mag nach einer modernen und politisch sehr korrekten Lösung aussehen, wenn man sich für ein Quartiermanagement einsetzt und gleich noch eine Verlängerung der ersten Befristung fordert. Nur ist damit wenig gewonnen, wenn man alle inhaltlichen Fragen und damit auch die Verantwortung für das Gelingen an das schwächste Glied der Kette, den Inhaber der Managerstelle abwälzt.

Wichtige Aspekte der Quartiersarbeit mit Roma werden offensichtlich gar nicht gesehen oder völlig missachtet, wenn für eine Volksgruppe, die mit Polizeiinstanzen keine positiven Erfahrungen verbindet, ein Quartierstreffpunkt per Bürgerschaftsbeschluss durchgesetzt wird, an dem helfend-beratende und eher kontrollierende Funktionen räumlich verbunden sind.


Diese Idee dürfte kaum der Inklusionspolitik der EU entsprechen, die nicht zuletzt die kulturelle Identität der Roma und damit deren Selbstbewusstsein stärken will. Dem widerspricht jedoch ein Konzept, das erklärtermaßen „ganz klar soziale Angebote mit Fragen der Inneren Sicherheit“ koppeln will.

Aber auch andere Fragen des Zusammenlebens werden völlig ausgeklammert. Das gilt für ein besseres Kennenlernen von Mehrheit und Minderheit, wie es zum Beispiel durch Musik- und Straßenfeste versucht wird. Auch die Aktivierung von Ehrenamtlichen, die etwa nach dem Modell der Lernpaten arbeiten oder Kurse für die Mütter organisieren, wurde nicht einmal angesprochen.

Es fragt sich, wie man es ohne solche Maßnahmen erreichen will, dass sich die Roma und andere Migrantengruppen nicht nur als Teil ihres Volkes oder ihrer Nation verstehen, sondern auch als Blumenthaler. Das dürfte wiederum eine notwendige Voraussetzung für weniger Vermüllung, Vandalismus und Kriminalität sein.

Man kann daher nur hoffen, dass man ein Quartiermanagement findet, dass sich trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen mit viel Problemverständnis an die Arbeit macht.

Sonst besteht die große Gefahr, dass der Aktionismus von Bürgerschaft und Verwaltung nur eine politische Alibifunktion erfüllt.





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