Mittwoch, 13. November 2013

Einblicke 4







E I N B L I C K E

in die Vereinsarbeit des Fördervereins Kämmereimuseum Blumenthal e. V.


                                               für Vereinsmitglieder und Interessierte

                                                                              Nr. 4


Liebe Mitglieder und Interessierte,

„Wohin mit dem Bock?“. Diese provokante Frage stellte unsere Lokalredakteurin von der Wochenzeit „Das BLV“, Regina Drieling, ihren Lesern und Leserinnen und überbrückte damit gekonnt in gewohnter journalistischer Manier ein mögliches „Sommerloch“. Eine kleine Nachbetrachtung hierzu:
  


Wohin mit dem Bock?

Aufgrund der umfangreichen Umbauarbeiten im Bereich des neugestalteten Busbahnhofs Blumenthal, muss das ehemalige BWK-Wahrzeichen „Sir Charles“ seinen derzeitigen Platz „bei Ständer“ räumen. Das war für uns Anlass, einen entsprechenden Bürgerantrag zu stellen, damit rechtzeitig ein neuer Platz für Sir Charles geplant wird. Standortvorschlag aus unseren Reihen: Der BWK-Eingangsbereich und zukünftiger Eingangsbereich des historischen Ensembles (s. Fotomontage).

                                                Eingangsbereich Landrat-Christians-Str. 95

Regina Drieling, hiesige Lokalredakteurin bei der Wochenzeitung „Das BLV“ berichtete hierüber bereits 7 Tage später am 31. Juli ihren Lesern: Keinen Bock auf Zerstörung

Das war aber noch nicht alles. Mit dem Instinkt für eine gute Story legte Regina Drieling nach: „Vereine sind „scharf“ aufs Schaf“ war ihr Beitrag in der Ausgabe vom 21.08.13, wobei sie ihren Lesern mit dem Förderverein Wätjens Park einen angeblichen Konkurrenten ins Spiel brachte und das Instrument einer Bürgerbefragung schon für eine der nächsten Ausgabe im Blick hatte. Und tatsächlich: Am 28.08.13 folgte dann die alles endscheidende Frage: Wohin mit dem Bock? Den beiden „konkurrierenden“ Fördervereinsvorsitzenden hatte Regina Drieling eine gleiche Menge Buchstaben für ihre Argumente vorgegeben. Die „Gastkommentare“ präsentierte sie ihren Lesern mit der Bitte, hierüber abzustimmen. Am 04.09. war es dann endlich soweit: Das Ergebnis las sich wie folgt: „Sir Charles“ gehört zur BWK und war ein eindeutiges Leservotum für den zukünftigen Standort.
Wie bei einer solchen Thematik zu erwarten, gab es im Nachgang am 18.09.13 noch zwei Leserbriefe (siehe weiter unten !).

                                            Gastkommentar am 28.08.2013 in der BLV

  
Glasnegative entschlüsselt

Aus dem Fundus der erhalten gebliebenen ca. 300 historischen Glasnegativen der BWK haben wir zwei herausgegriffen und, nachdem wir sie „ins Positive“ umgewandelt haben, einmal näher betrachtet. Ein Glasnegativ war mit dem Wort „Konditionierung“ überschrieben, das zweite mit „Technische Verwaltung“.


                                                           „Konditionierung“














Nicht nur der Ausdruck „Konditionierung“ klang geheimnisvoll und machte neugierig, das Foto an sich fesselt den Betrachter immer wieder aufs Neue: Neun Geräte, der Laie würde Waagen vermuten, stehen nebeneinander gereiht auf den Arbeitstischen. Auf der linken Seite der Geräte zeichnen sich schemenhaft gläserne Behältnisse (?) ab, rechts daneben scheinen jeweils Zettel, aufgespickt zu Blöcken, die Woll-Partie zu bestimmen. Vorne links im Bild fallen dem Betrachter sofort die drei „Kurbelmaschinen“ ins Auge.

Beim zweiten Bild erkennt man nun deutlich die Ansätze von Kammzug, die in dem Tisch in Fächern fein säuberlich einsortiert sind. Kammzugproben wurden bekanntlich am Ende des letzten Produktionsprozesses gezogen und mittels einer verdeckelten Blechkanne („Milchkanne“) umgehend in die Konditionierabteilung „zur Bestimmung der Kondition“ gebracht. Näheres hierzu im Abschnitt „Ein Zeitzeuge berichtet – Helmut Prigge“.

Die auf den Fotos abgebildeten Personen scheinen ganz vertieft in ihrer Arbeit und lassen sich auch nicht vom Fotografen ablenken. Überhaupt scheint hier alles akkurat und penibel sauber und aufgeräumt.


Ein Zeitzeuge berichtet - Helmut Prigge

Die Freude war bei dem Vorsitzenden Detlef Gorn groß, als unser Vereinsmitglied Helmut Prigge „seine Kurbelmaschine“ dem Förderverein als Geschenk übergab, nicht ohne vorher noch einmal damit eine schwierige Rechenaufgabe zu lösen. Gelernt ist halt gelernt . . .

                  Helmut Prigge beim Multiplizieren mit seiner mechanischen Rechenmaschine

Beim Betrachten der beiden Fotos aus der Konditionierung taute Helmut Prigge langsam auf und begann zu erzählen:

Unten im Hauptkontor-Keller (Anmerkung EINBLICKE: im Gebäude der kaufm. Verwaltung; heute Gill) da war der „Musterschauraum“, darum das große Fenster zu dem Sir Charles hin und da gegenüber, auch im Keller, da waren die ganzen Fächer für die Muster. Es gab Eigner, die wollten von jedem Arbeitsprozess eine Probe zur Dokumentation: Ein Stückchen vom Ursprung, d. h. wie die „Rohwolle“ angeliefert wurde, dann ein Stückchen nach dem Krempeln, dem Plätten, dem Verkämmen usw. Das wurde alles fein säuberlich in Fächern in einem „Schuhkarton“ eine ganze Zeit lang aufbewahrt, falls Reklamationen aufkommen. Daneben war das sogenannte „Musterzimmer“. Leiter war seinerzeit Emil Köhler mit seinen 5 bis 6 Leuten (in seinen besten Zeiten in den 50iger Jahren waren im Musterzimmer 10 bis 15 Leute beschäftigt). Die Muster waren sogenannte „Proben“; sie wurden von der Abteilung „Verfügung“ - heute würde man „Lagerverwaltung“ dazu sagen - im Auftrage des Eigentümers an die Kundschaft (Spinnereien) verschickt. Die Muster waren Wollproben vom fertigen Kammzug („Fertigprodukt“) und zwar von allen Partien.

Kleine Proben – ca. ½ Meter vom Kammzugband - wurden immer „abgezwackt“ für den Fall, dass Reklamationen aufkommen.

Wenn ein Kunde der BWK kam und sagte, er möchte seine Partie verkaufen, er bräuchte aber erst einmal ein Muster „zum Anbieten“, dann kam dieser Kundenauftrag in die Verwaltung mit Namen „Verfügung“. Die Abteilung „Verfügung“, die in den 60iger Jahren aus ca. 28 Mann bestand, beauftragte daraufhin das Musterzimmer, eine bestimmte Menge kg von der fertigen Partie zu ziehen. Die Kollegen vom Musterzimmer begaben sich dann mit einem Musterhohlkorb in den Betrieb, gingen an die Ballen ran, schnitten diesen auf  und zogen die entsprechende Mustermenge Wolle heraus. Das konnte ein ganzer Bumps sein oder ein kg oder auch nur 200 g sein. Die Buchführung für den Musterversand war Aufgabe der Lagerverwaltung („Verfügung“), die für die Lagerbuchhaltung der Partien verantwortlich zeichnete. Jedes Gramm, welches dem Ballen entnommen wurde, musste akribisch dokumentiert werden.

Anmerkung EINBLICKE: Die Verfügung bestand z. Zt. Herrn Prigges aus 14 Kräften: Herr Prigge wurde später deren Leiter. Er leitete die Abteilung 26 Jahre lang!

Helmut Prigge weiter:

Eine Partie bestand z. B. aus 5 t = 5.000 kg Kammzug. Im letzten Ballen von dieser Partie waren auch kleinere Spulen (1 - u. 2 kg – Spulen) drin und zwar von der Vorbereitung mit eingebaut für den Fall einer Bemusterung, damit nicht immer Muster angefertigt werden mussten. Daher wurde jeder zu einer Partie gehörende Ballen exakt benummert, um den letzten Ballen bei einem Musterbedarf sofort anzusteuern, zu öffnen, die Musterspulen zu entnehmen und abschließend wieder zuzunähen. Im Musterzimmer wurden die Muster im Auftrage der Verfügung versandfertig verpackt und zum vom Kunden bestimmten Empfänger versandt.

Manchmal konnte es über ein Jahr dauern, bis der Kunde seine Partie verkaufen konnte. Seine Ballen lagerten in dieser Zeit auf den BWK-Lagerplätzen, die von der „Verfügung“ mittels Lagerbuchhaltung für den Kunden verwaltet wurden. Wenn die Musterspulen nicht reichten, dann wurden mittels einer kleinen separaten Wickelmaschine neue Spulen gefertigt.

Die Verfügung kannte wohl den Kunden, die dazugehörige Partie und die Mengen, nicht aber den Lagerplatz. Für die Verwaltung des Lagerplatzes war das Lagerkontor („Lagerverwaltung“) zuständig.

Ausgekämmte Kurzfasern, die nicht auf Spulen bzw. Bumpsen aufgezogen waren, wie der Kammzug, wurden in Ballen gepresst und ebenfalls für den Kunden gelagert und nachgewiesen.


Helmut Prigge zu Los- und Partienummer/Lagerbuchhaltung

Wenn die Rohwolle eines Kunden reinkommt, dann bekommt sie erst einmal eine Losnummer. Das war Aufgabe des Sortierkontors. Das Sortierkontor hat die Rohwolle verwaltet. Ihre Räumlichkeiten waren z. B. im Gebäude 43 unter der Sortierung und über dem Zahlkontor.


Der Kunde entscheidet und gibt vor, welche Feinheiten er sortiert haben möchte. Nach der Sortierung bekommt man ein genaues Mengenergebnis. Unterschiedliche Feinheiten kann man nun zu einer Partie zusammenfassen, wenn es sich z. B. nicht lohnt, „Kleinmengen“ als separate Partie zu kämmen. Drei bis vier verschiedene Feinheiten gab es immer zu einem Los und somit Partien. Es kam auch vor, dass Kleinmengen einer bestimmten Feinheit zurück gestellt wurden, bis neue Rohwolle eintraf und sich diese Feinheitsstufe wieder ergänzte. Der Kunde hatte aber auch die Möglichkeit, diese zurück gestellte Wolle an einen anderen Kunden zu verkaufen. Diese „Eigentumsübertragung“ wurde dann von der Lagerbuchhaltung ausgeführt. Das war der eigentliche Sinn der BWK-Lagerbuchhaltung; ein rechtssicheres kundenspezifisches Nachweisverfahren. D. h. es wurde nicht nur über das Endprodukt genau Buch geführt, sondern auch über die Rohwollen. Das war Aufgabe des Sortierkontors.


Helmut Prigge zu Netto- und Verkaufsgewicht

In den 40iger Jahren wurde vieles noch im Kopf gerechnet (Anmerkung EINBLICKE: Helmut Prigge fing 1941 bei der BWK an).

Mit Hilfe der „Konditionierproben“ wurde ein Umrechnungsfaktor ermittelt. Der Faktor ermöglichte es, dass „Nettogewicht“ des Kammzugs, welches durch unterschiedliche Umgebungstemperaturen und Raumfeuchtigkeit im Fertigungsprozess starken Schwankungen unterlag, in ein rechtssicheres allgemein verbindliches „Verkaufsgewicht“, ermittelt am Herstellungstag, umzurechnen. Das „Nettogewicht“ wurde durch Wiegen der Ballen nach der Verpackung ermittelt; das Gewicht des Verpackungsmaterials, welches bekannt war, wurde selbstverständlich abgezogen.

Warum war das so wichtig?

Um das Kämmen der Wolle zu vereinfachen, wurde diese künstlich leicht befeuchtet (auch beim Menschen lassen sich leicht befeuchtete Haare besser kämmen). In den Kammsälen waren Düsen installiert, die ständig „Sprühnebel“ erzeugten und den Saal damit befeuchteten. Nasse Wolle ist bekanntlich schwerer als trockene. Hätte man dieses Wollgewicht als Grundlage für die Abrechnung genommen, dann wäre der Ärger vorprogrammiert: Der Wareneingang des Empfängers hätte bei der angelieferten Wollpartie ein geringeres Gewicht gemessen, da sich der Trockenprozess auf dem Transportweg bereits ausgewirkt hätte.

Es wurden immer für 3 Ballen Proben gezogen, das war so´n Schwanz Kammzug, die wurden in eine Kanne aus Metall mit Deckel („Milchkanne“) gepackt und sofort, d. h. „produktionszeitnah“, in die Abteilung „Konditionierung“ gebracht. Die verdeckelte Metallkanne gab die Gewähr, dass die gezogenen Proben „unverfälscht“ die Konditionierung erreichten. Die Proben wurden an Ende des letzten Produktionsprozesses an der Kammmaschine gezogen. In der Konditionierabteilung wurde die Menge sofort („zeitnah“) gewogen. Das ermittelte Gewicht war das sogenannte „Ursprungsgewicht. Dann kam die Probe in einen Trockenoffen und wurde vollständig ausgetrocknet. Die Probe war nun vom gewichtsrelevanten Wasseranteil befreit und wurde in diesem „Trockenzustand“ wieder gewogen. Auf diesen „Trockenwert“ wurden nun18,25 Prozent draufgeschlagen. Das war der in der Textilindustrie genormte allgemein gültige „Feuchtigkeitszuschlag“ (entsprach einer mittleren Raumfeuchte bei 20 ° C mit einer entsprechenden relativen Luftfeuchte). Das „Ursprungsgewicht“ wurde nun ins Verhältnis gesetzt zum „Trockenwert + 18,25 %“. Mit diesem „Verhältniswert“ wurde das „Verkaufsgewicht“ ermittelt, welches unanfechtbar war.

Die „Verfügung“ erhielt von der Konditionierung die „Verhältniswerte“ in einer „Konditionierliste“, wobei immer für 3 Ballen ein Verhältniswert ausgewiesen war. Die Werte standen in Verbindung mit den Ballennummern. Nur so war es möglich, dass man für z. B. Teillieferungen, d. h. für einzelne Ballen, die entsprechenden Verkaufsgewichte „ballengerecht“ errechnen konnte.

Wurde der Ballen ausgeliefert, dann wurde der „Konditionierschein“ bzw. „Konditionierliste“ als „Begleitschein“ mitgeliefert. Die „Konditionierliste“ war Grundlage für die Erstellung der Kundenrechnung. Kundenrechnungen wurden in der Abteilung „Abrechnung“ gefertigt. Der Kunde erhielt den Lohnkostensatz und die Durchschnittskosten für die Partie mitgeteilt. In der Schlussrechnung war detailliert aufgeführt: Die Menge Eingangsmaterial (Rohwolle/Schweißwolle), die Ergebnismenge Kammzug, Kämmlinge und Abgänge. Die Prozente wurden einzeln ermittelt und in der Partieabrechnung ausgewiesen.

Nun brummt dem Zuhörer aber erst einmal der Kopf . . . .

Herr Prigge ist Jahrgang ´27 und wohnhaft in Bremen-Farge.


Anmerkung EINBLICKE: Beitrag wurde aus einem Tondokument erstellt!


Historische Fotos aus dem Musterzimmer im Hauptkontor (heute Fa. Gill)

                          

                       












Industriepraktikum 1963 bei der BWK

Dr. Manfred Wiegand aus Bremen-Rönnebeck übergab dem Förderverein seine 43seitige Ausarbeitung, die er als Pädagogik-Student im IV. Semester während seiner Praktikantenzeit bei der BWK erstellt hat. Die Ausarbeitung enthält auch ein Kapitel über die „Fremdarbeiter in der Bremer Woll-Kämmerei“ mit dem hier abgebildeten Foto. Blumenthaler erkennen natürlich sofort, um welche Straße es sich hier handelt. Der parkende Kleinwagen ist typisch für die damalige Zeit; ebenso seine aus Italien stammenden Bewohner, die sich gerne in „ihrer Straße“ zu einem Plausch trafen.

                                                 George-Albrecht-Str. 1963

Die Ausarbeitung enthielt aber noch ein fotografisches „Highlight“:



 Eingang am „Müllerloch“; rechts   Kraftwerk 2            




heutige Ansicht vom E-Center aus betrachtet

  







Buongiorno Guido

Etwas verloren stand er schon da vor dem geschlossenen Eingangstor der BWK und schien ein wenig in Gedanken versunken. Ich sollte Recht behalten. Der schlanke sympathische Herr mit den weiß gewordenen Haaren war aus Italien kommend auf Stippvisite in Blumenthal und – wie konnte es anders sein – auf der Suche nach seiner alten Arbeitsstätte und einem blonden Mädel aus Farge . . .



Folgende Mail von Guido erreichte uns im August:

Sehr geehrter Detlef, ich bin Guido der Italiener, die an der Woll-Kämmerei erfüllt hat und wo ich etwa 45 Jahre Zeit vor gearbeitet, machte mich eine große Freude, jemanden zu treffen, um über meine Vergangenheit Erfahrung in Blumenthal sprechen, wird eine schöne Erinnerung für mich sein, weitergegeben werden von Blumenthal nach so vielen Jahren. Das Dorf hat sich nicht viel geändert, nur viele Häuser wurden abgerissen in George-Albrecht Str. Diese Straße hat sich viel verändert und dann meiner großen Überraschung, finde den Bahnhof einmal, um nach Bremen zu gehen es dauerte einen ganzen Tag mit dem Bus.
Nochmals vielen Dank, ich sende die Fotos und ich hoffe, Sie schickt mir seine.

Ciao von Guido Bizzini


Unsere Antwort:

Hallo lieber Guido,

schön zu lesen, dass es dir in deiner "alten Heimat" gefallen hat und du Blumenthal in guter Erinnerung behalten hattest. Natürlich waren die Mädchen aus Farge schon immer etwas ganz Besonderes - O sole mio . . .

Herzliche Grüße nach Italien

Detlef Gorn


Walter Delius besucht Ausstellung

Der Name „Delius“ ist in der Wollbranche ein Begriff. War doch einer der Gründungsväter der Bremer Woll-Kämmerei neben Konsul George Albrecht, Heinrich Clausen, Johannes Fritze und Joseph Hachez der Generalkonsul F. W. Delius. Darauf angesprochen, ob da eine direkte Verwandtschaft besteht, verneinte Walter Delius. Hier handelt es sich seines Wissens eher um „eine Nebenlinie“, wie er sich bescheiden ausdrückte. Allerdings war sein Vater, Heinrich Delius, von 1936 bis 1946 Vorstandsmitglied der BWK, neben Walter Jung (Walter Jung ist ein Sohn von Richard Jung). Seine Mutter war wiederum eine geborene Jung; die verwandtschaftlichen Beziehungen in der damaligen Führungsetage der BWK waren daher unverkennbar.

Walter Delius war in Fachkreisen ein hochangesehener Wollkaufmann und Lohn-Kämmer (nicht zu verwechseln mit „Kämmerer“, den Hüter der Finanzen in einer Gemeinde).

Das folgende Foto zeigt Walter Delius beim Prüfen von Wolle. Sein ehemaliger Geschäftspartner, Uwe Böhnisch, schaut ihm dabei über die Schulter.










               

                

                         


Beim Fachsimpeln: Uwe Böhnisch, Egbert Baudis und Walter Delius










Ein visueller Zeitsprung

Das Foto zeigt Arbeiterinnen beim Werksunterricht im Keller des Gebäudes 43 während des Krieges. Das Gebäude wurde mit einer starken Splitterschutzmauer vor Einschlägen geschützt (hier vor den Fenstern sichtbar).













       

                                   Zwischen den Aufnahmen liegen gute 75 Jahre!




       
Heute befindet sich an gleicher Stelle ein Herren-WC











Besuch vom DHB-Netzwerk

Nachdem uns das Bauamt Bremen-Nord und die WFB den Besuch des DHB-Netzwerkes, Haushalt und Bildung, Ortsverband Bremen-Nord, gestattet hatten, konnte es losgehen. Aufgeteilt in zwei Gruppen zu jeweils 16 Personen wurden den Interessierten die gesammelten Exponate vorgeführt und erläutert. Im Anschluss an den „theoretischen Teil“ konnten sich die Besucher den historischen sw-Film von 1937 anschauen und zwar erstmalig in der nunmehr vertonten Fassung - quasi als Premiere. Es gab nicht nur Lob, sondern darüber hinaus auch noch nützliche Anregungen von den Mitgliedern des DHB-Netzwerkes, denn viele darunter waren ehemalige aktive BWK´ler . . .












               

               
                        




In den Gesichtern spiegelte sich der Wetterbericht „zwischen heiter und wolkig“ . . .
  







Volontär bei der BWK – Uwe Böhnisch

Wollkaufmann Uwe Böhnisch berichtet über „seine Volontärzeit“

Volontär, heute würde man „Praktikant“ sagen. Beide Begriffe passen nicht  genau auf die Volontäre der BWK, aber ich bleibe bei dieser Bezeichnung, denn so nannte man uns damals. Es gehörte zu einer vernünftigen Ausbildung als Wollmann, in der BWK einige Monate in der Sortierung gearbeitet zu haben.

Es gab von 1920  bis Ende der 60er Jahre ca. 1.600 Volontäre. Die meisten Volontäre  waren die Söhne von Inhabern bedeutender Textilunternehmen aus der ganzen Welt. Sie waren gut betucht. Die anderen waren junge Angestellte aus dem Wollhandel, Spinnereien, Tuchfabriken. Diese Gruppe  musste mit den Finanzen rechnen, denn es gab keine Vergütung von der BWK. Das ist üblich bei Volontären. Ich gehörte zur zweiten Gruppe.

Es ging uns aber allen gut, denn  die Schwächeren profitierten von den besser Gestellten.

Wir waren 16 Volontäre. Der Sinn unserer Anwesenheit war das Knüpfen von Kontakten. Das funktionierte. Ich hatte noch über Jahrzehnte Verbindung zu den meisten aus unserer Truppe. Das Sortieren und Lernen der Rohwolle wurde zwar ernst genommen, aber wir waren ein tolles Team, und in der Entwicklung unserer Freizeitkultur waren wir Meister.

Ich bin in Stuttgart geboren. Meine Eltern wollten, dass ich zur Post gehe und im Fernmeldewesen lernen sollte. Das wiederum wollte ich nicht. Dank meines Zeugnisses mit Note 2,6 erledigte sich das von selbst. 2,5 war die Grenze. Welch ein Glück. Ich lernte dann bei einer sehr großen Wollhandelsfirma in Stuttgart. Für eine Wolllehre reichte 2,6. Es war eine harte Lehre. Rechte gab es so gut wie keine. Dafür Pflichten. Das ging bis zum Hund des Chefs ausführen vor Betriebsbeginn. Aber eben auch schon mit tollen Geschäftsreisen mit den Chefs durch ganz Europa und mit viel Förderung durch Fortbildung. 
Als die Lehre beendet war, stand die BWK auf dem Programm. Dies gehörte wie selbstverständlich dazu.

Unsere Firma war damals der größte Kunde der sogenannten Tuchwäsche.
Ich kam also in Blumenthal an und wurde zu Herrn Hannes Wührmann („Papa Wührmann“) gebracht. Mit Herrn Wührmann hatte ich schon lange telefonisch Kontakt, da er für die „Tuchwäsche“ mit  verantwortlich war. Er war sehr freundlich und erklärte mir die Spielregeln. Hannes Wührmann war unser Betreuer, Herr Matthis sein Assistent.

Ich wohnte in der Schweizer Villa in Wätjens Park zusammen mit 6 anderen Volontären im oberen Teil dieses herrlichen Hauses. Die anderen Volontäre wohnten privat über Blumenthal verstreut. Wir hatten eine 50 Jahre alte Dame, Frau Lischke, die uns versorgte mit Essen, Wäsche waschen, etc. Wir wurden perfekt versorgt, und sie verstand es, uns  zu ertragen. Sie hatte viel Humor.

Wir hatten einen Volontär aus Südafrika, ein Bure, ein Weißer; sein Vorname war „Allen“. Er war ein besonderer Typ. Frau Lischke  nahm mich mal zur Seite. “Uwe, kannst du dem „ Allen“  mal sagen, er soll nicht immer nackt in der Wohnung rumlaufen. Das stört mich etwas“. Ich klärte das mit „Allen“, obwohl er nicht viel Verständnis dafür hatte . . .
Im 1. Stock wohnte Herr Ing. Pfadt

Im Erdgeschoss war die großzügige Wohnung vom Vorstand - Herrn Nicolaus H. Schilling.
Herr Schilling war damals in der Textilwelt eine der bekanntesten Persönlichkeiten. Er war, als ich einzog, auf Reisen. Man erwartete Respekt, wenn er wieder da war.
Da ging bei mir etwas daneben.
Wir Volontäre hatten ein etwas gestörtes Schlafverhalten. Selten war jemand vor 3 Uhr zuhause. Ich kam an einem Sonnabend gegen 2 Uhr  nach Hause, hatte aber keinen Schlüssel. Das war kein Problem, denn irgendein Kollege musste ja noch kommen. Auf der Treppe vor dem Eingang schlief ich dann ein. Geweckt wurde ich mit einem Schulterklopfen von Herrn Schilling, der von seiner langen Reise zurückkam. Er war sehr freundlich und empfahl mir, nachdem ich mich vorstellte, doch eine bequemere Schlafmöglichkeit zu suchen.

Der spätere Abbruch dieser Villa in einer Nacht- und Nebelaktion machte mich wütend.
Die Arbeit der Volontäre bestand  in erster Linie aus dem Sortieren der Rohwolle. Die meisten anderen Bereiche durften wir nicht betreten. Geheim. Sortieren war natürlich sehr interessant. Wir sahen und sortierten Wollen aus den großen Produktionsländern, also Australien, Südafrika, Argentinien, Uruguay etc. Hauptsächlich  bekamen wir Auskünfte von den Meistern.

Wir führten ein kleines Buch, in das wir das zu erwartende Ergebnis der Wolle nach der Verkämmung eintrugen. Also: Feinheit, Länge,  Rendement (das Ergebnis in Prozent von Kammzug und Kämmling), z. B. wenn 100 kg Schweißwolle(Rohwolle) verarbeitet werden, und es gibt 55  kg Wollkammzug + Kämmlinge, dann ist das Rendement  55 %.  Dieses Ergebnis ist wichtig für die Kalkulation.
Wir sollten um 8 Uhr da sein. Waren wir auch. Meistens müde. So mancher legte ein Schlummerstündchen in den großen Wollfächern ein. Auch die alte Kantine war beliebt zur Überbrückung der Zeit bis zum Arbeitsende um 14 Uhr.

Jetzt begann die Erholung von der schweren Arbeit. Viele hatten schon eine kleine  Freundin, weil man so am besten die Sprache lernen konnte. Manche trieben auch Sport. So um 20 Uhr trafen sich einige im „Ständer“, einer herrlichen maritimen Kneipe. Dann begann die Planung für den Abend. Wir hatten einen alten Mercedes  170er. Es wurde dann entschieden z.B. nach Hamburg zu fahren. Für die Ausländer hatte die Reeperbahn eine enorme Anziehungskraft. Ich fuhr fast immer, da der Rest nicht mehr konnte. Dafür bekam ich etwas, denn ich war immer knapp. Um 4 Uhr waren wir dann wieder in Blumenthal.

Die BWK– Führung  pflegte  einen guten Kontakt besonders  zu den Söhnen der Inhaber großer  Textil-Fabriken oder Wollhandlungen. Wir  wurden auch großzügig bewirtet bei Ausflügen mit der Geschäftsleitung bei Besuchen nach Bremen.
So erinnere ich mich an einen tollen Abend in dem berühmten „Astoria“. Das war etwas Besonderes. So etwas hatten wir in Stuttgart damals nicht.

Ich erwähnte den „Ständer“. Dieses Haus hat für mich eine besondere Bedeutung.
Es gab in der „ Waldschänke “ in der Nähe vom Krankenhaus an einem Sonnabend ein Treffen von einem Turnverein. Ich war nicht da, dafür aber zwei  hübsche Mädchen – und das auch noch Schwestern. Die unterhielten sich und tanzten mit zwei Volontären, einem Engländer (Roger Perkins)  und einem Neuseeländer (Mike Champion). Sie fanden sich alle nett und vereinbarten ein Treffen am kommenden Mittwoch vor der maritimen „Kneipe“ Ständer, um gemeinsam ins Kino zu gehen. Mike Champion bekam „leider“ eine Erkältung und konnte daher nicht erscheinen. Er trat seinen Platz an mich ab.

Es war ein sehr schöner Abend. Es sollten noch viele schöne Tage folgen, und in diesem Jahr sind wir 50 Jahre verheiratet.

Meine Schwiegereltern hielten sich „Gott sei Dank“ nicht an den bekannten Spruch in Blumenthal:
„ Eltern, achtet auf eure Töchter, die Volontäre kommen!“

Nach der Volontärzeit war ich noch 10 Jahre in der Firma in Stuttgart. Ich bekam dort mit  25 Jahren  Prokura. 1972 kam ich mit meiner Angetrauten zurück nach Blumenthal; im Gepäck hatten wir zwei Söhne. Im gleichen Jahr machte ich mich im Wollhandel selbstständig.

Ich handelte hauptsächlich mit „Europäische Wolle“. Dabei spielte die BWK  immer eine ganz große Rolle, denn ich ließ viel Wolle in Blumenthal verkämmen. 2005, langsam etwas in die Jahre gekommen, verkaufte ich meine Firma an die BWK-Elders Gruppe und  war seitdem als Berater für die BWK und anschließend für das Bremer Wollhandelskontor tätig.
Ich habe viel erlebt und viel gesehen von der ganzen Welt und bin zufrieden. Als Fernmeldetechniker von der Post wäre das bestimmt nicht so schön gewesen.

Die BWK  gehört für mich zu den großen Erlebnissen in meinem langen Berufsleben. Meistens sagen die Wollleute ja nicht BWK, sondern nur einfach „Blumenthal“.
„Blumenthal“ war eines der ersten Worte, das ich in meiner Lehre hörte.
Seit 55 Jahren habe ich immer Kontakt zu diesem wohl bekanntesten wollverarbeitenden Betrieb auf der Welt gehabt

Ich  hoffe, dass der Gedanke des Fördervereins BWK-Museum, die Erinnerung an diesen Textil-Giganten zu erhalten, weiterhin Erfolg hat.


Über den „Museumsrand“ geschaut

hier: Focke Museum

Das Focke Museum ist zu beneiden. Große helle Wandflächen geben den Rahmen für die Exponate des ehemaligen Bremer Vulkan. Texthinweise auf beleuchteten wandhängenden Würfeln erläutern den Besuchern die Funktion, wie hier beispielhaft unter der „schiefen“ Wasserwaage dokumentiert.

       

     


Aber: Ein ganz besonderes „Highlight“:

Das großformatige Gemälde eines unbekannten Industriemalers aus den 30iger Jahren, der dem Werk damit bereits ein Denkmal setzte . . .

          Unsere Kassenwartin, Monika Gorn, betrachtet respektvoll dieses großartige Werk

Das Gemälde wurde anlässlich der Produktionsstilllegung im Jahre 2009 dem Focke
Museum vermacht. Es befand sich über 80 Jahre im Gebäude der techn. Verwaltung der BWK in Blumenthal.


Wege in die Ausstellung . . .

   




 ohne Worte 




                                                                     Inhalt










Ein Dankeschön an dieser Stelle an den Überbringer, Hans Uslar.


Straßenschild „Richard-Jung-Straße“

Am 13. April 2013 haben wir den 130igsten Gründungstag der BWK gefeiert und dem ehemaligen Generaldirektor der BWK, Richard Jung, eine Ausstellung gewidmet. In Anbetracht der außerordentlichen Verdienste, die sich Direktor Richard Jung um die Entwicklung der Bremer Woll-Kämmerei und um die Entwicklung Blumenthals verdient gemacht hat, wurde ihm im Jahre 1935 zu seinem 70. Geburtstag am 12. Mai vom damaligen Gemeinderat die Ehrenbürgerurkunde von Blumenthal verliehen.

Um die Erinnerung an diesen für Blumenthal so wichtigen Bürger wach zu halten, sollte das Straßenschild der „Richard-Jung-Straße“ um einen entsprechenden Hinweis ergänzt werden:


Richard Jung (1865 – 1936), langjähriger Direktor der Bremer Woll-Kämmerei AG
und Ehrenbürger von Bremen-Blumenthal

Dieses haben wir in einem Bürgerantrag am 06.05.2013 dem Blumenthaler Beirat vorgetragen.

Das Ergebnis sehen Sie hier!




Darüber hinaus sollte in der offiziellen Internetseite von Bremen-Blumenthal eine Rubrik über den Ehrenbürger von Blumenthal eröffnet werden. Auch diese unsere Forderung wurde zwischenzeitlich umgesetzt. Der folgende Link führt Sie zu dem Text.
  


Mitglieder stellen sich vor

In dieser Ausgabe:

1. Schriftführerin Gabriele (Gaby) Schüssler und 2. Dr. Reinhard Landwehr.

Vielen ist Gaby Schüssler in Bremen-Nord bekannt, aber noch nicht allen, daher hier ihr Antlitz:

                            


Mein Portrait:

Ich bin 54 Jahre alt, verheiratet und habe drei erw. Söhne und einen Enkelsohn.
In meinem Leben habe ich fünf Berufe erlernt, unter anderem Erzieherin und Bürokauffrau. Zurzeit bin ich ehrenamtlich als Fußballtrainerin beim Blumenthaler SV tätig. Dort trainiere ich mit meinem Mann zusammen drei Mädchenmannschaften.

Politisch engagiere ich mich in der SPD. Zum einen bin ich im Ortsverein Bremen-Rönnebeck, zum anderen im Beirat Blumenthal und darüber hinaus im geschäftsführenden Unterbezirksvorstand Bremen Nord als Schriftführerin tätig. Des Weiteren bin ich 1. Vorsitzende der ASF Bremen-Nord und stellv. Landesvorsitzende der ASF Bremen.

Auf den Förderverein bin ich auf der BreNor aufmerksam geworden und gleich beigetreten, da ich seine Zielsetzung „Dem Werk ein Denkmal setzen“ sehr wichtig für Bremen-Nord finde. Die Geschichte der BWK und ihre Leistungen für Bremen-Nord und seine Bewohner sollten nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund arbeite ich gerne ehrenamtlich im Förderverein mit.

Im geschäftsführenden Vorstand des Fördervereins bekleide ich ebenfalls die Funktion einer Schriftführerin.

Gaby Schüssler

Anmerkung EINBLICKE:

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Gaby nicht nur die „Schrift führt“, sondern auch im Mittwochsteam den Besen schwingt und für Ordnung in unseren Räumen sorgt . . .


Mein verschlungener Weg zum Förderverein

Von Reinhard Landwehr aus Lauenau im Kreis Schaumburg (Niedersachsen)

Da ich nie den Geruch einer Rohwollwäsche eingeatmet habe, keiner meiner Verwandten in der Bremer Wollkämmerei gearbeitet hat und ich nicht einmal eine Aktie dieses Blumenthaler Weltunternehmens in meinem Depot hatte, bin ich sicherlich kein typisches Vereinsmitglied. Nach meinem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften habe ich mich allerdings während meiner Berufszeit in Bielefeld für die Geschichte der dortigen Leinenindustrie und die Umwandlung der alten Fabrikgebäude interessiert und teilweise miterlebt, so die Umwandlung der Ravensberger Spinnerei in eine Volkshochschule und ein Historisches Museum sowie der Bielefelder Webereien in ein SB-Warenhaus. Gleichzeitig konnte ich die Verlagerung der industriellen Arbeitsplätze in der Bekleidungsindustrie verfolgen, sodass in Bielefeld und einigen Nachbarorten heute so bekannte Firmen wie Ahlers, Brax, bugatti, Gerry Weber und Seidensticker vor allem gemanagt werden und zusätzlich an dem alten ostwestfälischen Firmensitz vielleicht noch Modellentwürfe in die Computer eingegeben und ein Teil der Logistik abwickelt wird. Auch hat mich in dieser Zeit ein Besuch des Industriemuseums in Delmenhorst einschließlich der restaurierten Fabrikgebäude beeindruckt, und ich habe mir dort die neue Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Nordwolle angesehen, die einst deutsche Börsen- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat.

Vor gut zwei Jahren haben dann die Beschwerden einer Erkrankung und die anschließenden ärztlichen Diagnosen meinen Altersplanungen praktisch ein Ende gesetzt, da eine erhoffte reale Erkundung von Sehenswürdigkeiten, wie sie unsere Erde zu bieten hat, unmöglich geworden ist.

                             In Bremens weiter Botanika-Welt

Seitdem ist das Internet mein interaktives Tor zur Welt geworden, für das ich mir eine Schreibtherapie verordnet habe. Erste Versuche bezogen sich auf Persönlichkeitstypologien und unterschiedliche Anlagestrategien auf dem Aktienmarkt, bevor ich vor knapp einem Jahr Bremen und Blumenthal als spannende Themen entdeckt habe. Damit kann ich an eine lange berufliche Tätigkeit in der Stadt- und Regionalforschung anknüpfen und zu einer Diskussion beitragen, die ich nach ersten Hinweisen von einer Bekannten aus Blumenthal für notwendig gehalten habe. Das galt zunächst für das wenig transparente Verhalten der Bremer Umweltbehörde gegenüber den Kontaminationen durch das Tanklager Farge, später dann für die schleppende Bearbeitung des sozialen Brennpunktes an der George-Albrecht-Straße und last but not least für die wechselvolle Industriegeschichte vom Aufstieg und Fall des einst größten Kämmereistandorts der Welt und der angestrebten künftigen Nutzung des alten Werksgeländes.

Da die Resonanz auf die Beiträge nicht nur gemessen in der Zahl der Seitenaufrufe für mich erfreulich ist und ständig neu motiviert hat, haben das Blog und Forum inzwischen einen Umfang erreicht hat, den ich anfangs nicht für möglich gehalten habe.

Aufgrund meines biografischen Hintergrunds interessieren mich an der Geschichte der Wollkämmerei einige Aspekte, die für andere Vereinsmitglieder vermutlich weniger im Vordergrund stehen. So möchte ich nicht nur den Geschäftsverlauf der BWK seit ihren Anfängen nachzeichnen, sondern gleichzeitig Antworten auf einzelne diffizile Teilfragen finden. Das gilt für eine Suche nach Strategien, die das Ende der BWK möglicherweise verhindert hätten, die tatsächliche Effektivität der ungewöhnlichen Kostensenkungsmaßnahmen durch spezielle Verfahren bei der Energieversorgung und Abfallverwertung, eine Prüfung der Vorteile, die Elders tatsächlich durch die Übernahme und das Herausdrängen der freien Aktionäre hatte, sowie nicht zuletzt auch die angeblich alternativlose Ausweisung des alten Betriebsareals als Industrie– und Gewerbegebiet, also das Votum für einen Weg, den keine andere Stadt, die ich kenne, mit zur Disposition stehenden alten Industriearealen in der Nähe ihres Ortszentrums gegangen ist.

Da ich im Rahmen meiner Schreibtherapie die gefundenen Antworten als Texte niederschreibe und in das Blog stelle, sind dort die Beiträge zur BWK inzwischen schon fast auf der Umfang eines kleinen E-Books angewachsen, für das noch weitere Artikel bzw. Kapitel in Arbeit bzw. relativ fest geplant sind.

Das soll jedoch keine einseitig verzerrte Sicht der BWK-Realität durch einen fernen Beobachter werden. Daher ist mir der Kontakt zum Förderverein Kämmereimuseum sehr wichtig. Außerdem möchte ich die Diskussion zu den Themenfeldern anregen. Dazu gibt es inzwischen eine Reihe von Möglichkeiten: ein Diskussionsforum (www.blumenthal.xobor.de), die Blogartikel (www.blumenthal-zeitung.blogspot.de), zu denen die Leser auch unten auf den Seiten ihre Kommentare abheben können, und seit Neuestem eine Seite bei Facebook (www.facebook.com/pages/Bremer-Woll-K%C3%A4mmerei-BWK/544220615646774 ), auf der man nicht nur sein „Like“ anklicken kann, sondern auch auf andere Angebote zur Bremer Wollkämmerei hingewiesen wird wie den Artikel im Online-Lexikon wikipedia und die Kurzdarstellung aller unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen BWK-Gebäude.

                  Hinweis auf den Artikel über „Sir Charles“ bei Facebook


EINBLICKE empfiehlt:

Die Beiträge von Dr. Reinhard Landwehr in den o. a. Internetseiten sind nicht nur hochinformativ, sondern auch noch spannend zu lesen. Wir können nur jedem ans Herz legen, sich dort einmal einzulesen. Es lohnt sich!

Nachfrage beim Landesamt für Denkmalpflege

Unserem 2. Vorsitzenden, Detlef Adamus, plagten beim Anblick des Musterpflasters dunkle Vorahnungen: Sollte etwa das historische Kopfsteinpflaster aus den Gründungsjahren der BWK rausgerissen und ersetzt werden? Seine Forderung: Das Landesamt soll Licht ins Dunkel bringen!








  




















Eine Mail wurde umgehend abgesetzt:

Sehr geehrter Herr Struwe,

am BWK-Gebäude 43/44 wurden Pflastersteine für die "historische Achse" zur Ansicht ausgelegt (s. anl. Fotos).
Beim Betrachten dieser neuen Kollektion Steine stellte sich mir eine Frage im Zusammenhang mit Ihrem Denkmalschutzbericht Sk/Kg v. 2. April 2012:
Ihr Bericht beinhaltet lediglich die unter Denkmalschutz stehenden BWK-Gebäude, nicht aber das Kopfsteinpflaster in der Zuwegung aus - wie ich meine - der Gründungszeit.
Warum eigentlich nicht?
Das anl. Foto mit Dir. Richard Jung stammt von 1928, Jung´s 40jähriges Jubiläum.
Es gibt Städte, die würden sich m. E. darum reißen, so eine Kopfsteinpflasterung zu besitzen.
Wissen Sie, was mit den Steinen passiert?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

Sehr geehrter Herr Gorn,

die Mustersteine sollen ab der ehem. technischen Verwaltung bis runter zur Weser neu verlegt werden. In der anderen Richtung, wird das vorhanden Großpflaster aufgenommen und nachdem alle Grundleitungen etc. verlegt worden sind, wieder eingebaut. So bleibt zumindest im Eingangsbereich das alte Pflaster erhalten.

Ottmar Struwe , Dipl.-Ing. Architekt, Landesamt für Denkmalpflege


EINBLICKE gibt Ausblicke

Unser historischer sw-Film von 1937 über die BWK wird in der Reihe „Erzähl-Cafe“ des DOKU Blumenthal einer breiteren Öffentlichkeit vorgeführt – und zwar erstmalig in der zwischenzeitlich vertonten Fassung. Der Termin wird rechtzeitig in den hiesigen Medien bekannt gegeben.

Die Teamarbeit, die immer am Mittwoch um 18 Uhr in der Ausstellung stattfand, macht im Dezember und Januar eine kurze „Winterpause“. Am 5. Februar 2014 geht´s dann wieder mit vereinten Kräften richtig zur Sache.

 Leserbriefe


BLV am 18.09.2013 

       BLV am 30.10.2013



Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere EINBLICKE in Ihrem Netzwerk verteilen und den einen oder anderen zu einem Vereinsbeitritt für 83,3 Cent pro Monat bewegen könnten.

Warum?

Wir machen es für Blumenthal und für die nachfolgenden Generationen!

Unser Motto: Dem Werk ein Denkmal setzen!

 Anschrift des Vereins:

Förderverein Kämmereimuseum Blumenthal e. V.
An der Lehmkuhle 18 a, 28777 Bremen

Kontakt:

Tel. 04 21 – 60 52 71
Mail: dgorn@t-online.de
  
erstellt:

Detlef Gorn, 1. Vorsitzender
  
Erscheinungsdatum: 13.11.2013

  

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