E I N B L I C K E
in die Vereinsarbeit des Fördervereins Kämmereimuseum
Blumenthal e. V.
für
Vereinsmitglieder und Interessierte
Nr. 4
Liebe Mitglieder und Interessierte,
„Wohin mit dem Bock?“. Diese provokante Frage stellte unsere
Lokalredakteurin von der Wochenzeit „Das BLV“, Regina Drieling, ihren Lesern
und Leserinnen und überbrückte damit gekonnt in gewohnter journalistischer Manier
ein mögliches „Sommerloch“. Eine kleine Nachbetrachtung hierzu:
Wohin mit dem Bock?
Aufgrund der umfangreichen
Umbauarbeiten im Bereich des neugestalteten Busbahnhofs Blumenthal, muss das
ehemalige BWK-Wahrzeichen „Sir Charles“ seinen derzeitigen Platz „bei Ständer“
räumen. Das war für uns Anlass, einen entsprechenden Bürgerantrag zu stellen,
damit rechtzeitig ein neuer Platz für Sir Charles geplant wird.
Standortvorschlag aus unseren Reihen: Der BWK-Eingangsbereich und zukünftiger Eingangsbereich
des historischen Ensembles (s. Fotomontage).
Eingangsbereich
Landrat-Christians-Str. 95
Regina Drieling, hiesige
Lokalredakteurin bei der Wochenzeitung „Das BLV“ berichtete hierüber bereits 7
Tage später am 31. Juli ihren Lesern: Keinen
Bock auf Zerstörung
Das war aber noch nicht alles. Mit
dem Instinkt für eine gute Story legte Regina Drieling nach: „Vereine sind „scharf“ aufs Schaf“ war
ihr Beitrag in der Ausgabe vom 21.08.13, wobei sie ihren Lesern mit dem
Förderverein Wätjens Park einen angeblichen Konkurrenten ins Spiel brachte und
das Instrument einer Bürgerbefragung schon für eine der nächsten Ausgabe im
Blick hatte. Und tatsächlich: Am 28.08.13 folgte dann die alles endscheidende
Frage: Wohin mit dem Bock? Den beiden
„konkurrierenden“ Fördervereinsvorsitzenden hatte Regina Drieling eine gleiche
Menge Buchstaben für ihre Argumente vorgegeben. Die „Gastkommentare“
präsentierte sie ihren Lesern mit der Bitte, hierüber abzustimmen. Am 04.09.
war es dann endlich soweit: Das Ergebnis las sich wie folgt: „Sir Charles“ gehört zur BWK und war
ein eindeutiges Leservotum für den zukünftigen Standort.
Wie bei einer solchen Thematik zu
erwarten, gab es im Nachgang am 18.09.13 noch zwei Leserbriefe (siehe weiter unten !).
Gastkommentar am 28.08.2013 in der
BLV
Glasnegative entschlüsselt
Aus dem Fundus der erhalten gebliebenen ca. 300 historischen
Glasnegativen der BWK haben wir zwei herausgegriffen und, nachdem wir sie „ins
Positive“ umgewandelt haben, einmal näher betrachtet. Ein Glasnegativ war mit
dem Wort „Konditionierung“ überschrieben, das zweite mit „Technische
Verwaltung“.
„Konditionierung“
Nicht nur der Ausdruck „Konditionierung“ klang geheimnisvoll
und machte neugierig, das Foto an sich fesselt den Betrachter immer wieder aufs
Neue: Neun Geräte, der Laie würde Waagen vermuten, stehen nebeneinander gereiht
auf den Arbeitstischen. Auf der linken Seite der Geräte zeichnen sich
schemenhaft gläserne Behältnisse (?) ab, rechts daneben scheinen jeweils
Zettel, aufgespickt zu Blöcken, die Woll-Partie zu bestimmen. Vorne links im
Bild fallen dem Betrachter sofort die drei „Kurbelmaschinen“ ins Auge.
Beim zweiten Bild erkennt man nun deutlich die Ansätze von
Kammzug, die in dem Tisch in Fächern fein säuberlich einsortiert sind.
Kammzugproben wurden bekanntlich am Ende des letzten Produktionsprozesses gezogen und mittels
einer verdeckelten Blechkanne („Milchkanne“) umgehend in die
Konditionierabteilung „zur Bestimmung der Kondition“ gebracht. Näheres hierzu
im Abschnitt „Ein Zeitzeuge berichtet – Helmut Prigge“.
Die auf den Fotos abgebildeten Personen scheinen ganz
vertieft in ihrer Arbeit und lassen sich auch nicht vom Fotografen ablenken.
Überhaupt scheint hier alles akkurat und penibel sauber und aufgeräumt.
Ein Zeitzeuge berichtet - Helmut Prigge
Die Freude war bei dem Vorsitzenden Detlef Gorn groß, als
unser Vereinsmitglied Helmut Prigge „seine Kurbelmaschine“ dem Förderverein als
Geschenk übergab, nicht ohne vorher noch einmal damit eine schwierige
Rechenaufgabe zu lösen. Gelernt ist halt gelernt . . .
Helmut
Prigge beim Multiplizieren mit seiner mechanischen Rechenmaschine
Beim Betrachten der beiden Fotos aus der Konditionierung
taute Helmut Prigge langsam auf und begann zu erzählen:
Unten im
Hauptkontor-Keller (Anmerkung EINBLICKE: im Gebäude der kaufm. Verwaltung;
heute Gill) da war der „Musterschauraum“,
darum das große Fenster zu dem Sir Charles hin und da gegenüber, auch im
Keller, da waren die ganzen Fächer für die Muster. Es gab Eigner, die wollten
von jedem Arbeitsprozess eine Probe zur Dokumentation: Ein Stückchen vom
Ursprung, d. h. wie die „Rohwolle“ angeliefert wurde, dann ein Stückchen nach
dem Krempeln, dem Plätten, dem Verkämmen usw. Das wurde alles fein säuberlich
in Fächern in einem „Schuhkarton“ eine ganze Zeit lang aufbewahrt, falls
Reklamationen aufkommen. Daneben war das sogenannte „Musterzimmer“. Leiter war
seinerzeit Emil Köhler mit seinen 5 bis 6 Leuten (in seinen besten Zeiten in
den 50iger Jahren waren im Musterzimmer 10 bis 15 Leute beschäftigt). Die
Muster waren sogenannte „Proben“; sie wurden von der Abteilung „Verfügung“ - heute
würde man „Lagerverwaltung“ dazu sagen - im Auftrage des Eigentümers an die
Kundschaft (Spinnereien) verschickt. Die Muster waren Wollproben vom fertigen
Kammzug („Fertigprodukt“) und zwar von allen Partien.
Kleine Proben – ca. ½
Meter vom Kammzugband - wurden immer „abgezwackt“ für den Fall, dass
Reklamationen aufkommen.
Wenn ein Kunde der BWK
kam und sagte, er möchte seine Partie verkaufen, er bräuchte aber erst einmal
ein Muster „zum Anbieten“, dann kam dieser Kundenauftrag in die Verwaltung mit
Namen „Verfügung“. Die Abteilung „Verfügung“, die in den 60iger Jahren aus ca.
28 Mann bestand, beauftragte daraufhin das Musterzimmer, eine bestimmte Menge
kg von der fertigen Partie zu ziehen. Die Kollegen vom Musterzimmer begaben
sich dann mit einem Musterhohlkorb in den Betrieb, gingen an die Ballen ran,
schnitten diesen auf und zogen die
entsprechende Mustermenge Wolle heraus. Das konnte ein ganzer Bumps sein oder
ein kg oder auch nur 200 g sein. Die Buchführung für den Musterversand war
Aufgabe der Lagerverwaltung („Verfügung“), die für die Lagerbuchhaltung der
Partien verantwortlich zeichnete. Jedes Gramm, welches dem Ballen entnommen
wurde, musste akribisch dokumentiert werden.
Anmerkung EINBLICKE: Die Verfügung bestand z. Zt. Herrn
Prigges aus 14 Kräften: Herr Prigge wurde später deren Leiter. Er leitete die
Abteilung 26 Jahre lang!
Helmut Prigge weiter:
Eine Partie bestand z.
B. aus 5 t = 5.000 kg Kammzug. Im letzten Ballen von dieser Partie waren auch
kleinere Spulen (1 - u. 2 kg – Spulen) drin und zwar von der Vorbereitung mit
eingebaut für den Fall einer Bemusterung, damit nicht immer Muster angefertigt
werden mussten. Daher wurde jeder zu einer Partie gehörende Ballen exakt
benummert, um den letzten Ballen bei einem Musterbedarf sofort anzusteuern, zu
öffnen, die Musterspulen zu entnehmen und abschließend wieder zuzunähen. Im
Musterzimmer wurden die Muster im Auftrage der Verfügung versandfertig verpackt
und zum vom Kunden bestimmten Empfänger versandt.
Manchmal konnte es
über ein Jahr dauern, bis der Kunde seine Partie verkaufen konnte. Seine Ballen
lagerten in dieser Zeit auf den BWK-Lagerplätzen, die von der „Verfügung“
mittels Lagerbuchhaltung für den Kunden verwaltet wurden. Wenn die Musterspulen
nicht reichten, dann wurden mittels einer kleinen separaten Wickelmaschine neue
Spulen gefertigt.
Die Verfügung kannte
wohl den Kunden, die dazugehörige Partie und die Mengen, nicht aber den
Lagerplatz. Für die Verwaltung des Lagerplatzes war das Lagerkontor
(„Lagerverwaltung“) zuständig.
Ausgekämmte
Kurzfasern, die nicht auf Spulen bzw. Bumpsen aufgezogen waren, wie der
Kammzug, wurden in Ballen gepresst und ebenfalls für den Kunden gelagert und
nachgewiesen.
Helmut Prigge zu Los-
und Partienummer/Lagerbuchhaltung
Wenn die Rohwolle
eines Kunden reinkommt, dann bekommt sie erst einmal eine Losnummer. Das war
Aufgabe des Sortierkontors. Das Sortierkontor hat die Rohwolle verwaltet. Ihre
Räumlichkeiten waren z. B. im Gebäude 43 unter der Sortierung und über dem
Zahlkontor.
Der Kunde entscheidet
und gibt vor, welche Feinheiten er sortiert haben möchte. Nach der Sortierung
bekommt man ein genaues Mengenergebnis. Unterschiedliche Feinheiten kann man
nun zu einer Partie zusammenfassen, wenn es sich z. B. nicht lohnt,
„Kleinmengen“ als separate Partie zu kämmen. Drei bis vier verschiedene
Feinheiten gab es immer zu einem Los und somit Partien. Es kam auch vor, dass
Kleinmengen einer bestimmten Feinheit zurück gestellt wurden, bis neue Rohwolle
eintraf und sich diese Feinheitsstufe wieder ergänzte. Der Kunde hatte aber
auch die Möglichkeit, diese zurück gestellte Wolle an einen anderen Kunden zu
verkaufen. Diese „Eigentumsübertragung“ wurde dann von der Lagerbuchhaltung
ausgeführt. Das war der eigentliche Sinn der BWK-Lagerbuchhaltung; ein
rechtssicheres kundenspezifisches Nachweisverfahren. D. h. es wurde nicht nur
über das Endprodukt genau Buch geführt, sondern auch über die Rohwollen. Das
war Aufgabe des Sortierkontors.
Helmut Prigge zu Netto-
und Verkaufsgewicht
In den 40iger Jahren
wurde vieles noch im Kopf gerechnet (Anmerkung EINBLICKE: Helmut Prigge
fing 1941 bei der BWK an).
Mit Hilfe der
„Konditionierproben“ wurde ein Umrechnungsfaktor ermittelt. Der Faktor
ermöglichte es, dass „Nettogewicht“ des Kammzugs, welches durch
unterschiedliche Umgebungstemperaturen und Raumfeuchtigkeit im
Fertigungsprozess starken Schwankungen unterlag, in ein rechtssicheres
allgemein verbindliches „Verkaufsgewicht“, ermittelt am Herstellungstag,
umzurechnen. Das „Nettogewicht“ wurde durch Wiegen der Ballen nach der
Verpackung ermittelt; das Gewicht des Verpackungsmaterials, welches bekannt
war, wurde selbstverständlich abgezogen.
Warum war das so
wichtig?
Um das Kämmen der
Wolle zu vereinfachen, wurde diese künstlich leicht befeuchtet (auch beim
Menschen lassen sich leicht befeuchtete Haare besser kämmen). In den Kammsälen
waren Düsen installiert, die ständig „Sprühnebel“ erzeugten und den Saal damit
befeuchteten. Nasse Wolle ist bekanntlich schwerer als trockene. Hätte man
dieses Wollgewicht als Grundlage für die Abrechnung genommen, dann wäre der
Ärger vorprogrammiert: Der Wareneingang des Empfängers hätte bei der
angelieferten Wollpartie ein geringeres Gewicht gemessen, da sich der
Trockenprozess auf dem Transportweg bereits ausgewirkt hätte.
Es wurden immer für 3
Ballen Proben gezogen, das war so´n Schwanz Kammzug, die wurden in eine Kanne
aus Metall mit Deckel („Milchkanne“) gepackt und sofort, d. h.
„produktionszeitnah“, in die Abteilung „Konditionierung“ gebracht. Die
verdeckelte Metallkanne gab die Gewähr, dass die gezogenen Proben „unverfälscht“
die Konditionierung erreichten. Die Proben wurden an Ende des letzten
Produktionsprozesses an der Kammmaschine gezogen. In der Konditionierabteilung
wurde die Menge sofort („zeitnah“) gewogen. Das ermittelte Gewicht war das
sogenannte „Ursprungsgewicht. Dann kam die Probe in einen Trockenoffen und
wurde vollständig ausgetrocknet. Die Probe war nun vom gewichtsrelevanten
Wasseranteil befreit und wurde in diesem „Trockenzustand“ wieder gewogen. Auf
diesen „Trockenwert“ wurden nun18,25 Prozent draufgeschlagen. Das war der in
der Textilindustrie genormte allgemein gültige „Feuchtigkeitszuschlag“
(entsprach einer mittleren Raumfeuchte bei 20 ° C mit einer entsprechenden
relativen Luftfeuchte). Das „Ursprungsgewicht“
wurde nun ins Verhältnis gesetzt zum „Trockenwert + 18,25 %“. Mit diesem
„Verhältniswert“ wurde das „Verkaufsgewicht“ ermittelt, welches unanfechtbar
war.
Die „Verfügung“
erhielt von der Konditionierung die „Verhältniswerte“ in einer
„Konditionierliste“, wobei immer für 3 Ballen ein Verhältniswert ausgewiesen
war. Die Werte standen in Verbindung mit den Ballennummern. Nur so war es
möglich, dass man für z. B. Teillieferungen, d. h. für einzelne Ballen, die
entsprechenden Verkaufsgewichte „ballengerecht“ errechnen konnte.
Wurde der Ballen
ausgeliefert, dann wurde der „Konditionierschein“ bzw. „Konditionierliste“ als
„Begleitschein“ mitgeliefert. Die „Konditionierliste“ war Grundlage für die
Erstellung der Kundenrechnung. Kundenrechnungen wurden in der Abteilung
„Abrechnung“ gefertigt. Der Kunde erhielt den Lohnkostensatz und die
Durchschnittskosten für die Partie mitgeteilt. In der Schlussrechnung war detailliert
aufgeführt: Die Menge Eingangsmaterial (Rohwolle/Schweißwolle), die
Ergebnismenge Kammzug, Kämmlinge und Abgänge. Die Prozente wurden einzeln
ermittelt und in der Partieabrechnung ausgewiesen.
Nun brummt dem Zuhörer aber erst einmal der Kopf . . . .
Herr Prigge ist Jahrgang ´27 und wohnhaft in Bremen-Farge.
Anmerkung EINBLICKE: Beitrag wurde aus einem Tondokument
erstellt!
Historische Fotos aus dem Musterzimmer im Hauptkontor
(heute Fa. Gill)
Industriepraktikum 1963 bei der BWK
Dr. Manfred Wiegand aus Bremen-Rönnebeck übergab dem
Förderverein seine 43seitige Ausarbeitung, die er als Pädagogik-Student im IV.
Semester während seiner Praktikantenzeit bei der BWK erstellt hat. Die
Ausarbeitung enthält auch ein Kapitel über die „Fremdarbeiter in der Bremer
Woll-Kämmerei“ mit dem hier abgebildeten Foto. Blumenthaler erkennen natürlich
sofort, um welche Straße es sich hier handelt. Der parkende Kleinwagen ist
typisch für die damalige Zeit; ebenso seine aus Italien stammenden Bewohner,
die sich gerne in „ihrer Straße“ zu einem Plausch trafen.
George-Albrecht-Str.
1963
Die Ausarbeitung enthielt aber noch ein fotografisches
„Highlight“:
Eingang am
„Müllerloch“; rechts Kraftwerk 2
heutige Ansicht vom E-Center aus betrachtet
Buongiorno Guido
Etwas verloren stand er schon da vor dem geschlossenen
Eingangstor der BWK und schien ein wenig in Gedanken versunken. Ich sollte
Recht behalten. Der schlanke sympathische Herr mit den weiß gewordenen Haaren
war aus Italien kommend auf Stippvisite in Blumenthal und – wie konnte es
anders sein – auf der Suche nach seiner alten Arbeitsstätte und einem blonden
Mädel aus Farge . . .
Folgende Mail von Guido erreichte uns im August:
Sehr geehrter Detlef, ich bin Guido der Italiener, die an
der Woll-Kämmerei erfüllt hat und wo ich etwa 45 Jahre Zeit vor gearbeitet,
machte mich eine große Freude, jemanden zu treffen, um über meine Vergangenheit
Erfahrung in Blumenthal sprechen, wird eine schöne Erinnerung für mich sein,
weitergegeben werden von Blumenthal nach so vielen Jahren. Das Dorf hat sich
nicht viel geändert, nur viele Häuser wurden abgerissen in George-Albrecht Str.
Diese Straße hat sich viel verändert und dann meiner großen Überraschung, finde
den Bahnhof einmal, um nach Bremen zu gehen es dauerte einen ganzen Tag mit dem
Bus.
Nochmals vielen Dank,
ich sende die Fotos und ich hoffe, Sie schickt mir seine.
Ciao von Guido Bizzini
Unsere Antwort:
Hallo lieber Guido,
schön zu lesen, dass es dir in deiner "alten Heimat" gefallen hat und du Blumenthal in guter Erinnerung behalten hattest. Natürlich waren die Mädchen aus Farge schon immer etwas ganz Besonderes - O sole mio . . .
Herzliche Grüße nach Italien
Detlef Gorn
schön zu lesen, dass es dir in deiner "alten Heimat" gefallen hat und du Blumenthal in guter Erinnerung behalten hattest. Natürlich waren die Mädchen aus Farge schon immer etwas ganz Besonderes - O sole mio . . .
Herzliche Grüße nach Italien
Detlef Gorn
Walter Delius besucht Ausstellung
Der Name „Delius“ ist in der Wollbranche ein Begriff. War
doch einer der Gründungsväter der Bremer Woll-Kämmerei neben Konsul George
Albrecht, Heinrich Clausen, Johannes Fritze und Joseph Hachez der Generalkonsul
F. W. Delius. Darauf angesprochen, ob da eine direkte Verwandtschaft besteht,
verneinte Walter Delius. Hier handelt es sich seines Wissens eher um „eine
Nebenlinie“, wie er sich bescheiden ausdrückte. Allerdings war sein Vater,
Heinrich Delius, von 1936 bis 1946 Vorstandsmitglied der BWK, neben Walter Jung
(Walter Jung ist ein Sohn von Richard Jung). Seine Mutter war wiederum eine
geborene Jung; die verwandtschaftlichen Beziehungen in der damaligen
Führungsetage der BWK waren daher unverkennbar.
Walter Delius war in Fachkreisen ein hochangesehener
Wollkaufmann und Lohn-Kämmer (nicht zu verwechseln mit „Kämmerer“, den Hüter
der Finanzen in einer Gemeinde).
Das folgende Foto zeigt Walter Delius beim Prüfen von Wolle.
Sein ehemaliger Geschäftspartner, Uwe Böhnisch, schaut ihm dabei über die
Schulter.
Beim Fachsimpeln: Uwe Böhnisch, Egbert
Baudis und Walter Delius
Ein visueller Zeitsprung
Das Foto zeigt Arbeiterinnen beim Werksunterricht im Keller
des Gebäudes 43 während des Krieges. Das Gebäude wurde mit einer starken
Splitterschutzmauer vor Einschlägen geschützt (hier vor den Fenstern sichtbar).
Zwischen
den Aufnahmen liegen gute 75 Jahre!
Heute befindet
sich an gleicher Stelle ein Herren-WC
Besuch vom DHB-Netzwerk
Nachdem uns das Bauamt Bremen-Nord und die WFB den Besuch
des DHB-Netzwerkes, Haushalt und Bildung, Ortsverband Bremen-Nord, gestattet
hatten, konnte es losgehen. Aufgeteilt in zwei Gruppen zu jeweils 16 Personen
wurden den Interessierten die gesammelten Exponate vorgeführt und erläutert. Im
Anschluss an den „theoretischen Teil“ konnten sich die Besucher den
historischen sw-Film von 1937 anschauen und zwar erstmalig in der nunmehr
vertonten Fassung - quasi als Premiere. Es gab nicht nur Lob, sondern darüber
hinaus auch noch nützliche Anregungen von den Mitgliedern des DHB-Netzwerkes,
denn viele darunter waren ehemalige aktive BWK´ler . . .
In den Gesichtern spiegelte sich der Wetterbericht „zwischen
heiter und wolkig“ . . .
Volontär bei der BWK – Uwe Böhnisch
Wollkaufmann Uwe Böhnisch berichtet über „seine
Volontärzeit“
Volontär, heute würde
man „Praktikant“ sagen. Beide Begriffe passen nicht genau auf die
Volontäre der BWK, aber ich bleibe bei dieser Bezeichnung, denn so nannte man
uns damals. Es gehörte zu einer vernünftigen Ausbildung als Wollmann, in der
BWK einige Monate in der Sortierung gearbeitet zu haben.
Es gab von 1920
bis Ende der 60er Jahre ca. 1.600 Volontäre. Die meisten Volontäre waren
die Söhne von Inhabern bedeutender Textilunternehmen aus der ganzen Welt. Sie
waren gut betucht. Die anderen waren junge Angestellte aus dem Wollhandel,
Spinnereien, Tuchfabriken. Diese Gruppe musste mit den Finanzen rechnen,
denn es gab keine Vergütung von der BWK. Das ist üblich bei Volontären. Ich
gehörte zur zweiten Gruppe.
Es ging uns aber allen
gut, denn die Schwächeren profitierten von den besser Gestellten.
Wir waren 16
Volontäre. Der Sinn unserer Anwesenheit war das Knüpfen von Kontakten. Das
funktionierte. Ich hatte noch über Jahrzehnte Verbindung zu den meisten aus
unserer Truppe. Das Sortieren und Lernen der Rohwolle wurde zwar ernst
genommen, aber wir waren ein tolles Team, und in der Entwicklung unserer
Freizeitkultur waren wir Meister.
Ich bin in Stuttgart
geboren. Meine Eltern wollten, dass ich zur Post gehe und im
Fernmeldewesen lernen sollte. Das wiederum wollte ich nicht. Dank meines
Zeugnisses mit Note 2,6 erledigte sich das von selbst. 2,5 war die Grenze.
Welch ein Glück. Ich lernte dann bei einer sehr großen Wollhandelsfirma in
Stuttgart. Für eine Wolllehre reichte 2,6. Es war eine harte Lehre. Rechte gab
es so gut wie keine. Dafür Pflichten. Das ging bis zum Hund des Chefs ausführen
vor Betriebsbeginn. Aber eben auch schon mit tollen Geschäftsreisen mit den
Chefs durch ganz Europa und mit viel Förderung durch Fortbildung.
Als die Lehre beendet
war, stand die BWK auf dem Programm. Dies gehörte wie selbstverständlich dazu.
Unsere Firma war
damals der größte Kunde der sogenannten Tuchwäsche.
Ich kam also in
Blumenthal an und wurde zu Herrn Hannes Wührmann („Papa Wührmann“)
gebracht. Mit Herrn Wührmann hatte ich schon lange telefonisch Kontakt, da er
für die „Tuchwäsche“ mit verantwortlich war. Er war sehr freundlich und
erklärte mir die Spielregeln. Hannes Wührmann war unser Betreuer, Herr Matthis
sein Assistent.
Ich wohnte in der
Schweizer Villa in Wätjens Park zusammen mit 6 anderen Volontären im oberen
Teil dieses herrlichen Hauses. Die anderen Volontäre wohnten privat über
Blumenthal verstreut. Wir hatten eine 50 Jahre alte Dame, Frau Lischke, die uns
versorgte mit Essen, Wäsche waschen, etc. Wir wurden perfekt versorgt, und sie
verstand es, uns zu ertragen. Sie hatte viel Humor.
Wir hatten einen
Volontär aus Südafrika, ein Bure, ein Weißer; sein Vorname war „Allen“. Er war
ein besonderer Typ. Frau Lischke nahm mich mal zur Seite. “Uwe, kannst du
dem „ Allen“ mal sagen, er soll nicht immer nackt in der Wohnung rumlaufen.
Das stört mich etwas“. Ich klärte das mit „Allen“, obwohl er nicht viel
Verständnis dafür hatte . . .
Im 1. Stock wohnte Herr Ing. Pfadt
Im Erdgeschoss war die
großzügige Wohnung vom Vorstand - Herrn Nicolaus H. Schilling.
Herr Schilling war
damals in der Textilwelt eine der bekanntesten Persönlichkeiten. Er war, als
ich einzog, auf Reisen. Man erwartete Respekt, wenn er wieder da war.
Da ging bei mir etwas
daneben.
Wir Volontäre hatten
ein etwas gestörtes Schlafverhalten. Selten war jemand vor 3 Uhr zuhause. Ich
kam an einem Sonnabend gegen 2 Uhr nach Hause, hatte aber keinen
Schlüssel. Das war kein Problem, denn irgendein Kollege musste ja noch kommen.
Auf der Treppe vor dem Eingang schlief ich dann ein. Geweckt wurde ich mit
einem Schulterklopfen von Herrn Schilling, der von seiner langen Reise
zurückkam. Er war sehr freundlich und empfahl mir, nachdem ich mich vorstellte,
doch eine bequemere Schlafmöglichkeit zu suchen.
Der spätere Abbruch
dieser Villa in einer Nacht- und Nebelaktion machte mich wütend.
Die Arbeit der
Volontäre bestand in erster Linie aus dem Sortieren der Rohwolle. Die
meisten anderen Bereiche durften wir nicht betreten. Geheim. Sortieren war
natürlich sehr interessant. Wir sahen und sortierten Wollen aus den großen
Produktionsländern, also Australien, Südafrika, Argentinien, Uruguay etc.
Hauptsächlich bekamen wir Auskünfte von den Meistern.
Wir führten ein
kleines Buch, in das wir das zu erwartende Ergebnis der Wolle nach der
Verkämmung eintrugen. Also: Feinheit, Länge, Rendement (das Ergebnis in
Prozent von Kammzug und Kämmling), z. B. wenn 100 kg Schweißwolle(Rohwolle)
verarbeitet werden, und es gibt 55 kg Wollkammzug + Kämmlinge, dann ist
das Rendement 55 %. Dieses Ergebnis ist wichtig für die Kalkulation.
Wir sollten um 8 Uhr
da sein. Waren wir auch. Meistens müde. So mancher legte ein Schlummerstündchen
in den großen Wollfächern ein. Auch die alte Kantine war beliebt zur
Überbrückung der Zeit bis zum Arbeitsende um 14 Uhr.
Jetzt begann die
Erholung von der schweren Arbeit. Viele hatten schon eine kleine
Freundin, weil man so am besten die Sprache lernen konnte. Manche trieben auch
Sport. So um 20 Uhr trafen sich einige im „Ständer“, einer herrlichen maritimen
Kneipe. Dann begann die Planung für den Abend. Wir hatten einen alten
Mercedes 170er. Es wurde dann entschieden z.B. nach Hamburg zu fahren.
Für die Ausländer hatte die Reeperbahn eine enorme Anziehungskraft. Ich fuhr
fast immer, da der Rest nicht mehr konnte. Dafür bekam ich etwas, denn ich war
immer knapp. Um 4 Uhr waren wir dann wieder in Blumenthal.
Die BWK– Führung
pflegte einen guten Kontakt besonders zu den Söhnen der Inhaber
großer Textil-Fabriken oder Wollhandlungen. Wir wurden auch
großzügig bewirtet bei Ausflügen mit der Geschäftsleitung bei Besuchen nach
Bremen.
So erinnere ich mich
an einen tollen Abend in dem berühmten „Astoria“. Das war etwas Besonderes. So
etwas hatten wir in Stuttgart damals nicht.
Ich erwähnte den
„Ständer“. Dieses Haus hat für mich eine besondere Bedeutung.
Es gab in der „
Waldschänke “ in der Nähe vom Krankenhaus an einem Sonnabend ein Treffen von
einem Turnverein. Ich war nicht da, dafür aber zwei hübsche Mädchen – und
das auch noch Schwestern. Die unterhielten sich und tanzten mit zwei
Volontären, einem Engländer (Roger Perkins) und einem Neuseeländer (Mike
Champion). Sie fanden sich alle nett und vereinbarten ein Treffen am
kommenden Mittwoch vor der maritimen „Kneipe“ Ständer, um gemeinsam ins Kino zu
gehen. Mike Champion bekam „leider“ eine Erkältung und konnte daher nicht
erscheinen. Er trat seinen Platz an mich ab.
Es war ein sehr schöner Abend. Es sollten noch viele schöne Tage
folgen, und in diesem Jahr sind wir 50 Jahre verheiratet.
Meine Schwiegereltern
hielten sich „Gott sei Dank“ nicht an den bekannten Spruch in Blumenthal:
„
Eltern, achtet auf eure Töchter, die Volontäre kommen!“
Nach der Volontärzeit
war ich noch 10 Jahre in der Firma in Stuttgart. Ich bekam dort mit 25 Jahren Prokura. 1972 kam ich mit
meiner Angetrauten zurück nach Blumenthal; im Gepäck hatten wir zwei Söhne. Im
gleichen Jahr machte ich mich im Wollhandel selbstständig.
Ich handelte
hauptsächlich mit „Europäische Wolle“. Dabei spielte die BWK immer eine
ganz große Rolle, denn ich ließ viel Wolle in Blumenthal verkämmen. 2005,
langsam etwas in die Jahre gekommen, verkaufte ich meine Firma an die
BWK-Elders Gruppe und war seitdem als Berater für die BWK und
anschließend für das Bremer Wollhandelskontor tätig.
Ich habe viel erlebt
und viel gesehen von der ganzen Welt und bin zufrieden. Als Fernmeldetechniker
von der Post wäre das bestimmt nicht so schön gewesen.
Die BWK gehört
für mich zu den großen Erlebnissen in meinem langen Berufsleben. Meistens sagen
die Wollleute ja nicht BWK, sondern nur einfach „Blumenthal“.
„Blumenthal“ war eines
der ersten Worte, das ich in meiner Lehre hörte.
Seit 55 Jahren habe
ich immer Kontakt zu diesem wohl bekanntesten wollverarbeitenden Betrieb auf
der Welt gehabt
Ich hoffe, dass der Gedanke des Fördervereins BWK-Museum, die
Erinnerung an diesen Textil-Giganten zu erhalten, weiterhin Erfolg hat.
Über den „Museumsrand“ geschaut
hier: Focke Museum
Das Focke Museum ist zu beneiden. Große helle Wandflächen
geben den Rahmen für die Exponate des ehemaligen Bremer Vulkan. Texthinweise
auf beleuchteten wandhängenden Würfeln erläutern den Besuchern die Funktion,
wie hier beispielhaft unter der „schiefen“ Wasserwaage dokumentiert.
Aber: Ein ganz besonderes „Highlight“:
Das großformatige Gemälde eines unbekannten Industriemalers
aus den 30iger Jahren, der dem Werk damit bereits ein Denkmal setzte . . .
Unsere
Kassenwartin, Monika Gorn, betrachtet respektvoll dieses großartige Werk
Das Gemälde wurde anlässlich der Produktionsstilllegung im
Jahre 2009 dem Focke
Museum vermacht. Es befand sich über 80 Jahre im Gebäude der techn. Verwaltung der BWK in Blumenthal.
Museum vermacht. Es befand sich über 80 Jahre im Gebäude der techn. Verwaltung der BWK in Blumenthal.
Wege in die Ausstellung . . .
ohne Worte
Inhalt
Ein Dankeschön an dieser Stelle an den Überbringer, Hans
Uslar.
Straßenschild „Richard-Jung-Straße“
Am 13. April 2013 haben wir den 130igsten Gründungstag der
BWK gefeiert und dem ehemaligen Generaldirektor der BWK, Richard Jung, eine
Ausstellung gewidmet. In Anbetracht der außerordentlichen Verdienste, die sich
Direktor Richard Jung um die Entwicklung der Bremer Woll-Kämmerei und um die
Entwicklung Blumenthals verdient gemacht hat, wurde ihm im Jahre 1935 zu seinem
70. Geburtstag am 12. Mai vom damaligen Gemeinderat die Ehrenbürgerurkunde von
Blumenthal verliehen.
Um die Erinnerung an diesen für Blumenthal so wichtigen
Bürger wach zu halten, sollte das Straßenschild der „Richard-Jung-Straße“ um
einen entsprechenden Hinweis ergänzt werden:
Richard Jung (1865 –
1936), langjähriger Direktor der Bremer Woll-Kämmerei AG
und Ehrenbürger von
Bremen-Blumenthal
Dieses haben wir in einem Bürgerantrag am 06.05.2013 dem
Blumenthaler Beirat vorgetragen.
Das Ergebnis sehen Sie hier!
Darüber hinaus sollte in der offiziellen Internetseite von
Bremen-Blumenthal eine Rubrik über den Ehrenbürger von Blumenthal eröffnet
werden. Auch diese unsere Forderung wurde zwischenzeitlich umgesetzt. Der folgende Link führt Sie zu dem Text.
Mitglieder stellen sich vor
In dieser Ausgabe:
1. Schriftführerin Gabriele (Gaby) Schüssler und 2. Dr.
Reinhard
Landwehr.
Vielen ist Gaby Schüssler in Bremen-Nord bekannt, aber noch
nicht allen, daher hier ihr Antlitz:
Mein Portrait:
Ich bin 54 Jahre alt,
verheiratet und habe drei erw. Söhne und einen Enkelsohn.
In meinem Leben habe ich
fünf Berufe erlernt, unter anderem Erzieherin und Bürokauffrau. Zurzeit bin ich
ehrenamtlich als Fußballtrainerin beim Blumenthaler SV tätig. Dort trainiere
ich mit meinem Mann zusammen drei Mädchenmannschaften.
Politisch engagiere ich
mich in der SPD. Zum einen bin ich im Ortsverein Bremen-Rönnebeck, zum anderen im
Beirat Blumenthal und darüber hinaus im geschäftsführenden Unterbezirksvorstand
Bremen Nord als Schriftführerin tätig. Des Weiteren bin ich 1. Vorsitzende der
ASF Bremen-Nord und stellv. Landesvorsitzende der ASF Bremen.
Auf den Förderverein bin
ich auf der BreNor aufmerksam geworden und gleich beigetreten, da ich seine
Zielsetzung „Dem Werk ein Denkmal setzen“ sehr wichtig für Bremen-Nord finde.
Die Geschichte der BWK und ihre Leistungen für Bremen-Nord und seine Bewohner
sollten nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund arbeite ich gerne ehrenamtlich
im Förderverein mit.
Im geschäftsführenden
Vorstand des Fördervereins bekleide ich ebenfalls die Funktion einer
Schriftführerin.
Gaby Schüssler
Anmerkung EINBLICKE:
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass Gaby nicht nur die
„Schrift führt“, sondern auch im Mittwochsteam den Besen schwingt und für
Ordnung in unseren Räumen sorgt . . .
Mein verschlungener Weg zum Förderverein
Von Reinhard Landwehr aus Lauenau im Kreis Schaumburg
(Niedersachsen)
Da ich nie
den Geruch einer Rohwollwäsche eingeatmet habe, keiner meiner Verwandten in der
Bremer Wollkämmerei gearbeitet hat und ich nicht einmal eine Aktie dieses
Blumenthaler Weltunternehmens in meinem Depot hatte, bin ich sicherlich kein
typisches Vereinsmitglied. Nach meinem Studium der Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften habe ich mich allerdings während meiner Berufszeit in
Bielefeld für die Geschichte der dortigen Leinenindustrie und die Umwandlung
der alten Fabrikgebäude interessiert und teilweise miterlebt, so die Umwandlung
der Ravensberger Spinnerei in eine Volkshochschule und ein Historisches Museum
sowie der Bielefelder Webereien in ein SB-Warenhaus. Gleichzeitig konnte ich
die Verlagerung der industriellen Arbeitsplätze in der Bekleidungsindustrie
verfolgen, sodass in Bielefeld und einigen Nachbarorten heute so bekannte
Firmen wie Ahlers, Brax, bugatti, Gerry Weber und Seidensticker vor allem
gemanagt werden und zusätzlich an dem alten ostwestfälischen Firmensitz
vielleicht noch Modellentwürfe in die Computer eingegeben und ein Teil der Logistik
abwickelt wird. Auch hat mich in dieser Zeit ein Besuch des Industriemuseums in
Delmenhorst einschließlich der restaurierten Fabrikgebäude beeindruckt, und ich
habe mir dort die neue Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Nordwolle
angesehen, die einst deutsche Börsen- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben
hat.
Vor gut zwei Jahren
haben dann die Beschwerden einer Erkrankung und die anschließenden ärztlichen
Diagnosen meinen Altersplanungen praktisch ein Ende gesetzt, da eine erhoffte
reale Erkundung von Sehenswürdigkeiten, wie sie unsere Erde zu bieten hat,
unmöglich geworden ist.
In Bremens
weiter Botanika-Welt
Seitdem ist das Internet
mein interaktives Tor zur Welt geworden, für das ich mir eine Schreibtherapie
verordnet habe. Erste Versuche bezogen sich auf Persönlichkeitstypologien und
unterschiedliche Anlagestrategien auf dem Aktienmarkt, bevor ich vor knapp
einem Jahr Bremen und Blumenthal als spannende Themen entdeckt habe. Damit kann
ich an eine lange berufliche Tätigkeit in der Stadt- und Regionalforschung
anknüpfen und zu einer Diskussion beitragen, die ich nach ersten Hinweisen von
einer Bekannten aus Blumenthal für notwendig gehalten habe. Das galt zunächst
für das wenig transparente Verhalten der Bremer Umweltbehörde gegenüber den
Kontaminationen durch das Tanklager Farge, später dann für die schleppende
Bearbeitung des sozialen Brennpunktes an der George-Albrecht-Straße und last
but not least für die wechselvolle Industriegeschichte vom Aufstieg und Fall
des einst größten Kämmereistandorts der Welt und der angestrebten künftigen
Nutzung des alten Werksgeländes.
Da die Resonanz auf die
Beiträge nicht nur gemessen in der Zahl der Seitenaufrufe für mich erfreulich
ist und ständig neu motiviert hat, haben das Blog und Forum inzwischen einen
Umfang erreicht hat, den ich anfangs nicht für möglich gehalten habe.
Aufgrund meines
biografischen Hintergrunds interessieren mich an der Geschichte der
Wollkämmerei einige Aspekte, die für andere Vereinsmitglieder vermutlich
weniger im Vordergrund stehen. So möchte ich nicht nur den Geschäftsverlauf der
BWK seit ihren Anfängen nachzeichnen, sondern gleichzeitig Antworten auf
einzelne diffizile Teilfragen finden. Das gilt für eine Suche nach Strategien,
die das Ende der BWK möglicherweise verhindert hätten, die tatsächliche
Effektivität der ungewöhnlichen Kostensenkungsmaßnahmen durch spezielle
Verfahren bei der Energieversorgung und Abfallverwertung, eine Prüfung der
Vorteile, die Elders tatsächlich durch die Übernahme und das Herausdrängen der
freien Aktionäre hatte, sowie nicht zuletzt auch die angeblich alternativlose
Ausweisung des alten Betriebsareals als Industrie– und Gewerbegebiet, also das
Votum für einen Weg, den keine andere Stadt, die ich kenne, mit zur Disposition
stehenden alten Industriearealen in der Nähe ihres Ortszentrums gegangen ist.
Da ich im Rahmen meiner
Schreibtherapie die gefundenen Antworten als Texte niederschreibe und in das
Blog stelle, sind dort die Beiträge zur BWK inzwischen schon fast auf der
Umfang eines kleinen E-Books angewachsen, für das noch weitere Artikel bzw.
Kapitel in Arbeit bzw. relativ fest geplant sind.
Das soll jedoch keine
einseitig verzerrte Sicht der BWK-Realität durch einen fernen Beobachter
werden. Daher ist mir der Kontakt zum Förderverein Kämmereimuseum sehr wichtig.
Außerdem möchte ich die Diskussion zu den Themenfeldern anregen. Dazu gibt es
inzwischen eine Reihe von Möglichkeiten: ein Diskussionsforum (www.blumenthal.xobor.de), die Blogartikel (www.blumenthal-zeitung.blogspot.de), zu denen die Leser auch unten auf den Seiten ihre
Kommentare abheben können, und seit Neuestem eine Seite bei Facebook (www.facebook.com/pages/Bremer-Woll-K%C3%A4mmerei-BWK/544220615646774 ), auf der man nicht nur sein „Like“ anklicken kann,
sondern auch auf andere Angebote zur Bremer Wollkämmerei hingewiesen wird wie
den Artikel im Online-Lexikon wikipedia und die Kurzdarstellung aller unter
Denkmalschutz stehenden ehemaligen BWK-Gebäude.
Hinweis auf den Artikel über „Sir Charles“ bei Facebook
EINBLICKE empfiehlt:
Die Beiträge von Dr. Reinhard
Landwehr in den o. a. Internetseiten sind nicht nur hochinformativ, sondern
auch noch spannend zu lesen. Wir können nur jedem ans Herz legen, sich dort
einmal einzulesen. Es lohnt sich!
Nachfrage beim Landesamt für
Denkmalpflege
Unserem 2. Vorsitzenden, Detlef
Adamus, plagten beim Anblick des Musterpflasters dunkle Vorahnungen: Sollte
etwa das historische Kopfsteinpflaster aus den Gründungsjahren der BWK
rausgerissen und ersetzt werden? Seine Forderung: Das Landesamt soll Licht ins
Dunkel bringen!
Eine Mail wurde umgehend abgesetzt:
Sehr geehrter Herr
Struwe,
am BWK-Gebäude 43/44 wurden Pflastersteine für die "historische Achse" zur Ansicht ausgelegt (s. anl. Fotos).
Beim Betrachten dieser neuen Kollektion Steine stellte sich mir eine Frage im Zusammenhang mit Ihrem Denkmalschutzbericht Sk/Kg v. 2. April 2012:
Ihr Bericht beinhaltet lediglich die unter Denkmalschutz stehenden BWK-Gebäude, nicht aber das Kopfsteinpflaster in der Zuwegung aus - wie ich meine - der Gründungszeit.
Warum eigentlich nicht?
Das anl. Foto mit Dir. Richard Jung stammt von 1928, Jung´s 40jähriges Jubiläum.
Es gibt Städte, die würden sich m. E. darum reißen, so eine Kopfsteinpflasterung zu besitzen.
Wissen Sie, was mit den Steinen passiert?
am BWK-Gebäude 43/44 wurden Pflastersteine für die "historische Achse" zur Ansicht ausgelegt (s. anl. Fotos).
Beim Betrachten dieser neuen Kollektion Steine stellte sich mir eine Frage im Zusammenhang mit Ihrem Denkmalschutzbericht Sk/Kg v. 2. April 2012:
Ihr Bericht beinhaltet lediglich die unter Denkmalschutz stehenden BWK-Gebäude, nicht aber das Kopfsteinpflaster in der Zuwegung aus - wie ich meine - der Gründungszeit.
Warum eigentlich nicht?
Das anl. Foto mit Dir. Richard Jung stammt von 1928, Jung´s 40jähriges Jubiläum.
Es gibt Städte, die würden sich m. E. darum reißen, so eine Kopfsteinpflasterung zu besitzen.
Wissen Sie, was mit den Steinen passiert?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
Sehr geehrter Herr
Gorn,
die Mustersteine
sollen ab der ehem. technischen Verwaltung bis runter zur Weser neu verlegt
werden. In der anderen Richtung, wird das vorhanden Großpflaster aufgenommen
und nachdem alle Grundleitungen etc. verlegt worden sind, wieder eingebaut. So
bleibt zumindest im Eingangsbereich das alte Pflaster erhalten.
Ottmar Struwe , Dipl.-Ing. Architekt, Landesamt
für Denkmalpflege
EINBLICKE gibt Ausblicke
Unser historischer sw-Film von 1937 über die BWK wird in der
Reihe „Erzähl-Cafe“ des DOKU Blumenthal einer breiteren Öffentlichkeit
vorgeführt – und zwar erstmalig in der zwischenzeitlich vertonten Fassung. Der
Termin wird rechtzeitig in den hiesigen Medien bekannt gegeben.
Die Teamarbeit, die immer am Mittwoch um 18 Uhr in der
Ausstellung stattfand, macht im Dezember und Januar eine kurze „Winterpause“.
Am 5. Februar 2014 geht´s dann wieder mit vereinten Kräften richtig zur Sache.
Leserbriefe
BLV am 18.09.2013
BLV am 30.10.2013
Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere EINBLICKE in Ihrem Netzwerk verteilen und den einen oder anderen zu einem Vereinsbeitritt für 83,3 Cent pro Monat bewegen könnten.
Warum?
Wir machen es für Blumenthal
und für die nachfolgenden Generationen!
Unser Motto: Dem Werk
ein Denkmal setzen!
Förderverein Kämmereimuseum Blumenthal e. V.
An der Lehmkuhle 18 a, 28777 Bremen
Kontakt:
Tel. 04 21 – 60 52 71
Mail: dgorn@t-online.de
erstellt:
Detlef Gorn, 1. Vorsitzender
Erscheinungsdatum: 13.11.2013
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