Die Zukunft des Tanklagers Farge
Stand des Tanklagerskandals
Nachdem durch eine Panorama-Sendung unter dem Titel „Umweltskandal: Vertuschung in Bremen?“ neue Fakten bekannt wurde, forderten die Anwohner zunächst eine umfassende und transparente Information durch die zuständigen Stellen, d.h. vor allem durch den Bremer Umweltsenator.
Dieses Verhalten der Behörden, die in teilweise arroganter Weise ihr Informationsmonopol nicht aufgeben wollen und das man kaum als bürgernah bezeichnen kann, hat zwangsläufig zu Misstrauen und Gerüchten geführt.
Tanklagerkonversion
Diese anstehende Konversion wirft angesichts der vorliegenden Kontaminationen die Frage auf, ob Blumenthal ein Tanklager Farge braucht oder ob es nicht besser ist, wenn mit allen zur Verfügung stehenden politischen und rechtlichen Mitteln versucht wird, einen privatwirtschaftlichen Weiterbetrieb zu verhindern.
Eine ganze Reihe von Argumenten spricht zumindest dafür, dass Farge und Rönnebeck, aber auch Blumenthal besser ohne dieses Tanklager leben können als mit dieser fortwährenden potenziellen Bedrohung.
Allein die Annahme, eine Art Gewohnheitsrecht müsste vom Staat nicht nur dem Staat, sondern sogar einem möglichen Käufer zugestanden werden, sichert so juristisch den Bestand der Anlage.
Aber dieses angebliche Recht deckt sich nicht mit einer Reihe rationaler Argumente:
1. Gefährdung der Gesundheit der Anwohner
Wie die Ausbreitung der Kontaminationen auf die Wohngebiete in Farge und Rönnebeck belegt, kann ein Tanklager das Leben der Anwohner erheblich beeinträchtigen, da sie beispielsweise das Grundwasser nicht benutzen dürfen und Kinder nicht sorglos im Sandkasten spielen lassen können, und möglicherweise auch ihre Gesundheit gefährden.
Der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und damit auch der Betrieb eines Tanklagers ist nach heutigem Recht in der Wasserschutzzone III eines Trinkwasserschutzgebiete untersagt. Damit hat der Gesetzgeber ein sehr klares und eindeutiges Urteil gesprochen, das auch die Blumenthal Gültigkeit besitzt.
3. Gefährdung der natürlichen Umwelt
Auf dem Gebiet des Tanklagers konnte bisher nicht ermittelt werden, ob durch den spezifischen Betrieb schützenswerte Teile der Fauna und Flora bedroht sind, die auf der Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten stehen. Hier wäre ein entsprechender Schutz zu sichern, worauf der BUND aufmerksam gemacht hat.
Wie die erst sehr spät erfolgten Messungen der Grundwasserbelastung und das weitere Ausbreiten der Kontaminationsfahne anzeigen, liegt bisher immer noch kein effektives Sicherheitskonzept für das Tanklage vor. Dabei ist nicht geklärt, ob es sich dabei um einen organisatorischen Fehler handelt oder ob eine solches Konzept aufgrund der baulichen Vorgaben gar nicht möglich ist. In jedem Fall ist das Tanklager ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko.
Bei einer möglichen privatwirtschaftlichen Nutzung des Tanklagers im Rahmen der strategischen Ölreserve wird ein Betreiber im Wettbewerb zu anderen Öllagermöglichkeiten stehen, die aufgrund oberirdischer Tanks oder natürlicher Kavernen eine erheblich günstigere Kostenstruktur besitzen. Um dennoch konkurrenzfähig zu arbeiten, entsteht ein ständiger Druck zur Kostensenkung, der, wie vergleichbare Privatisierungen in anderen Infrastrukturbereichen zeigen, leicht zu gefährlichen Einsparungen bei der notwendigen Sicherheit führen.
Auch kann ein privater Eigentümer das Tanklager weiterverkaufen, sodass der Bund im Prinzip keinen Einfluss darauf hat, wer schließlich das Tanklager wie betreiben wird. Die dadurch mögliche Steigerung des Gefahrenpotenzials ist besonders groß, weil die Betriebsgenehmigung angeblich nicht bei einem Eigentümerwechsel neu erteilt werden muss.
Diese anscheinend unkontrollierbaren Gefahrenmomente lassen das Tanklager als tickende Zeitbombe erscheinen, die fast zwangsläufig das Image der betroffenen Ortsteile und von ganz Blumenthal belastet. Der gesamte Raum wird dadurch mit einem Umweltskandal assoziiert, was sich vor allem negativ auf den Immobilienmarkt auswirkt und die Wohngebiete kaum noch als „gute Adresse“ erscheinen lässt.
Das Areal des Tanklagers hat wegen der hermetischen Absperrung für die anliegenden Ortsteile praktisch keine wirtschaftliche Bedeutung. Vielmehr werden dadurch sogar direkte Wegeverbindungen etwa zum „Schulzentrum in den Sandwehen“ verhindert.
Ohne diese Abriegelung und ohne den Weiterbetrieb eines Tanklagers könnte eine kürzere Straßenverbindung gebaut und das Wald- und Heidegebiet zumindest in den Teilen, die nicht kontaminiert sind, als Freizeitangebot genutzt werden. Dadurch können neben und nach den Sanierungsarbeiten vermutlich neue Arbeitsplätze etwa in der Gastronomie eines Naherholungsgebietes entstehen, die sogar die jetzigen Arbeitsplätze des Tanklagers zumindest von der Anzahl her leicht ersetzen können.
Vom Tanklager-Problemgebiet zum Bebauungsplan „Ehemaliges Tanklager“
Eine Regelung der Probleme, die sich aus der Kontamination des Grundwassers und der Konversionsabsicht der Bundeswehr ergeben haben, ist durch ein aktives Engagements Bremens denkbar.
So könnte Bremen das Areal für einen symbolischen Preis vom Bund kaufen, um anschließend die dringend notwendige Bestandsaufnahme aller Kontaminationen und die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu organisieren.
Wenn diese Informationen vorliegen, lässt sich für unbelastete Teile ein notwendiger Rückbau von Anlagen planen und ein Bebauungsplan aufstellen. Dabei sind dann entsprechend dem geltenden Recht die Bürger und Anwohner zu beteiligen, sodass in der Zukunft Nutzungen vermieden werden können, die der Gesundheit der Anwohner schaden, das Trinkwasser gefährden sowie die Flora und Fauna bedrohen.
Diskussion der Probleme
Nachrichten und Meinungen zum Tanklager können im Forum „Blumenthal: Probleme und Chancen“ diskutiert werden. Hier gibt es auch eine Rubrik, die über aktuelle Termine der Bürgerinitiative informiert.
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