Das Schaf, eines der ältesten Haus- und Nutztiere
Schafe, die biologisch gesehen wie die Hirsche und Giraffen zu den Wiederkäuern zählen, gehören zu den ältesten Haus- und Nutztieren. Sie können mit ihren
mehrteiligen Wiederkäuermägen sogar Zellulose verdauen, sodass sie auch in Gebieten leben können, in denen Menschen aufgrund der klimatischen und geografischen Voraussetzungen keine pflanzlichen Nahrungsmittel finden, also beispielsweise in Trockengebieten und im Hochgebirge.
Da sich Schafe gegen ihre zahlreichen natürlichen Feinde wie Wildhunde, Wölfe, Bären, Raubkatzen und Greifvögel kaum verteidigen können, müssen sie ihren guten Geruchssinn und ihr extrem weites Blickfeld dazu nutzen, derartige Gefahren zu vermeiden. Diese erhöhte Aufmerksamkeit ist auch während des Wiederkäuens möglich, weil sie in dieser Zeit nicht wie beim Grasen den Kopf zu Boden senken müssen.
Ausgewachsene Schafe benötigen täglich bis zu 10 kg Grünfutter, was immerhin knapp 10 % ihres Körpergewichts entspricht. Böcke, die bis zu 160 kg wiegen können, brauchen entsprechend mehr.
Vom Mufflon zum Merino
Heute nimmt man an, dass alle Hausschafrassen vom Armenischen Mufflon abstammen. Vermutlich wurden die Mufflons vor schätzungsweise 10.000 Jahren erstmals in Anatolien domestiziert. Nachdem man die Schafe zunächst als Fleischlieferanten und Milchlieferanten gehalten hat, kam etwa vor 5.000 Jahren die Nutzung der Wolle hinzu. Diese erhebliche Zeitdiffernez dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass man die Wolle anders als das Schaffell erst mit besonderen Techniken bearbeiten muss, bevor es zu Gebrauchsgegenständen wie einem Teppich oder einem Umhang vom Typ der römischen Tunika wird.
An die ersten Hausschafe im Neolithikum erinnert heute noch das Soayschaf, das entweder von frühen Siedlern oder später von Wikingern auf die Insel Soay vor der schottischen Westküste gebracht wurde und dort verwilderte. Auf dieser abgelegenen Insel konnte diese Rasse dort überleben und wird heute wegen der aktuellen Probleme bei der Vermarktung der Wolle als Genlieferant bei die Züchtung von Schafrassen verwendet, die man nicht scheren muss.
Zwar keine eierlegende Wollmilchsau, aber...
Heute sind Schafe jedoch nicht nur Fleisch- und Wollproduzenten, sondern liefern ihren Eigentümern auch Milch und dienen als Landschaftspfleger, die den touristischen Wert einiger Regionen steigern.
Heute sind Schafe jedoch nicht nur Fleisch- und Wollproduzenten, sondern liefern ihren Eigentümern auch Milch und dienen als Landschaftspfleger, die den touristischen Wert einiger Regionen steigern.
Als Wolllieferanten für Oberbekleidung sind vollem die Merinos bekannt, die eine besonders feine Wolle liefern. Diese Rasse stammt ursprünglich aus Spanien und wird heute vor allem auf den riesigen Sheep stations in Australen gezüchtet, wodurch die australische Wolle die Maßstäbe auf dem Wollmarkt setzt.
Merinos in Australien (Quelle: BWK-Geschäftsbericht)
Für die Herstellung von Heimtextilien, also vor allem von Teppichen, verwendet man die Wolle von Kreuzucht (Crossbreed), die vor allem in Neuseeland gehalten werden.
Andere Rasen wurden vor allem als Fleischlieferanten gezüchtet. Hierzu zählt
das Texelschaf, das man aufgrund dieser Eigenschaften nicht nur auf der niederländischen Nordseeinsel Texel findet.
Beim Texelschaf ist der Herdeninstinkt relativ schwach ausgeprägt, sodass sich diese Tiere beim Grasen über eine relativ große Fläche verteilen. Das bringt vor allem beim Beweiden von Deichen Vorteile, weil dadurch die begrünten Erdaufschüttungen insgesamt festgetreten und damit bei Sturmfluten widerstandsfähiger werden.
Texel-Schaf (Quelle: wikipeda)
Schafe wurden auch im Hinblick auf die Milchleitung gezüchtet wie beispielsweise das Ostfriesische Milchschaf. Die Lacaune-Schäfe sind vor allem durch den Käse bekannt, der nach steng gehüteten Rezepten aus ihrer Milch hergestellt wird. Das ist in diesem Fall der weltberühmte französische Roquefort, der nach seiner Herkunftsgemeinde benannt ist.
Schafe wurden auch im Hinblick auf die Milchleitung gezüchtet wie beispielsweise das Ostfriesische Milchschaf. Die Lacaune-Schäfe sind vor allem durch den Käse bekannt, der nach steng gehüteten Rezepten aus ihrer Milch hergestellt wird. Das ist in diesem Fall der weltberühmte französische Roquefort, der nach seiner Herkunftsgemeinde benannt ist.
Ein weiterer bekannter Schafkäse ist der griechische Feta, ein typischer Salzlakenkäse, bei dessen Herstellung es keine Vorschriften über die verwendeten Schafrassen gibt, ja, er darf sogar aus Ziegenmilch hergestellt werden, wenn es denn in Griechenland geschieht.
Geheimnis des Roquefort (Quelle: youtube)
Einige Schafrassen sind ein typischer Bestandteil für die Landschaften, in denen sie leben. Das gilt in Deutschland für die Heidschnucken in der Lüneburger Heide.
Heidschnucken (Quelle: youtube)
Die Lüneburger Heide, die ursprünglich eine Waldlandschaft war, wurde als die jetzt typische Heidelandschaft vom Menschen und der Heidschnucken durch eine Plaggenwirtschaft geschaffen. Dabei hat man den kärgliche Boden bewirtschaftet, indem der Oberboden (Plaggen) abgetragen und als Streu für die Ställe der Heidschnucken verwendet wurden. Anschließend konnten die Bauern diese Plaggen, nachdem sie mit dem Kot und Harn der Schafe angereichert waren, als Dünger auf die Felder bringen.
Typisch Schaf
Für das populärwissenschaftliche zoologische Standardwerk Brehms Tierleben waren nach den Auflagen vom Ende des 19. Jahrhunderts Schafe „lächerlich furchtsam“ und „erbärmlich feige“, da jedes Geräusch und vor allem Blitz, Donner, Sturm und jedes Unwetter sie gänzlich aus der Fassung bringen können.
Durch die moderne Ethologie bzw. Verhaltensbiologie, also die Untersuchung der tatsächlichen intellektuellen Fähigkeiten, Emotionen und Verhaltensmuster verschiedener Tierarten, hat sich inzwischen eine veränderte Sicht ergeben, die vielfach mit den Beobachtungen übereinstimmt, die viele Schafliebhaber an ihren Tieren gemacht haben.
Das ändert allerdings nichts daran, dass Schafe ausgesprochene Herdentiere sind, die in der Isolation mit ausgeprägten Stresssymptomen reagieren. Die Herde und ein ausgeprägtes Fluchtverhalten sind dabei für Schafe überlebenswichtig, da sie sich nicht gegenüber ihren natürlichen Feinden wie den Wölfen verteidigen können.
Die angebliche Furchtsamkeit ist daher weniger ein Zeichen von Dummheit, sondern eher von Klugheit. Das legen zumindest auch die Ergebnisse von Tests nahe, nach denen ihr Intelligenzquotient knapp unter dem von Schweinen liegt und etwa dem von Rindern entspricht. So können Schafe wie Hunde ihren Namen lernen und ihre Artgenossen und Menschen an ihren Gesichtern erkennen.
Einige Schafrassen sind ein typischer Bestandteil für die Landschaften, in denen sie leben. Das gilt in Deutschland für die Heidschnucken in der Lüneburger Heide.
Die Lüneburger Heide, die ursprünglich eine Waldlandschaft war, wurde als die jetzt typische Heidelandschaft vom Menschen und der Heidschnucken durch eine Plaggenwirtschaft geschaffen. Dabei hat man den kärgliche Boden bewirtschaftet, indem der Oberboden (Plaggen) abgetragen und als Streu für die Ställe der Heidschnucken verwendet wurden. Anschließend konnten die Bauern diese Plaggen, nachdem sie mit dem Kot und Harn der Schafe angereichert waren, als Dünger auf die Felder bringen.
Typische Landschaft in der Lüneburger Heide (Quelle: wikipedia)
Eine
besondere Rolle in der Besiedlung Islands haben früher die extrem genügsamen und robusten Islandschafe gespielt, da sie im Winter für
die Bewohner die einzige Möglichkeit waren, um frische Nahrung zu
erhalten. Hier kamen die ersten Schafe vor 1.100 – 1.200 Jahren
durch die Wikinger auf die Insel in der Nähe des Polarkreises und
wurden seitdem zu „winterfesten“ Nutztieren gezüchtet.
Für das populärwissenschaftliche zoologische Standardwerk Brehms Tierleben waren nach den Auflagen vom Ende des 19. Jahrhunderts Schafe „lächerlich furchtsam“ und „erbärmlich feige“, da jedes Geräusch und vor allem Blitz, Donner, Sturm und jedes Unwetter sie gänzlich aus der Fassung bringen können.
Durch die moderne Ethologie bzw. Verhaltensbiologie, also die Untersuchung der tatsächlichen intellektuellen Fähigkeiten, Emotionen und Verhaltensmuster verschiedener Tierarten, hat sich inzwischen eine veränderte Sicht ergeben, die vielfach mit den Beobachtungen übereinstimmt, die viele Schafliebhaber an ihren Tieren gemacht haben.
Das ändert allerdings nichts daran, dass Schafe ausgesprochene Herdentiere sind, die in der Isolation mit ausgeprägten Stresssymptomen reagieren. Die Herde und ein ausgeprägtes Fluchtverhalten sind dabei für Schafe überlebenswichtig, da sie sich nicht gegenüber ihren natürlichen Feinden wie den Wölfen verteidigen können.
Die angebliche Furchtsamkeit ist daher weniger ein Zeichen von Dummheit, sondern eher von Klugheit. Das legen zumindest auch die Ergebnisse von Tests nahe, nach denen ihr Intelligenzquotient knapp unter dem von Schweinen liegt und etwa dem von Rindern entspricht. So können Schafe wie Hunde ihren Namen lernen und ihre Artgenossen und Menschen an ihren Gesichtern erkennen.
Sheep behavior
Schafe sind im Vergleich zu Ziegen wenig aggressive Gewohnheitstiere, die einen regelmäßigen Tagesablauf erwarten. Auch fressen sie in der Regel nur die Pflanzen, die sie bereits mit ihrer Mutter abgegrast haben. Wenn Schafe von einem Schäfer geweidet werden, können sie durch ihr Blöken den Schäfer zum Gang auf eine bessere Weide drängen. Sie verhalten sich also weniger neugierig als etwa Ziegen, was ihre Haltung als Nutztiere sehr erleichtert.
Leitfragen:
Welche Eigenschaften sind für Tiere typisch, die von den Menschen der Jungsteinzeit zu Haustieren gemacht wurden?
Warum haben Menschen in der Jungsteinzeit Mufflons bzw. Schafe domestiziert?
Welche Vorteile besitzt ein Wiederkäuermagen für die Arterhaltung?
Welche Bedeutung kann ein domestizierter Wiederkäuer für den Menschen haben?
Welche Vorteile hat das ausgeprägte Herdenverhalten für die Schafe?
Wieso werden Texelschafe gern als Weidetiere auf Deichen gehalten?
Fakten und Quellen:
Neben den verlinkten Beiträgen findet man weitere Informationen u.a. in folgenden Texten:
Aktuelle Internetinfos:
Allgemeines:
Degenhard, Andrea, Ethologische Untersuchungen zur mutterlosen
Lämmeraufzucht unter besonderer Berücksichtigung der Rasse, Diss. Gießen 2004.
Freudig, Miriam, Das Schaf – ein unterschätztes Haustier, Sendung von SWR2 Wissen am 30. März 2010.
Rahmann, Gerold, Ökologische Schaf- und Ziegenhaltung. 100 Fragen und Antworten für die Praxis, 3., überarbeitete Auflage, Westerau Juni 2010.
Einzelne Themenbereiche:
Domestikation: www.wissen.de/thema/domestikation-vom-wildtier-zum-haustier
Kognitive Fähigkeiten:http://people.psych.cornell.edu/~jec7/pcd%20pubs/Kendricsheep08.pdf
Rassen: www.schafzucht-niedersachsen.de/Schafzucht-Verbaende-Niedersachsen/index.php?option=com_content&view=article&id=60&Itemid=289&lang=de
Verhalten:
www.swr.de/-/id=6031446/property=download/nid=660374/1vwgv4s/swr2-wissen-20100330.pdf
Publikationen der BWK
Zuverlässiger als ein Wetterfrosch. Das Schaf als Meteorologe, in: Sir Charles, 3, 1987, S. 6.
Merinoschaf: Wollfabrik mit wechselvoller Geschichte, oder wo die Vorfahren von Charly herkommen, in: Sir Charles, 13, Mai 1990, S. 3.
Schafschur heute, in: Sir Charles, 39, Dezember 1998, S. 2.
Kaum zu glauben: Nackte Schafe, in: Sir Charles, 41, Juni 1999, S. 7.
Merinos. Ihr langer Weg, in: Sir Charles, 45, Juli 2000, S. 4.
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